Lieferdienste Flink, Gorilla & Co.: Warum gibt es keinen großen Lebensmittel-Lieferservice in Trier?

Analyse | Trier · Pizza bestellen gehört in jeder noch so kleinen Stadt inzwischen zum Alltag. Auch Apotheken liefern Medikamente frei Haus. Doch wenn es um Lieferdienste für Lebensmittel geht, sieht es in Trier (noch) mau aus. Warum eigentlich?

Stark expandiert: 2018 in Neuss gestartet, hat PicNic inzwischen 24 Standorte in NRW.

Stark expandiert: 2018 in Neuss gestartet, hat PicNic inzwischen 24 Standorte in NRW.

Foto: obs/Calo Ballaera

Wer durch Köln, Hamburg oder Stuttgart schlendert, sieht an jeder Ecke große Werbeplakate von Lieferdiensten wie „Gorillas“ oder „Flink“. Und natürlich deren Kurier-Radfahrer. Doch haben Sie das schon einmal in Trier und Umgebung gesehen? Wohl kaum. Aber warum eigentlich nicht?

Was macht Trier für einen großen Lebensmittel-Lieferdienst attraktiv?

Es gibt sicher leichter zu beliefernde Städte. Zum einen ist da die Topografie: Nach Feyen, Tarforst oder auf den Petrisberg wird es für Fahrrad-Lieferungen - auch mit dem E-Bike - ganz schön anstrengend. Viele deutsche Großstädte, wie Hamburg, Köln oder Berlin sind dagegen nahezu komplett flach. Außerdem ist die Stadt sehr weitläufig, wird von der Mosel geteilt und hat viele Außenbezirke und Vororte.

Zum anderen ist da die Größe der Stadt: Trier hat lediglich knapp 110.000 Einwohner. Dass das eine Rolle spielt, sieht man in zwei Städten, in denen es bereits zum Beispiel Flink gibt: Mainz (knapp 220.000 Menschen) und Wiesbaden (rund 280.000 Einwohner) sind beide mindestens doppelt so groß. Aber wie wichtig ist das? Denn noch wichtiger als die reine Einwohnerzahl könnte der Altersschnitt sein. Und da hätte Trier gute Karten, denn die Bevölkerung ist die zweitjüngste in Rheinland-Pfalz, viele Studenten leben in der Stadt. Ein Angebot wie Flink oder Gorilla ist also nicht völlig undenkbar, oder?

Gibt es bereits einen Lebensmittel-Lieferservice in Trier?

Tatsächlich haben sich Lieferdienste in Trier bereits etabliert. Allerdings weniger im Lebensmittel-Bereich, sondern vor allem Essenslieferdienste wie Lieferando, Pizza Mafia oder Domino‘s. Dabei gibt es meist einen Mindestbestellwert von 10 bis 15 Euro. Die Lieferung selbst kostet nichts oder nur wenige Euro.

Doch wenn es um die Lieferung von Lebensmitteln geht, sieht es in Trier derzeit nicht gut aus. Wolfgang Eifel vom Lieferservice W. Eifel ist einer der wenigen Anbieter. Seine Hauptkunden seien zwar vor allem Gastronomen und größere Kunden, aber Privatkunden gehörten auch zum Portfolio. „Eines der Probleme in Trier ist die Logistik“, erklärt er. „In der Stadt und der ländlichen Umgebung sind die Distanzen zwischen den Kunden für kleine Lieferungen zu groß und das Ganze dadurch nicht rentabel genug.“ Durch seine Großkunden-Belieferungen könne er Privatkunden nur wenig flexible Liefertermine bieten. Wer bei ihm bestellen will, sollte morgens oder vormittags zuhause sein und im Online-Shop oder telefonisch bestellen. Seine Einschätzung zum Angebot wie Flink oder Gorillas in Trier: „denkbar, doch dafür bräuchte es viel mehr Personal, ein anderes Portfolio und eine Fokussierung auf Schnelligkeit.“

Pizzalieferungen auf zwei Rädern: inzwischen überall absoluter Standard. Doch wo bleiben Lebensmittel-Lieferdienste?

Pizzalieferungen auf zwei Rädern: inzwischen überall absoluter Standard. Doch wo bleiben Lebensmittel-Lieferdienste?

Foto: dpa/Jan Woitas

Wer liefert noch Lebensmittel in Trier?

Der Rewe-Supermarkt Pojanow in Ehrang bietet einen Abhol- sowie Lieferservice für Lebensmittel an. Für den Lieferdienst muss man sich allerdings freischalten lassen, was einige Tage dauert, da der Anbieter erst Lieferadresse sowie Kapazitäten prüfen muss. Zustellgebiete sind: 54292, 54293, 54294, 54298, 54306, 54309, 54311, 54318, 54338, 54340, 54344. Eine Lieferung ist ab 50 Euro möglich und kostet fünf Euro. Zugestellt wird dienstags bis donnerstags zwischen 09.30 und 18 Uhr. Der Vorteil: das riesige Supermarkt-Sortiment online auf einen Blick.

Davon abgesehen, gibt es zumindest bei gefrorenen Produkten auch die alteingesessenen Anbieter: Von Bofrost oder Eismann kann man sich Tiefkühl-Lebensmittel, Fertiggerichte, Aufbackbrötchen, Fisch, Eis und Co. bringen lassen.

Welche Lebensmittel-Services könnten nach Trier kommen?

Trier gehört leider bei keinem der neuen Start-ups Gorilla und Flink zur Liste der Standorte, die derzeit beliefert werden. Ob sich das in Zukunft ändern wird, ist unklar, denn sie lassen sich bei ihrer Planung nicht in die Karten schauen. Gorilla teilt auf TV-Anfrage mit: „Als schnell wachsendes Unternehmen prüfen wir kontinuierlich neue Expansionsmöglichkeiten.“ Konkrete Informationen über einen möglichen Markteintritt in Trier könnten allerdings nicht mitgeteilt werden. Flink hat auf unsere Anfrage nicht reagiert.

Ebenso wie Picnic, ein weiterer Lebensmittel-Lieferservice. Das niederländische Unternehmen startete 2018 in Neuss und hat inzwischen 24 Standorte – allesamt in Nordrhein-Westfalen – unter anderem in Köln, Duisburg, Dortmund und Wuppertal. Standorte in Rheinland-Pfalz gibt es noch keine.

Länger auf dem Markt ist Amazon Fresh. Seit 2017 gibt es den Lieferservice, inzwischen aber erst in Berlin, Potsdam, Hamburg und München. Daher folgt bei der Eingabe Trierer Postleitzahlen folgende Meldung auf der Amazon-Webseite: „Amazon Fresh ist an diesem Ort nicht verfügbar.“

Eine Alternative für Trier: Online-Versand für Lebensmittel

Der Online-Lieferservice Motatos hat sich die Verhinderung von Lebensmittelverschwendung auf die Flaggen geschrieben. Die Produkte des Motatos-Onlineshops werden bei Zulieferern eingekauft und wären von diesen sonst weggeworfen hätten. Denn die im Online-Shop verfügbaren Produkte haben ein kurzes oder teils überschrittenes Mindesthaltbarkeitsdatum, Verpackungsfehler oder einen Fehldruck. Vorteil: Die Produkte sind günstiger und können noch verzehrt werden statt im Müll zu landen. Auch weitere Online-Shops bieten nicht gekühlte Produkte an, da diese überall hin verschickt werden können. Auch für Trierer und alle Menschen aus dem Umland ist es folglich eine Option.

Komplette Kochboxen inklusive aller Zutaten gibt es unter anderem bei Hello Fresh, Marley Spoon, Tischline oder Dinnerly. Wöchentlich kommen die Lebensmittel der Mahlzeiten dann per Post nach Hause.

Wird es in Trier bald neue Lieferdienste geben?

Spontan eine Tüte Chips und zwei Bier für einen gemütlichen Couchabend bringen lassen: Das wird es in Trier wohl erstmal nicht geben. Mini Bestellungen, die in wenigen Minuten bei Ihnen sind? Derzeit eher unrealistisch. Dafür ist Trier offenbar doch einfach zu klein und die Logistik zu aufwendig. Es bleibt spannend, welche Ideen es geben wird oder ob doch einer der großen Anbieter in die zweitjüngste rheinland-pfälzische Stadt kommt, um hier einen neuen Standort aufzubauen.

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