Lebenskünstler im Maarviertel

TRIER. Von seinem Standort beim Moselstadion ist er einfach nicht mehr wegzudenken: "Der Krebs", sprich: Der Lebensmittelladen von Franz Krebs. Auf engstem Raum findet man hier (fast) alles.

"Nah und gut" steht auf dem blauen Leuchtschild über dem Laden, und das ist er auch: Nah für die Menschen im Maarviertel, die schnell noch etwas an Lebensmitteln brauchen, die gern täglich Brot und Brötchen, Wurst, Obst, Gemüse und vieles mehr frisch kaufen. Gut, weil der Laden von Franz Krebs der existierende Beweis dafür ist, dass es gelingen kann, auf etwa 100 Quadratmetern ein volles Sortiment zu bieten - und weil er, seine Frau und sein Team immer ein offenes Ohr für die Wünsche, Fragen und Anliegen ihrer Kundschaft haben. "Es ist nicht immer alles machbar", sagt Franz Krebs lächelnd, "aber was wir können, machen wir gern." Dazu gehören auch fachmännische Auskünfte zu Lebensmitteln und Kochrezepten. "Die Kundschaft hier hat sich im Laufe der Jahre stark verändert", beobachtete Franz Krebs. Jüngere Kundschaft, anderes Kaufverhalten

"Früher haben hier vor allem Familien und ältere Leute gewohnt. Nun sind viele junge Leute, Studierende und Alleinstehende eingezogen, denn die Wohnungen sind klein." Deren Kaufverhalten ist anders: "Da ist eigentlich keine Regelmäßigkeit mehr drin. Aber sie kommen gerne!" Franz Krebs berät sie, wenn gewünscht, und ist auch für einen kleinen Plausch zu haben. "Ich bin ja kein Automat, der Lebensmittel ausspuckt", sagt er lachend. Angefangen hat "der Krebs" im Dezember 1971 als richtiger "Tante Emma-Laden": "Ich stand hinter der Theke", sagt Franz Krebs. "Wir haben die Sachen zusammengesucht für die Kunden, auf der Theke aufgebaut und dann alles berechnet. Das macht heute keiner mehr, die Leute haben ja nicht die Zeit zum Warten." Sein Vater hatte bereits einen Obst- und Gemüseladen in der Paulinstraße.Ausliefer-Service inklusive

Ein junger Mann in blauer Arbeitshose steht an der Kasse. "Eigentlich wollte ich ja nur eine Flasche Wein und ein Brot kaufen", sagt er lachend. Franz Krebs packt sein gutes Dutzend Lebensmittel fachmännisch in eine Tüte. "Es ist ja nichts Unnützes dabei", sind sie sich über den Kauf einig. Franz und Susanne Krebs sind heute allein im Laden. Die Festangestellte Irmgard Roth ist krank, auch die beiden Aushilfen sind nicht da. Ein weiterer Mitarbeiter fährt Getränke aus und beliefert ältere Menschen im Umkreis mit Lebensmitteln. "Wer diese Arbeit machen will, muss Menschen mögen und sich voll einsetzen", sagt Susanne Krebs, die als gelernte Fleischereifachverkäuferin meistens hinter der Fleischtheke steht. "Er muss wissen, dass er fast null Freizeit hat." Sie lacht. "Er muss ein bisschen ein Lebenskünstler sein! Und ganz wichtig: Die Familie muss dahinter stehen, wir beide könnten das alles allein nicht bewältigen." Mutter und Schwiegermutter kochen, backen, waschen und bügeln. "Als mein Mann krank war, fuhr mein Sohn morgens früh mit mir mit. Es war für die Kinder nicht immer einfach. Doch sie wurden selbstständig!" Wer so viel arbeitet, braucht auch einen Ausgleich. Dies ist für beide seit etwa siebzehn Jahren der Tanzsportclub Schwarz-Silber. "Das haben wir uns beibehalten", sagt Franz Krebs lächelnd. "Wir tanzen in Breitensportwettbewerben, da gibt es Noten." Erster Platz? "Ja, den hatten wir schon", sagt er bescheiden. "Es soll ja auch Hobby sein und Spaß machen." "Den Krebs" wird es wohl zumindest noch etwa sechs Jahre lang geben, "dann bin ich 65." Weiter in die Zukunft mag auch die Anwohnerschaft des Maarviertels nicht denken.

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