Kyll-Gemeinden kämpfen künftig gemeinsam gegen Hochwasser

Gerolstein/Kordel · Die Kreise und Verbandsgemeinden im Einzugsgebiet der Kyll wollen sich im Januar 2011 zu einer Hochwasser-Partnerschaft zusammenschließen. Am Runden Tisch sollen Erfahrungen ausgetauscht, Planungen abgestimmt und Betroffene sensibilisiert werden.

 Die Kyll tritt auch in Gerolstein immer wieder über die Ufer. Auch Baumriesen an der Postbrücke in der Stadtmitte sind dabei schon eingeknickt. TV-Foto: Archiv/Gabi Vogelsberg

Die Kyll tritt auch in Gerolstein immer wieder über die Ufer. Auch Baumriesen an der Postbrücke in der Stadtmitte sind dabei schon eingeknickt. TV-Foto: Archiv/Gabi Vogelsberg

Die Kyll zeigte in den vergangenen Jahren ihr friedliches Gesicht. Aber sie kann auch anders. Das hat sie 1995 und zuletzt im Jahr 2003 bewiesen: Nach starken Regenfällen trat der längste Nebenfluss der Mosel (142 Kilometer) massiv über die Ufer und verursachte große Schäden an Gebäuden, Straßen, Wiesen und Feldern. Am schlimmsten betroffen war Kordel (Verbandsgemeinde Trier-Land); rund vier Millionen Euro sind dort seitdem in den Hochwasserschutz investiert worden. Auch stromaufwärts gab es Probleme: In Birresborn, Hüttingen, Mürlenbach und Densborn standen zahlreiche Straßen, Gärten oder Keller unter Wasser.

Doch was nützt der beste lokale Schutz, wenn anderenorts Wasser-Rückzugsgebiete in Flussauen zugebaut oder andere Umweltsünden begangen werden, die das Wasser beim nächsten Starkregen umso massiver zu Tal rauschen lassen?

Um künftig besser gegen Hochwasser gewappnet zu sein, wollen die Kreise Trier-Saarburg, Eifelkreis Bitburg-Prüm und Vulkaneifelkreis sowie Verbandsgemeinden und Städte im Januar auf freiwilliger Basis eine Hochwasserpartnerschaft gründen, eine Art Runden Tisch auf Verwaltungsebene, zu dem Fachleute und Betroffene hinzugezogen werden können.

Alle Anrainer sollen vertreten sein, angefangen von der Quelle im deutsch-belgischen Grenzraum über den Kronenburger See in Nordrhein-Westfalen bis zur Mündung in Trier-Ehrang.

Vernetzung der Anrainer ist wichtig



"Schon nach den Unwettern 2003 kam die Forderung auf, den Hochwasserschutz an der Kyll besser zu koordinieren", sagt Trier-Lands Bürgermeister Wolfgang Reiland, "jetzt ist es endlich so weit." Reiland hält die Vernetzung der Anrainer für wichtig: "Wir müssen Maßnahmen abstimmen. Wenn beispielsweise am Kronenburger See Wasser abgelassen wird, sollte man flussabwärts darauf vorbereitet sein."

Die Kyll-Partnerschaft ist die dritte im Einzugsbereich von Mosel und Saar; bisher existieren Verträge für die "Untere Blies" zwischen Saarland und Lothringen und die "Mittlere Saar", in der sich die Kommunen von fünf Saarzuflüssen zusammengeschlossen haben. In Planung sind Partnerschaften für den Bereich der Alzette (Luxemburg), die Untere Sauer und die Ruwer. Designierter Vorsitzender der Kyll-Initiative ist Bernd Spindler, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kyllburg. "Die Gemeinden wissen zu wenig übereinander", glaubt er. Es gehe in der Partnerschaft weniger darum, gemeinsame Bauprojekte umzusetzen, sondern um Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung für den Hochwasserschutz. Bernd Spindler sagt: "Wir hatten lange Ruhe und laufen Gefahr, das Problem zu verdängen." HINTERGRUNDHochwasser-Partnerschaften: Die Gründung von Hochwasser-Partnerschaften ist ein zentrales Anliegen der Europäischen Union. Sie unterstützt Maßnahmen in der Großregion Saarland, Lothringen, Rheinland-Pfalz und Luxemburg in den Jahren 2009 bis 2013 mit knapp 1,7 Millionen Euro, das sind 50 Prozent der gesamten Projektkosten. Aufgaben der Partnerschaft sind eine Stärkung des Bewusstseins für Hochwassergefahren bei Anwohnern, Landwirtschaft und Industrie, eine Anpassung der kommunalen Planungen, eine Abstimmung von Alarm- und Einsatzplänen, der Austausch von Wissen und Erfahrung sowie der Aufbau eines Netzwerks. Betreut wird die Partnerschaft von der Internationalen Kommission zum Schutz von Mosel und Saar mit Sitz in Trier. (alf)

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