Legenden der Leidenschaft am Moselufer

Trier · Tanzen und flirten bis zum Morgengrauen, Popstars hautnah erleben: Von 1995 bis 2006 war das Riverside eine feste Größe im Trie rer Nachtleben. Rechtzeitig zu den Revival-Partys am 7. und 8. September erklärt TV-Redakteur Marcus Hormes, was die Diskothek zur Legende gemacht hat.

Trier. Warum wollen viele Menschen an diesem Wochenende etwas feiern, was seit sechs Jahren nicht mehr existiert? Wer das verstehen will, muss weit zurückdenken - bis zur Geburt einer Legende.
Die Eröffnung: An Weiberdonnerstag 1995 betrat ich zum ersten Mal das Riverside zwischen Mosel und Verteilerkreis Trier-Nord. Die erste Großraumdiskothek der Stadt war am Eröffnungstag mit DJ Randy Shadowman gleich brechend voll. Ein Anblick, der mich und meine Freunde aus dem Studentenwohnheim Cusanushaus jahrelang begleiten sollte. Egal, was Trier sonst noch zu bieten hatte: Das Riverside war ab sofort die Nummer eins. Die Leidenschaft für donnernde Bässe, zuckende Lichtblitze und sphärische Nebelschwaden ließ uns nicht mehr los.
Das Konzept: Im Hauptraum Fantasy Dancing tobten sich die House-, Techno- und Hip-Hop-Fans auf der Tanzfläche aus. Die hauseigene Erkennungsmelodie "Come to the Riverside, the Riverside tonight" wurde zur lokalen Hymne einer Party-Generation.
Im Hollywood hieß es meist: Mumienschieben zu Schlagermusik. Der Raum gehörte den etwas reiferen Discofox-Tänzern.
Den Apfelbaum mochte ich nicht wirklich: Wozu eine Stehkneipe in einer Disco? Wenn schon Tanzpause machen, dann lieber gemütlich im nobelweißen Dream Bistro chillen.
Die Getränke: Es gab nur ein Getränk, das weniger als fünf Mark kostete. Die Milch für drei Mark wurde allerdings nur selten ausgeschenkt. Die Damenwelt etwa labte sich besonders gern an der großen Auswahl exotischer Cocktails in der Bambus-Bar.
Der Macher: Riverside-Chef Bernd Gritzmacher ließ es sich nicht nehmen, hin und wieder höchstpersönlich am DJ-Pult aufzutauchen. Mit einem verschmitzten Lächeln blickte er auf seine feiernden Gäste, wenn der Laden brummte. Von den wechselnden DJs blieb mir neben Randy und Lady Shiva vor allem ein Mann in Erinnerung, der inzwischen Karriere als Partyveranstalter und Clubbesitzer gemacht hat: Andy B Jones alias Andreas Berg, der inzwischen am Trierer Stockplatz auf Safari geht.
Die Gäste: Obwohl zwei von drei Etagen des Riverside-Gebäudes und das Außengelände den Autos vorbehalten blieben, reichte das zu besten Zeiten bei Weitem nicht aus. Bernd Gritzmacher nutzte deshalb auch den Ratio-Parkplatz und ließ Gäste von dort per Shuttlebus (Ford Galaxy) zum Eingang und später zurück chauffieren. Unvergessen: das Parkticket in Form eines Gutscheins für eine kleine Portion Pommes. Schon mittwochs lockte die Ladys Night mit 20 Mark Freiverzehr für weibliche Gäste, was zu langen Schlangen vor dem Restaurant La Cantina führte. Kurios: Donnerstags war bei der RPR1-Freundschaftsparty oft mehr los als am Wochenende.
Der Flirtfaktor: Wo topgestylte Menschen beiderlei Geschlechts aufeinandertreffen und Spaß haben, kommt es zwangsläufig zu Annäherungen. So kann sich die Leidenschaft für die Musik schnell in Begeisterung für den Tanz- oder Thekennachbarn verwandeln. Die Ergebnisse besuchen heute die Schulen in Trier und Umgebung.
Die Stars: Die angesagtesten Bands wie die Backstreet Boys oder *Nsync mit Küken Justin Timberlake gaben im Riverside Autogramme und Konzerte. Die Miss Rheinland-Pfalz wurde gekürt, und die Chippendales ließen ihre Muskeln spielen. Für Kurzauftritte ließ sich der Boden der Tanzfläche innerhalb weniger Minuten nach oben fahren und so in eine Bühne verwandeln.
Das Aus: Wie bei jeder echten Legende decke ich über den Niedergang des Riverside lieber den Mantel des Schweigens. Nur so viel zum Teufelskreis vieler Diskotheken: Wo nichts los ist, geht niemand hin. Doch in den Herzen ihrer Fans lebt die Legende weiter. Marcus Hormes
Extra

Mario Hau und DJ Hamid, ehemalige Mitarbeiter des Riverside, organisieren zwei Revival-Partys. Allerdings nicht am Originalschauplatz (heute Spielhalle und Restaurant), sondern in der Arena Trier. Am Freitag, 7. September, legt DJ Chris bei der Hollywood-Party in der Arena-Nebenhalle Hits der 80er und Discofox-Klassiker auf. Am Samstag, 8. September, legen die DJs Hamid, sascha dee, Sebastian und Stargast DJ Quicksilver auf. Gefeiert wird in der Nebenhalle, im Foyer und im Laola. Beginn ist an beiden Tagen um 21 Uhr, Einlass ab 21 Jahren. Ein Teil der Einnahmen kommt dem Verein Babystube Trier-Nord zugute. cus Kartenvorverkauf in den TV-Service-Centern Trier, Bitburg und Wittlich.

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