Lärmschutzwand: Bahn kappt fünf Meter

Igel/Langsur · Die Pläne zum zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke zwischen Igel und Wasserbillig liegen seit einigen Tagen öffentlich aus. Jetzt, da die Bürger Einwände erheben dürfen, kommt die Bahn den Anwohnern entgegen: Die umstrittene Lärmschutzwand soll wesentlich niedriger werden.

Igel/Langsur. Machen die Igeler Bürger doch noch ihren Frieden mit dem zweigleisigen Ausbau, den die Deutsche Bahn AG im kommenden Jahr zwischen Igel und der Löwener Mühle (Grenze bei Wasserbillig) plant, um die Strecke leistungsfähiger zu machen? Es könnte sein. Denn die Bahn kommt den Anwohnern in dem Punkt entgegen, den diese am kritischsten sehen: der Lärmschutzwand (der TV berichtete).
Gemeinde befürchtet Park-Chaos


Der Damm sollte etwa drei Meter von den Gleisen entfernt errichtet werden und stellenweise bis zu sechs Meter hoch sein. Er würde damit Häuser, die mit dem Erdgeschoss ohnehin schon einige Meter unterhalb des Bahndamms liegen, fast ganz "zudecken" und den Räumen weiteres Licht nehmen. Der Alternativvorschlag der Bahn sieht vor, eine Mauer unmittelbar an die Gleise zu setzen und auf eine Höhe von 76 Zentimeter zu begrenzen. Jener Teil der Betroffenen, der kürzlich bei einer Versammlung davon erfahren hat, sieht das positiv. Auch Ortsbürgermeister Franz-Josef Scharfbillig sieht eine kleine Gabionenwand in Verbindung mit weiteren "passiven" Lärmschutzmaßnahmen an Häusern wie mehrfachverglaste Fenster als beste Lösung an. Allerdings traut er dem Braten noch nicht: "Die Bahn hat noch keine definitive Zusage gemacht."
Schon als die Bahn Ende Februar zum ersten Mal die Igeler über das Megaprojekt informierte, hatte Franz-Josef Kerber vom Bauträger DB Netz AG betont, die Anlieger hätten einen Anspruch auf eine Lärmschutzwand. Im Umkehrschluss bedeutet das: Besteht nur einer der rund 50 betroffenen Bürger auf die hohe Lärmschutzwand, dann wird sie vermutlich auch gebaut. Selbst dann, wenn die anderen 49 für die niedrige Gabionenwand sind.
Doch die Lärmschutzwand ist nicht das einzige ungelöste Problem im Zusammenhang mit dem etwa zwei Kilometer langen Ausbau, der im Frühjahr 2013 beginnen soll. Parallel zum zweiten Gleis läuft die Planung für einen neuen Außenbahnsteig am Bahnhof Igel. Ortsbürgermeister Scharfbillig begrüßt zwar ausdrücklich diesen "Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs", befürchtet aber, dass die Bahn die Gemeinde bei der Schaffung von Parkplätzen im Stich lässt. Scharfbillig: "Es ist nicht vorstellbar, dass im Jahre 2025 über einhundert Züge pro Tag in Igel halten und die Bürger der Bahnhofstraße im Verkehrschaos ersticken." Wann auch immer dieses Thema aufkomme, ignoriere die Bahn es. Wenn sich das nicht ändere, so Scharfbillig weiter, werde er dem Gemeinderat am kommenden Montag (19 Uhr) vorschlagen, im Anhörungsverfahren Widerspruch einzulegen. Im Übrigen bittet der Ortsbürgermeister auch die Bürger, ihre Interessen zu wahren. Die Planunterlagen - zusammengestellt vom Eisenbahn-Bundesamt in drei dicken Aktenordnern - können bei der Bauabteilung der Verbandsgemeindeverwaltung Trier-Land in Zimmer 308 bis zum 21. Dezember eingesehen werden. Alle Bürger, deren Belange durch das Vorhaben berührt werden, können bis zum 7. Januar 2013 Einwände gegen die Planung erheben.Meinung

Solidarität gefragt
Der Bahnausbau in Igel wirft eine grundsätzliche Frage auf: Darf man Rechte von Einzelnen beschneiden, wenn die Mehrheit anderer Meinung ist? Die Antwort ist eindeutig nein. Natürlich wäre es wünschenswert, wenn alle 50 vom Bahnausbau betroffenen Igeler Bürger solidarisch wären und sich auf die kleine Lösung bei der Lärmschutzwand einigen könnten. Immerhin hat die Bahn diese Alternative ins Spiel gebracht, was voraussetzt, dass der Schall durch eine kleine Mauer in Gleisnähe ähnlich effektiv abgeschottet werden kann wie bei einer entfernter stehenden Wand, die mehrere Meter hoch ist. Doch sollte nur ein Anwohner - am ehesten wäre das wohl jemand, der weiter vom Damm entfernt wohnt und die "Igeler Mauer" nicht vor der Nase hat - daran zweifeln und auf der großen Lösung bestehen, kann man ihn nicht aus dem Dorf jagen. Wer einen Rechtsstaat will, der muss auch Minderheiten-Meinungen tolerieren. a.follmann@volksfreund.deExtra

Vorhaben: Zweigleisiger Ausbau zwischen Igel und Grenze inklusive Erneuerung der Brücken über die K 3 (Richtung Steinbruch, Löwener Mühle) und die B 49 (Trierer Straße, separates Planfeststellungsverfahren). Ziele: Bessere Leistung und Betriebsqualität, kürzere Fahrzeiten Richtung Trier und Luxemburg, zusätzliche Züge können eingesetzt werden. Zeitplanung: Frühjahr 2013 bis 2015. Kosten: 19 Millionen Euro, davon zahlt der Staat Luxemburg acht Millionen Euro. Gutachten: Eine Umweltverträglichkeitsprüfung wird als verzichtbar angesehen. Bei einigen Gebäuden in der Trierer Straße und der Janzstraße werden die Beschattungs-Richtwerte (alte Lärmschutzplanung) nicht eingehalten. Untersuchungen zur Erschütterung haben ergeben, dass nach dem Ausbau keine "wesentliche Änderung" zur aktuellen (vorbelasteten) Situation eintritt. alf

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort