Langer Weg zum Ort der Ruhe

Noch bis November ist Geduld haben angesagt. Dann soll der Bischof-Stein-Platz fertig sein und eine der unansehnlichsten Stellen im Umfeld eines Weltkulturerbe-Monuments der Vergangenheit angehören.

Trier. Markus Groß-Morgen dürfte beim Besuch des Landesmuseums am Donnerstagabend eine gehörige Portion Wehmut verspürt haben. Der Chef des Dom-Museums war einer der gut 600 Gäste der offiziellen Eröffnung der Dauerausstellung (Bericht unten). Von solch einem Andrang im eigenen Haus kann der 51-Jährige derzeit nur träumen: "Wir sind leider momentan ziemlich abgeschnitten vom Rest der Altstadt. Viele Trierer glauben sogar, wir hätten vorübergehend geschlossen."

Anlass zu diesem Irrtum gibt die Großbaustelle neben dem Dom. Die Windstraße ist hin zum Domfreihof komplett gesperrt und damit das Museum nur über Umwege "hintenrum" zu erreichen. Folge: "20 Prozent Besucherrückgang seit Baubeginn im November", schätzt Groß-Morgen. Bedauern ja, aber von Ärger keine Spur, denn das Museum in der Windstraße dürfte ein Nutznießer des Bauprojekts werden. Das nämlich verwandelt die trostlose Fläche genau vor seinem Eingang in einen ansehnlichen Platz.

"Ungestörtes Weltkulturerbe-Erlebnis statt Blechlawine auf und um Parkplatz herum" könnte das Motto lauten. Die Heilig-Rock-Wallfahrt 2012 macht's möglich - und nötig.

Besucherschwund im Dom-Museum



Wie im Vorfeld der 1996er Ausstellung der bedeutendsten Trierer Reliquie der Domfreihof vom Autoverkehr befreit und ansehnlich gestaltet wurde, ist nun die Windstraße bis zur Einmündung der Straße Hinter dem Dom an der Reihe - einschließlich der bislang als Parkplatz dienenden Dreiecksfläche zwischen Museum und Dom. "Wir beheben einen städtebaulichen Missstand und gestalten den städtischen Platz neben dem Dom angemessen", sagt Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani. Das wollten ihr Vorgänger Peter Dietze und der damalige OB Helmut Schröer schon vor zehn Jahren, mussten das Projekt aber mangels finanzieller Masse auf die lange Bank schieben.

Nun drängt die Zeit. Erst verzögerte die späte Zuschuss-Zusage des Landes zu dem insgesamt 1,6 Millionen Euro kostenden Vorhaben die Ausschreibungen und Auftragsvergaben. Kaum waren die Bagger angerollt, musste die Baufirmen-Arbeitsgemeinschaft Schnorpfeil/Köhler (Trier) eine lange Frost-Zwangspause einlegen. Projektleiter Andreas Willkomm vom Stadt-Tiefbauamt ist dennoch zuversichtlich, den ehrgeizigen Zeitplan einhalten zu können: "Wenn nichts Gravierendes mehr dazwischen kommt, sind wir im November fertig."

Rechtzeitig vor der Wallfahrt (13. April bis 13. Mai 2012) präsentieren sich Windstraße und Platz analog zum Domfreihof mit Porphyr und heimischem Basalt gepflastert als "Ort der Ruhe", und die Heilig-Rock-Kapelle (nordöstlich an den Dom angebaut) ist direkt an den Platz angebunden, von dem sie jetzt noch ein Graben und eine Mauer trennen.

Der Name steht schon seit 2005 fest: Die Fläche neben dem Dom soll in Erinnerung an den Trierer Oberhirten und Ehrenbürger Dr. Bernhard Stein (1904 bis 1993) Bischof-Stein-Platz heißen. Neben Bänken soll darauf ein Denkmal für die in der Zeit des Nationalsozialmismus ermordeten Sinti und Roma stehen. Den Sieger des Gestaltungswettbewerbs ermittelt das Preisgericht im März.

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