Lebensrettende Stammzellen: Spenderin trifft Empfängerin

Kasel · Elexis hatte Leukämie. Margret Mohrs Stammzellen waren ihre letzte Chance. Das war 2004. Nun besucht die Lebensretterin aus Kasel die mittlerweile 16-Jährige zu Hause in Kanada. Es ist die zweite Begegnung.

 Bescheidene Lebensretterin: Die 64-jährige Margret Mohr fährt nach Kanada und besucht dort das Mädchen, dem sie mit einer Stammzellspende das Leben gerettet hat. TV-Foto: Katja Bernardy

Bescheidene Lebensretterin: Die 64-jährige Margret Mohr fährt nach Kanada und besucht dort das Mädchen, dem sie mit einer Stammzellspende das Leben gerettet hat. TV-Foto: Katja Bernardy

Kasel. "Liebe Frau Mohr, vielen herzlichen Dank für das besondere Geschenk, das Sie mir gemacht haben - ihre Stammzellen. Ohne die Stammzellen würde ich heute nicht mehr leben." Das ist der Anfang des ersten Briefes, den Elexis Margret Mohr 2006 schrieb. Zwei Jahre zuvor hatte das damals achtjährige Mädchen aus Kanada Leukämie mit Hilfe der Stammzellspende der Kaselerin überwinden können.
"Mein Mann und ich hatten Mitte der 90er Jahre an einer Typisierungsaktion der Stefan-Morsch-Stiftung teilgenommen", erinnert sich Mohr (siehe Extra). Um wen es damals ging, weiß sie nicht mehr. Das sei auch unwichtig. "Hauptsache, ich kann etwas dazu beitragen, dass jemandem geholfen wird. Egal wem und wo."
Ihre Daten waren seitdem in der Deutschen Knochenmarkspenderdatei registriert. Acht Jahre später erhielt die zweifache Mutter und vierfache Oma überraschend einen Anruf. Ihre Stammzellen würden passen. Ob sie noch bereit sei zu spenden, hieß es.
"Ohne einen Moment zu zögern, sagte ich zu", blickt die heute 64-Jährige zurück. "Gerade wenn man Kinder hat, weiß man, was das alles bedeutet." Es folgten Untersuchungen, an ein paar Tagen spritzte sie sich einen speziellen Stoff in den Bauch. "Damit die Stammzellen ins Blut gelangen konnten", erklärt Mohr. In einer Wiesbadener Klinik wurde ihr an einem Arm Blut entnommen, die Stammzellen wurden mit Hilfe eines Geräts herausgefiltert, und am anderen Arm wurde das Blut wieder zugeführt. "Man muss sich das wie bei einer Dialyse vorstellen", sagt die Spenderin.
Heute wieder kerngesund


Nach rund drei Stunden fuhr sie wieder nach Kasel, ohne zu wissen, wem sie vielleicht das Leben gerettet hatte. Denn gesetzlich ist geregelt, dass Empfänger und Spender erst nach zwei Jahren voneinander erfahren dürfen - vorausgesetzt, beide wollen das.
Während die Spenderin auf dem Heimweg war, wurden die lebensrettenden Zellen ins Flugzeug und anschließend nach Kanada gebracht sowie Elexis damit behandelt. Heute ist das Mädchen 16 Jahre alt, kerngesund und besucht das College. Nachdem beide eingewilligt hatten, voneinander zu erfahren, war 2006 der erste Brief aus Kanada in Kasel eingetrudelt. Mittlerweile schreiben sie sich E-Mails und telefonieren häufig. Ein Foto der Kanadierin hängt in Mohrs Küche, und 2010 standen sich beide das erste Mal in Kasel gegenüber. "Wir haben uns lange umarmt - und es war so, als würden wir uns schon ewig kennen", sagt die bescheidene Lebensretterin. Sie ist der Typ, der lieber ohne großes Aufsehen hilft.
Elexis war damals bei einem Schüleraustausch in Hannover. Ihre Mutter war nachgeflogen, um mit ihr den bewegenden Abstecher ins Ruwertal zu machen. Dabei habe sie auch erzählt, dass die Ärzte sie schon mehrmals aufgegeben hatten. Nur Elexis habe immer an eine Genesung geglaubt, sagt Mohr. "Ich habe immer gewusst, dass ich noch nicht gehen werde", habe der Teenager ihr gesagt. In ein paar Tagen bricht das Ehepaar Mohr zu einem Gegenbesuch auf. "Wir freuen uns riesig. Elexis ist mir sehr nah", sagt die Spenderin.
Extra

Die Stefan-Morsch-Stiftung betreibt seit ihrer Gründung im Jahre 1986 die erste deutsche Datei für Knochenmark- und Stammzellspender. "400 000 Menschen haben sich bis heute bei der Stefan-Morsch-Stiftung registrieren lassen", sagt Stiftungs-Mitarbeiterin Elisabeth Terboven. kat

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