"Lauter faule Eier"

TRIER. Das Ergebnis der Schadstoff-Messungen im Trierer Hafen hat Kommunalpolitiker auf den Plan gerufen. Am Montagabend informierten sich Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen beim Pfalzeler Bürgerverein und betroffenen Anwohnern.

 Die Schredderanlagen der Firma Steil stehen in Verdacht, für die Schadstoff-Belastung im Hafengebiet Trier mitverantwortlich zu sein. Im Hintergrund Einfamilienhäuser in Trier-Ruwer.Foto: Gabriela Böhm

Die Schredderanlagen der Firma Steil stehen in Verdacht, für die Schadstoff-Belastung im Hafengebiet Trier mitverantwortlich zu sein. Im Hintergrund Einfamilienhäuser in Trier-Ruwer.Foto: Gabriela Böhm

Die vom September 2004 bis Oktober 2005 durchgeführten Messungen im Trierer Hafen, Kenn, Ruwer und Pfalzel ergaben zum Teil erhebliche Überschreitungen der in der so genannten TA-Luft festgelegten Grenzwerte für Blei und Cadmium im Trierer Hafen sowie Pfalzel. Dabei betrugen die höchsten gemessenen Werte von Blei im Juni 2005 fast das Sechsfache der maximal zulässigen Belastung im Hafengebiet. Auch die Werte von Dioxinen, Furanen und PCB (Poly-Chlorierte Biphenyle) wurden im Hafengebiet deutlich überschritten. Die Ergebnisse der Messungen, die vom Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht (LUWG) durchgeführt wurden, "sind haargenau die gleichen, die wir ermittelt haben", sagt Professor Willy Werner von der Universität Trier und warnt: "Wenn man die Belastung jahrelang zulässt, kann es zu einer erheblichen Anreicherung im Boden kommen." Der Geobotaniker rät davon ab, im Umfeld des Trierer Hafens Blattgemüse anzubauen und dieses zu verzehren - das Waschen des Gemüses allein reiche oftmals nicht. Auch die Sicherheit von Sandkästen sei in Frage gestellt, "wenn der Sand nicht oft genug ausgetauscht wird". Nun müssten Maßnahmen gegen die Schadstoff-Niederschläge ergriffen werden - und zwar schnell. Die Ergebnisse der Messungen haben Politiker der Grünen alarmiert. Am Montagabend informierten Hans-Jürgen Wirtz und Jörg Seibert vom Pfalzeler Bürgerverein sowie Ruwerer Bürger die Kommunalpolitiker über ihren Kenntnisstand. In der Kritik standen das Trierer Stahlwerk (TSW), der Schrott verarbeitende Betrieb Steil sowie die Genehmigungs- und Überwachungsbehörden. Beide Firmen, insbesondere Steil, werden auch im Abschlussbericht des LUWG als Verursacher der Schadstoffbelastung vermutet."Produktion nahezu verdoppelt"

"Lauter faule Eier" machte Manfred Becker, grünes Stadtratsmitglied, infolge der Informationen aus. Nach Angaben des Bürgervereins nahm das TSW die Produktion nach einer Stilllegung ohne eine Umweltverträglichkeits-Prüfung auf. "Es gelten die gleichen Beschränkungen wie vor 30 Jahren, obwohl das Werk seine Produktion nahezu verdoppelte", monierte Wirtz. Die nicht überdachte Schredderanlage von Steil wurde genauso kritisiert wie die Umbau- und Erweiterungspläne des TSW - dessen Leistung soll zukünftig um fast das Vierfache steigen. Die offen gelagerten Schlackemengen im TSW würden zunehmen und näher an Pfalzel rücken, befürchtete Wirtz. Grünen-Stadtratsmitglied Gerd Dahm kritisierte die Standorte der Messpunkte. "Es ist ein Unding, dass in der Haupt-Windrichtung keine Messpunkte liegen", sagte er in Hinblick auf die umliegenden Schwemmland-Äcker. Die Pläne zum Umbau des TSW liegen noch bis Freitag, 27. Januar, im Ordnungsamt offen, Beschwerden sind bis 10. Februar möglich. "Schon jetzt werden bauliche Fakten geschaffen, obwohl das Werk noch keine Genehmigung hat", berichtete Seibert über bauliche Veränderungen an der Zufahrt zum TSW. Dies könne zu mehr Verkehr in Pfalzel führen, fürchtet der Bürgerverein. Nach Bildung einer Arbeitsgemeinschaft verständigten sich die grünen Politiker darauf, dem Umweltproblem mit "öffentlichkeitswirksamen Aktionen" zu begegnen und sich über Hintergründe zu informieren. Der Messbericht des LUWG steht im Internet unter den Adressen www.luwg.rlp.de und www.muf.rlp.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort