Landgericht verurteilt Rocker zu Haftstrafen

Trier · Das Landgericht Trier hat am Donnerstag drei Mitglieder des MC Lobo Saarburg, darunter auch den Präsidenten des Vereins, zu Freiheitsstrafen zwischen dreieinhalb und viereinhalb Jahren verurteilt. Die Lebensgefährtin eines Klubmitglieds hat eine Bewährungsstrafe bekommen. Sie haben im großen Stil mit Betäubungsmitteln gehandelt oder Dritten beim Handeln damit geholfen.

Trier. Zwei Polizisten, mit einer schusssicheren Weste geschützt, sitzen in der letzten Besucherreihe im Schwurgerichtssaal des Landgerichts. Sie beobachten konzentriert, was im Gerichtssaal vor sich geht. Von dem großen Aufgebot an Sicherheitskräften zu Prozessbeginn (der TV berichtete) ist am fünften Verhandlungstag kaum etwas übrig geblieben. Auch die Zahl der Verteidiger ist von damals sieben auf inzwischen vier geschrumpft. Und die Sicherheitsschleuse, durch die zu Prozessbeginn jeder Zuschauer durchgehen musste, ist verschwunden.
Nach nur 45 Minuten Beratung verkündet der Vorsitzende der dritten Großen Strafkammer, Armin Hardt, am Donnerstag das Urteil gegen drei Mitglieder des MC Lobo Saarburg (siehe Extra) sowie eine 33-jährige Frau, die in Konz mit einem Klubmitglied zusammenlebt. Der 45-jährige Vereinspräsident wird zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und sechs Monaten verurteilt. Er hat gestanden, dass er in einem Fall mit drei Kilogramm und in einem anderen Fall mit einem Kilo Amphetamin gehandelt hat. Außerdem hat er mit weiteren 500 Gramm dieser Droge aus rechtlicher Sicht gehandelt, obwohl er die gekaufte Menge wegen ihrer schlechten Qualität an den Händler zurückgegeben hat. Bei seiner Verhaftung Ende Juli 2012 hat er zudem ein 30 Zentimeter langes Messer über seinen Kopf gehalten und damit in Richtung der Polizeikräfte gedroht.
Neben der Strafe hat das Gericht für den Besitzer eines Tatoo-Studios im Landkreis Merzig-Wadern die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt angeordnet. "Der Angeklagte ist drogenabhängig, und die Straftaten stehen im unmittelbaren Zusammenhang mit dieser Abhängigkeit", sagt Hardt zur Begründung.
Drogen im Klubhaus deponiert


Der Vizepräsident des MC Lobo Saarburg wird zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und drei Monaten verurteilt. Er hat gestanden, dass er ein Vereinsmitglied mit dem Kauf von vier Kilogramm Betäubungsmitteln beauftragt hat. Auch an dem Geschäft mit dem minderwertigen Amphetamin war er beteiligt. Außerdem wurde bei seiner Festnahme in seiner Wohnung ein Springmesser gefunden.
Das Urteil gegen das dritte Klubmitglied, das vor der Großen Strafkammer des Landgerichts stand, lautet auf drei Jahre und sechs Monate. Der 54-Jährige hat gestanden, dass er im Auftrag des Vizepräsidenten vier Kilogramm Amphetamin erworben und im Klubhaus deponiert habe. Außerdem hat er zugegeben, fünf Gramm der Droge an eine Vertrauensperson der Polizei verkauft zu haben. "In Ihrem Fall wirkt sich deutlich strafverschärfend aus, dass Sie einschlägig vorbestraft sind", erklärt Hardt die Entscheidung der Kammer.
Das Urteil gegen die 33-jährige Lebensgefährtin des 54-Jährigen fällt deutlich niedriger aus. Sie wird zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr verurteilt. Gleich nach ihrer Verhaftung hatte die Frau mit der Polizei kooperiert. Als Kronzeugin hat sie laut Gericht wesentlich an der Aufklärung dieser Straftaten mitgewirkt, so dass sie "deutlich milder" zu bestrafen war, als wenn sie keinen Beitrag zur Aufklärung der Straftaten geleistet hätte.
Die Urteile sind nicht rechtskräftig.
Weitere Gerichtsberichte finden Sie im Internet unter www.volksfreund.de/gericht
Extra

Monika Peters, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Trier: "Der MC Lobo zählt mit vier Chaptern im Raum Trier sowie seiner Vernetzung mit weiteren Chaptern zu den mitgliederstärksten Motorradclubs in der Region." Die ersten Motorradclubs wurden in den USA bereits vor dem Zweiten Weltkrieg gegründet. In Abgrenzung zu anderen Motorradfahrern stellt das Motorradfahren für Rocker Teil eines gesamten Lebensstils dar, der sich oft bewusst von bürgerlichen Normen abgrenzt. Die Abgrenzung geschieht etwa durch entsprechendes Auftreten wie dem Tragen von Lederwesten, den sogenannten Kutten, mit auffälligen Kennzeichnungen in Klubfarben und Tätowierungen. Oft fahren überzeugte Rocker besonders modifizierte Motorräder. itz Quelle: Wikipedia

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