Léa Linster im Fass, Léas Wein im Glas

Trier · Wer Wein verkaufen will, muss kreativ sein: In Trier lassen sich Winzer deshalb für ein Ratespiel sogar in ein Fass stecken. In dieser Woche saß Sterneköchin Léa Linster drin.

Trier. Zweimal klopfen heißt ja, einmal quietschen heißt nein. Wer ist es wohl, der da verborgen im 80 Jahre alten, halbrund aufgeschnittenen Fuderfaß sitzt und Fragen von 34 Gästen im kleinen Trierer Weinlokal Weinsinnig beantwortet?
Fass X heißt die Veranstaltung, die eine noch recht neue Form ist, wie Winzer ihre Produkte in der Region vermarkten können. Weinsinnig-Chefin Manuela Schewe hat es geschafft, diesem heiteren Winzerraten eine Art Kultcharakter zu geben. Karten für die seit eineinhalb Jahren einmal monatlich stattfindende Runde sind oft nur schwer zu bekommen. Vor allem, wenn Schewe wie bei Fass X in dieser Woche zuvor geschickt unter ihren Stammgästen streut, im Fass sitze diesmal eine aus Funk und Fernsehen bekannte Persönlichkeit. Ob da etwa Saar-Winzer Günther Jauch …? Höchstspannung, während der Winzer zum Fass geführt wird und die Gäste rund drei Minuten ihre Augen hinter Masken verbergen müssen.
Los geht die Fragerunde. Drei große Tische gibt es im Weinlokal, jeder bildet ein Team. Namen dürfen zunächst nicht nachgefragt werden. Sind Sie von der Obermosel? Quietschen, also nein. Von der Mittelmosel? Nein. Kann man von ihren Weinbergen aus die Saar sehen? Es klopft. Aufgeregtes Tuscheln. Haben Sie Elbling? Ja. Sind sie weiblich? Ja. Jauch ist es also wohl nicht. Oder doch?
Schewe gibt ein paar Tipps, macht es spannend: "Vielleicht sitzen ja auch Winzer X und Y im Fass …" Zwei Personen also. Ist X verliebt in Y? Es quietscht. Machen Sie zusammen Wein? Klopfen, ja.
Ein paar weitere Fragerunden, zwischendurch gibt es einen Wein der XY-Winzer zu probieren. Dann die entscheidende Frage: X, sind Sie Köchin? Es klopft. Die Fragerunde wird beendet, die Tisch-Teams müssen ihre Tipps auf einem Zettel notieren.Trauben im Weinberg gestampft


Und Tisch blau liegt tatsächlich richtig. Léa Linster, die luxemburgische Spitzenköchin, klettert freudestrahlend hinter dem Fass hervor, an ihrer Seite Max von Kunow vom Weingut von Hövel aus Konz-Oberemmel.
Linster besitzt seit 1996 einen Weinberg im luxemburgischen Bech-Kleinmacher. Mit von Kunow, der vor der Übernahme des elterlichen Betriebes Mitte des Jahres Weinbauberater im Großherzogtum war, hat sie gemeinsam einen Elbling produziert. "Wir haben direkt im Weinberg die Trauben mit den Füßen gestampft", erzählt Linster mit glänzenden Augen, redet wie ein Buch, geht von Tisch zu Tisch, hat sichtlich Spaß an dem Abend, schwärmt von ihrem Winzer-Freund von Kunow, und sagt - nicht ganz uneitel: "Er bringt im Weingut die gleiche Qualität hervor wie ich in der Küche."
Der so gelobte kredenzt neben zwei Crémants noch seine jüngst vom Gault Millau als bester feinherber Riesling ausgezeichnete Scharzhofberger Spätlese, berichtet davon, wie viel Spaß die Arbeit mit Léa Linster mache, lobt den 2011er Jahrgang in den höchsten Tönen und erzählt, dass die Saarwinzer nicht nur vom Boom der feinherben Weine profitierten, sondern auch vom "Günther-Jauch-Effekt". Da kommt der Promi dann doch noch ins Spiel - mit dem von Kunow überdies über einige Ecken noch verwandt ist.
"Das hat richtig Spaß gemacht", sagt Holger Koch, der mit einigen Freunden an "Fass X" teilgenommen hat. Und der am Siegertisch maßgeblich zur richtigen Lösung beitrug. Ein richtiger Weinfreak sei er, sagen die Freunde, deshalb ist klar: bei der nächsten Runde im Februar will er - mit ohne Promi-Winzer - auf jeden Fall wieder dabei sein.

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