Landtagswahl Er rechnet mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen

Trier · Thorsten Wollscheid: Durch Fleiß und Zuverlässigkeit hat sich der 34-Jährige Mariahofer an die Spitze der Trierer CDU gearbeitet. Jetzt soll’s in den Landtag gehen.

 Thorsten Wollscheid, CDU-Wahlkreiskandidat für die Landtagswahl 2021 im Wahlkreis Trier.

Thorsten Wollscheid, CDU-Wahlkreiskandidat für die Landtagswahl 2021 im Wahlkreis Trier.

Foto: privat

Zumindest für jemanden, der Berufspolitiker werden will, wirkt Thorsten Wollscheid im Gespräch recht zurückhaltend. Zimperlich ist der 34-Jährige allerdings keineswegs: Als es 2018 auf Urlaubsschiffsreise ins Eismeer bei Spitzbergen geht, springt er zum Kurzbad ins arktisch kalte Wasser. Und zwar nicht etwa mit Neoprenanzug, sondern in der Badehose.

Und dass er beim Wanderausflug aufs nicht mehr ganz so ewige Eis durchaus auf den ein oder anderen Polarbären hätte treffen können, hält ihn auch von diesem Abenteuer nicht ab. Das Rüstzeug für einen Job in der Landespolitik, bei dem einem durchaus schon mal eisiger Wind entgegen wehen kann, bringt er also mit, könnte man sagen.

Zumal er das Geschäft schon länger kennt: Mit 16 Jahren tritt der gebürtige Trier-Süder in die CDU ein. Und zwar nicht, wie bei so vielen Jungpolitikern, weil auch die Eltern schon in der Partei sind. „Meine Eltern waren politisch nicht aktiv“, sagt Wollscheid. Vielmehr sei es ihm als Jugendlichem gegen den Strich gegangen, dass Deutschland damals – unter Rot-Grün und SPD-Kanzler Gerd Schröder – wirtschaftlich nicht gut dastand im europäischen Vergleich. „Und darüber wollte ich nicht nur meckern, sondern mich selbst engagieren.“

Seit der Kommunalwahl 2014 sitzt Wollscheid für die Trierer Christdemokraten im Stadtrat. Geschätzt für seine fleißige Arbeit im Hintergrund und seine Zuverlässigkeit arbeitet er sich aus der zweiten Reihe nach vorne. 2019 wählt ihn der Kreisverband zum Vorsitzenden – da ist er 32 Jahre alt.

Dass er gegen die starke SPD-Kandidatin Malu Dreyer den Wahlkreis Trier kaum wird gewinnen können, daraus macht er keinen Hehl. „Aber ich hoffe durchaus auf ein besseres Wahlkreisergebnis, als wir 2016 in Trier einfahren konnten“, sagt er. Damals holte Udo Köhler, immer noch Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, 25,3 Prozent. Auf Landesebene habe er „die Hoffnung“, dass die CDU stärkste Kraft wird. „Ich rechne mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen und dass wir mit um die 34 Prozent der Stimmen letztlich vor der SPD liegen werden.“ 34 Prozent – das könnte knapp für seinen Einzug ins Landesparlament reichen, Wollscheid kandidiert auf Platz 29 der Landesliste.

Es wäre nicht nur der Einstieg in den Vollzeitjob Politik, sondern auch ins Berufsleben. Denn sein Studium der Wirtschaftsmathematik hat der 34-Jährige immer noch nicht fertig. „Familiäre Gründe“ hätten den Abschluss verzögert, sagt er. Dahinter steckt der Tod der Mutter, als Wollscheid 23 Jahre alt ist. Anschließend pflegte er zu Hause seinen kranken Vater. Und um die demente Oma, die damals ebenfalls noch in ihrer Wohnung lebte, kümmerte er sich noch dazu.

Dass der Verfassungsgerichtshof der rheinland-pfälzischen Landesregierung aufgetragen hat, spätestens bis 2023 den kommunalen Finanzausgleich neu zu regeln, zeige, dass das Land die Kommunen nicht ausreichend finanziere. Um das zu verbessern, müsse die Geldmenge gar nicht insgesamt steigen. „Es wäre schon gut, wenn die Landesregierung die Mittel, die ihr vom Bund zur Verteilung an die Kommunen gestellt werden, auch an diese weiterleiten würde“, kritisiert Wollscheid.

Gefragt nach seinen drei wichtigsten politischen Feldern auf Landesebene (siehe Info) nimmt Wollscheid, der seit gut zehn Jahren auf Mariahof wohnt und seit 2013 mit der ehemaligen Trierer Weinkönigin Isabell Reiser-Wollscheid verheiratet ist, das Wort Verkehrspolitik übrigens nicht in den Mund. Seine potenziellen Fraktionskollegen im Landtag könnten das anders sehen. Aber rauen Bedingungen setzt der Trierer sich ja gerne aus – zumindest im Urlaub.

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