Kirche Hilfe für fast 20 000 Menschen

Trier · Die Lebensberatungsstellen im Bistum Trier haben 2020 ihre digitalen Angebote verstärkt. Sie erhielten 3,68 Millionen Euro Zuschüsse von Land und Kommunen.

Sie bieten Rat und Unterstützung bei familiären Problemen, traumatischen Erfahrungen, in Lebenskrisen und bei allen Fragen rund um die Erziehung vom Säuglings- bis zum Jugendalter: die 20 Lebensberatungsstellen des Bistums Trier in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mit ihren 8867 Beratungsleistungen erreichten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 2020 knapp 20 000 Menschen aller Altersstufen, wie die Abteilung Beratung und Prävention des Bistums Trier nun in ihrem Jahresbericht bekannt gab. Zusätzlich nahmen etwa 4500 Kinder, Jugendliche und Erwachsene an weiteren offenen Angeboten wie Elternkursen, Sprechstunden oder Weiterbildungen teil.

Trennung, Überlastung, depressive Verstimmungen, Stress: Während die Anliegen der Hilfesuchenden sich wenig von denen vergangener Jahre unterschieden, habe das Pandemie-Jahr 2020 die Lebensberatungsstellen auch vor einige neue Herausforderungen gestellt. Das berichten die Leitenden der Abteilung Beratung und Prävention im Bischöflichen Generalvikariat, Angela Dieterich und Dr. Andreas Zimmer.

Während der gesamten Zeit blieben die Beratungsstellen als systemrelevante Einrichtungen geöffnet. Dieterich dankte allen Mitarbeitenden, „die sich trotz der Ansteckungsgefahr für sich selbst weiter auf die Arbeit begeben haben und den Leuten mit Rat und Hilfe zur Seite standen“. Sie betonte: „Dem gilt mein höchster Respekt.“ Bei der Zahl der Hilfesuchenden habe es deutliche Schwankungen gegeben: Im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 hätten viele die Beratungsstellen zunächst nicht mehr aufgesucht – dann seien ab dem Sommer umso mehr Anfragen gekommen. „Es herrschte Unsicherheit darüber, ob die Lebensberatungsstellen überhaupt noch geöffnet haben und man persönlich vorbeikommen kann“, erläutert Zimmer. Daher seien digitale Angebote wie Telefon- und Videoberatung stark ausgeweitet worden.

Dazu stattete das Bistum Trier unter anderem alle Beratenden mit Mobiltelefonen aus und führte verschiedene Videoprogramme ein. Zudem bot eine Sonderseite der Lebensberatung auf den Internetseiten des Bistums Tipps für das Leben im Corona-Alltag.

 „Es zeigte sich, dass einige Problemlagen und Themen immer bestehen – Pandemie hin oder her“, sagt Zimmer. Doch habe es „zusätzliche Konflikte und Belastung, etwa Dauerstress, Überforderung, Unsicherheit über die Zukunft“ gegeben. „Vereinzelt bekamen wir auch Rückmeldungen, dass es sich auf die Probleme mancher Paare sogar positiv auswirkte, zwangsläufig mehr Zeit miteinander verbringen zu müssen“, erläutert Zimmer die Beobachtungen der Mitarbeitenden. Einige Menschen hätten so erkannt, dass sie sich aufeinander verlassen könnten, oder sich auf Gemeinsamkeiten besonnen.

Jeder gehe anders mit der Pandemie um, und die äußeren Umstände spielten eine Rolle. Etwa, ob eine Familie in einem Haus mit Garten oder in einer kleinen Etagenwohnung lebe. So sei auch die Situation der Kinder sehr unterschiedlich: Zwar gebe es vermehrt Konflikte durch verschiedene Faktoren wie das Home-Schooling oder die fehlenden Sozialkontakte, sagt Zimmer. „Auf der anderen Seite verbringen viele Kinder seit Monaten wesentlich mehr Zeit mit ihren Eltern und finden das auch schön. Es kommt immer auf die individuelle Situation zu Hause an.“

Allgemein stellen Zimmer und Dieterich für die Lebensberatungsstellen keine extreme Zunahme an Gewalt in Familien oder Paarbeziehungen fest. Sie sei aber in der täglichen Arbeit der Kolleginnen und Kollegen viel mehr präsent, als darüber in der Öffentlichkeit diskutiert werde. Laut Zimmer hätten in der zweiten Jahreshälfte 2020 Anfragen wegen Belastungssymptomen zugenommen – auch von jüngeren Menschen. Sie deuteten auf Langzeitstress und Dauerbelastung hin, etwa Angstzustände oder depressive Verstimmungen.

Im Jahr 2020 hat das Bistum Trier für seine 20 Lebensberatungsstellen in Rheinland-Pfalz und im Saarland 3,37 Millionen Euro aufgewendet. Hinzu kamen Landes- und Kommunalzuschüsse von insgesamt 3,68 Millionen Euro.

Infos zur Lebensberatung im Bistum Trier online:

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