Interview „Leseförderung muss nachhaltig sein“

BITBURG/TRIER · Der Bankvorstand erläutert, warum die regionalen Volks- und Raiffeisenbanken seit vielen Jahren die Projekte des Volksfreunds unterstützen und warum die Zeitung schon ab dem Vorschulalter eine wichtige Bedeutung hat.

 Die Vorschulkinder der Kindertagesstätte „Sonnenschein“ in Üxheim haben zwei Wochen lang am Volksfreund-Projekt „Lucky im Kindergarten“ teilgenommen. Sie haben gemalt, ausgeschnitten und geklebt. Und wie immer gab es Urkunden für die Kinder.

Die Vorschulkinder der Kindertagesstätte „Sonnenschein“ in Üxheim haben zwei Wochen lang am Volksfreund-Projekt „Lucky im Kindergarten“ teilgenommen. Sie haben gemalt, ausgeschnitten und geklebt. Und wie immer gab es Urkunden für die Kinder.

Foto: TV/Kita Üxheim

Die regionalen Volksbanken und Raiffeisenbanken sind seit Bestehen der Volksfreund-Projekte Premiumpartner von KLASSE! sowie Exklusivpartner von Mini-KLASSE! und „Lucky im Kindergarten“. Andreas Theis, Vorstand der Volksbank Eifel eG, erläutert in diesem Interview, die Intention, die hinter dieser Partnerschaft steckt, – und warum es schon für Vorschulkinder wichtig ist, die Zeitung kennenzulernen.

Wenn Sie an Ihre Kindergarten- und Schulzeit zurückdenken, wie viel haben Sie gelesen?

ANDREAS THEIS Es ist ja schon etwas her, aber in meiner Jugend habe ich eher wenig gelesen, sondern mich mehr draußen aufgehalten – Fußball gespielt, etwas mit Freunden unternommen. Das Lesen kam dann aber später in der Schule. Die Zeitung hatten wir auch immer auf dem Küchentisch, aber die war eher meinen Eltern vorbehalten.

Warum ist es wichtig, sich schon im Kindergarten – wenn auch spielerisch – mit dem Thema Zeitung und Informationen zu befassen?

THEIS Die Flut an Informationen, die auf Kinder und Jugendliche schon in jungen Jahren hereinprasseln – nicht nur durchs Fernsehen, sondern vor allem durch die Nutzung der digitalen Medien – ist schwer zu kanalisieren. Hier das richtige Maß zu finden, ist heute eine Herausforderung. Videospiele aber auch schon die Nutzung von iPads oder Laptops sind heute eine Selbstverständlichkeit – wo bleiben da die wichtigen Nachrichten aus dem unmittelbaren Lebensumfeld? Lucky setzt da genau richtig an – die Leseratte erklärt komplexe Sachverhalte für Kinder. Kinder sollten von Anfang an erkennen und lernen, dass es außer den schnellen Nachrichten im Internet auch noch die Hintergrundberichte und Geschichten aus dem eigenen Dorf gibt. Was passiert bei mir zu Hause? Das gibt es nur in der Zeitung!

Was zeichnet Ihrer Meinung gute Leseförderung aus, warum ist Lesekompetenz so bedeutsam?

THEIS Leseförderung, so wie ich sie verstehe und so wie die Volksbanken und Raiffeisenbanken sie in den verschiedenen Projekten mit dem Volksfreund begleiten, muss nachhaltig sein. Das darf nicht nur eine Momentaufnahme sein, sondern muss über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren ständig geübt und gelebt werden. Erst dann verfestigt sich hoffentlich auch bei jungen Menschen die Erkenntnis, Zeitung lesen macht schlau und ist mehr, als nur ein Stück bedrucktes Papier. Die so aufgebaute Lesekompetenz ist im Berufsleben aus meiner Sicht unverzichtbarer Bestandteil einer fundierten Ausbildung und für berufliche Erfolgschancen. Geben wir jungen Menschen die Chancen, die sie verdient haben.

Die regionalen Volksbanken und Raiffeisenbanken unterstützen zahlreiche Volksfreund-Projekte für verschiedene Altersgruppen – vom Kindergarten bis zur Ausbildung. Was ist die Intention?

THEIS Wir sind froh und stolz, die ganze Bandbreite der Projekte aller Altersstufen zu unterstützen. Mit unserer Förderung der verschiedenen Projekte von Lucky im Kindergarten über KLASSE! bis hin zu zum Projekt „Zeitung lesen macht Azubis fit“ fördern wir über einen Zeitraum von 15 bis 17 Jahre hinweg die Entwicklung junger Menschen. Unsere Genossenschaftliche Finanzgruppe wird damit ihrer Verantwortung und ihrem Förderauftrag für die Menschen in der Region gerecht. Dabei spielt das Thema Nachhaltigkeit die wichtigste Rolle – wer sonst begleitet einen jungen Menschen über mehrere Lebensphasen hinweg immer wieder mit dem Thema Lesekompetenz oder Leseförderung? Und – das möchte ich ganz besonders betonen – nicht erst seit den ersten Ergebnissen der Pisa-Studie haben wir dieses Problemfeld erkannt und Verantwortung mit übernommen, um dagegenzusteuern.

Aus Kindergartenkindern werden Schüler, aus Schülern Arbeitnehmer – wie wichtig ist es im Beruf, sich zu informieren und auf dem Laufenden zu sein?

THEIS Bis zum Ende der Ausbildung sehe ich unsere Projektunterstützung als die Bildung eines Fundaments für das spätere Leben an. Im Beruf wird man tagtäglich mit neuen Herausforderungen konfrontiert – Lesekompetenz ist da eine Eigenschaft, die enorme Vorteile im täglichen Umgang mit den Kollegen oder Kunden bringt und auch das eigene Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl stärkt. Mitreden zu können und seine eigene Meinung gut und richtig zu artikulieren stehen dabei für mich im Vordergrund. Und die aktuellen Zahlen verschiedener Studien zum Thema „funktionale Analphabeten“ im beruflichen Umfeld sind gerade ein Anreiz, hier einiges zu tun. Es kann doch nicht sein, dass wir rund 7,5 Millionen Erwachsene im Berufsleben haben, die über schwache Lesefähigkeiten verfügen und somit jeder sechste Erwachsene einfache Texte kaum verstehen oder schreiben kann. Damit erklärt sich das Engagement der Volksbanken und Raiffeisenbanken fast von selbst. Die Komplexität der Themen Bildung und Lesekompetenz sowie deren notwendige Förderung werden auch in Zukunft die Volksbanken und Raiffeisenbanken bestärken, diese Projekte zu unterstützen. Lesekompetenz ist der Schlüssel zur Chancengleichheit und somit zur Zukunftsfähigkeit unserer Region.

 Andreas Theis, Vorstand Volksbank Eifel.

Andreas Theis, Vorstand Volksbank Eifel.

Foto: TV/Dagmar Dettmer

Die Fragen hat Björn Pazen gestellt

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