Landleben – eintönig?

TRIER/KANZEM. Unter dem Motto "Leben und Arbeiten im ländlichen Raum – Frauen und Familien schaffen Zukunft" lud die Landwirtschaftskammer in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft der Landfrauenverbände und der Katholischen Akademie zu einem zweitägigen Seminar nach Trier.

Landleben ist langweilig -, und wer etwas erleben will, muss in eine Stadt ziehen? Diesen mehr oder weniger gehaltvollen Vorurteilen wollten die Veranstalter des zweitägigen Seminars wirkungsvoll begegnen. Im besonderen Fokus standen die demografische Entwicklung und die Rolle der Frau im ländlichen Raum. Am ersten Tag des Seminars führten vor rund 50 Zuhörern drei Vorträge in die Problematik ein: "Das Thema geht jeden etwas an und betrifft die gesamte Gesellschaft", sagte die Trierer Abgeordnete des Europaparlaments, Christa Klaß (CDU) in einem Grußwort. "Kindererziehung und ehrenamtliches Engagement sind Themen, die vor allem von Frauen wahrgenommen werden." Die Entwicklung des ländlichen Raums sei, so Klaß, dann erfolgreich, wenn alle sich daran beteiligten. Mehr ältere Menschen, weniger junge

Katharina Zey-Wortmann von der Katholischen Akademie betonte den Zusammenhang des Tagungsthemas mit der katholischen Soziallehre: "Die vier Schwerpunkte der Soziallehre - Personalität, Solidarität, Subsidiarität und Gemeinwohl - bieten uns das entsprechende gesellschaftspolitische Instrumentarium für diesen Themenkomplex." Teilnehmer aus Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Wallonien, Luxemburg und Lothringen waren zur Tagung nach Trier angereist - diese fünf Regionen sind im europäischen "e-grade"-Programm engagiert, einem EU-Projekt zur "Vernetzung der Akteure ländlicher Entwicklung in der Großregion". Das zweitägige Seminar fand im Rahmen dieses Europa-Projekts statt, in dem jede der fünf Regionen abwechselnd eine derartige Veranstaltung organisiert - für Trier wurde das Thema "Frauen und Familien schaffen Zukunft" ausgewählt. Über Details des "e-grade"-Programms referierte Cécile de Blic, die Direktorin des "Carrefour des Pays Lorrains". Otmar Weber vom Umweltministerium des Saarlandes führte die demografische Entwicklung vor Augen: "Die Probleme der Bevölkerungsentwicklung treffen besonders die ländlichen Gebiete. Umfragen zeigen, dass gerade Dörfer mit bis zu 3000 Einwohnern am stärksten betroffen sind." Mehr ältere Menschen und weniger junge Beitragszahler seien für die Dörfer problematisch."Philosophischer Friedhofsgarten"

Ähnliches konstatierte der Trier-Saarburger Landrat Günther Schartz (CDU) in seiner Rede zur "Demografischen Entwicklung am Beispiel des Landkreises Trier-Saarburg". Den Abschluss des ersten Tages boten zwei Exkursionen: In Kanzem stellte die Regionalplanerin Rosa Vollmuth den "Philosophischen Friedhofsgarten" als Beispiel der "Werterhaltung der Lebensqualität im ländlichen Raum" vor. In Perl wurden Dorfentwicklungsprojekte präsentiert. Am zweiten Tag wurde auch explizit auf die Rolle der Frau in ländlichen Gebieten eingegangen. Im ersten der sechs Fachvorträge referierte Hilke Smit vom rheinland-pfälzischen Wirtschafts-, Verkehrs- und Landwirtschaftsministerium über das Thema "Vielfalt nutzen - Zukunft gemeinsam gestalten". Ihr folgten Vorträge zu den Themen "Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen der Region Müllerthal", "Grenzüberschreitende Kooperationen: Möglichkeiten, Herausforderungen, Unterstützung", "Landfrauenschulen: Arbeitskreis Vorderpfalz - Frauen, Beruf, Ehrenamt", sowie "Projekt Seniorenhilfe Meerfeld"."Mit vielen kleinen Schritten"

Den Abschluss bildete Rita Reiter, Beigeordnete der Gemeinde Metternich, mit einem Referat zum Thema "Frauen planen anders. Frauen sind aktiv in Projekten engagiert", sagte sie im Vorfeld gegenüber dem TV, "und Frauen sind nachhaltiger. Sie wollen Langfristiges bewirken und erreichen das mit vielen kleinen Schritten. Männern wäre diese Vorgehensweise meines Erachtens nicht so wichtig."

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