Lecker Bühnenmenü: Fernsehkoch Horst Lichter plaudert in der Europahalle und unterhält 900 Besucher

Trier · Die Goldene Kamera erhielt Horst Lichter 2014 nicht als bester, jedoch als beliebtester Fernsehkoch. Auch sein Auftritt in der Europahalle zwei Jahre später bestätigt, dass diese Kategorie absolut zutreffend ist.

 Halb Küche, halb Sperrgutladen: Horst Lichter macht die Bühne zum Lokal. TV-Foto: Karin Pütz

Halb Küche, halb Sperrgutladen: Horst Lichter macht die Bühne zum Lokal. TV-Foto: Karin Pütz

Foto: Karin Pütz (kap) ("TV-Upload P?tz"

Trier. Wie Pilze schossen in den vergangenen Jahren die Kochshows aus dem Boden und man sollte meinen, dass das Ablaufdatum von Fernsehköchen erreicht ist. Auch bei Horst Lichter - immer lustig, immer ein bisschen "drüber" - wählt manch einer auf der Fernbedienung ein anderes Programm. Dennoch: 900 Menschen wollen in der Europahalle einen Fernsehkoch sehen - aber keinen eitlen, verbissenen Typen mit Starallüren, der Essenmachen als Kunst verkauft. In erster Linie kommen sie, um gute Geschichten zu hören. Dass Horst Lichter während seines Comedyprogramms ein bisschen Hausmannskost brutzelt, ist Nebensache, auch wenn er mit Hilfe eines riesigen Ventilators dem Publikum den Duft von frisch gebratenem Speck zuteilwerden lässt. Die Kunst Horst Lichters besteht darin, völlig normal zu sein. Da steht ein Mann, der viele harte Schicksalsschläge erlitten hat, von denen er unsentimental, aber ehrlich erzählt, ohne auf die Tränendrüse zu drücken. Sein Auftritt ist ein Menü aus einem Appell an das Leben, gemischt mit viel Dankbarkeit über das, was er erreicht hat, und dekoriert mit viel trockenem Humor. Authentizität ist das Rezept für seinen Erfolg.Rezept: Authentisch sein


Die Zuschauer, vornehmlich in gesetzterem Alter, hängen an seinen Lippen, wenn er von den Rückschlägen in seinem Leben erzählt, von Beamtenwillkür und Überschätzung seiner eigenen handwerklichen Fähigkeiten, vom Tod seiner Eltern, vom Aufstieg als ehemaliger "Horsti aus dem Sperrgutladen" bis zum Medienliebling. Und das Publikum gönnt ihm den Erfolg, denn er ist hart erkämpft. Er stimmt nachdenklich, wenn er vom plötzlichen Tod seines ersten Kindes spricht und verdeutlicht, dass Nebensächlichkeiten wie der Ärger über ein Parkticket in diesem Moment keine Bedeutung mehr haben. Dass er trotzdem oder gerade deshalb ein fröhlicher, dem Leben zugewandter Mensch ist, macht den 900 Menschen in der Europahalle Mut. Weil er alles, was er tue, mit vollem Herzen mache, heiße sein Programm "Herzenssache".
Fast nebenbei kocht er auf der Bühne Hausmannskost und lädt acht Menschen aus dem Publikum ein. Auch auf die "Mitgebrachten" hat er es abgesehen: "Zuschauer, die eigentlich heute Abend nicht mitwollten." In Trier ist es Bernd, der sich plötzlich als Wächter von drei Töpfen und Pfannen sieht, auf die er achten muss. Der lässt zum Glück nichts anbrennen und das Gericht gelingt, was natürlich auch an der Oberaufsicht von Lichter liegt - denn schließlich ist er ja eben doch ein Koch. Stehende Ovationen sind am Ende für das Publikum eine "Herzenssache".

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