Ihre Meinung Plump und langweilig – das Gegenteil von Trier

Stadtlogo

Zu den Berichten „Nur die Porta Nigra bleibt“ (TV vom 16. September) und „Mehr Kritik als Lob fürs neue Trier-Logo“ mit Kommentar „Ein überfälliger Schritt“ (TV vom 17. September):

Das neue Logo der Stadt Trier stößt weitgehend auf Skepsis. Das ist verständlich, denn es weist einige Schwächen auf, die seine Wirkung erheblich stören. Und das, obwohl man die Mängel, die es hat, leicht hätte beheben können.

Der Schriftzug „Trier“ besteht aus zwei Schriftarten; vier Buchstaben sind aus der serifenlosen Antiqua (Grotesk-Schrift) gesetzt, während das mittig stehende „I“ der Schrift-Familie Antiqua angehört, weil es mit Serifen ausgestattet ist. Bei einer Logo-Gestaltung ist es durchaus legitim, einem der fünf Buchstaben – in diesem Fall dem mittleren Buchstaben – aus innovativen Gründen eine bereichernde Sonderrolle zu geben.

In diesem Fall hätte man das „I“ beispielsweise durch eine Säule (Römerbezug) ersetzen können. Auch wäre ein „I“ aus einer kontrastierenden Schriftenfamilie möglich. aber man darf dann nicht den Unterschied so klein wählen, dass er kaum auffällt und nur ein diffuses ungutes Gefühl des Nicht-Passens auslöst.

Außerdem ist es in hohem Maße äußerst unglücklich, eine typografische Unzulänglichkeit aus der Kinderzeit der Schrift-Digitalisierung zu verwenden. Damals, als noch für jeden Buchstaben der gleiche Platz im Schriftbild vorgesehen war, musste man das schlanke „I“ durch Serifen künstlich breiter machen, um die benachbarten Buchstabenlücken nicht zu groß erscheinen zu lassen. Das ist bei den heutigen, guten Schriften völlig überflüssig, der Ausgleich erfolgt automatisch. Wenn man trotzdem ein gestriges Serifen-I verwendet, hat man auch ein Logo von gestern.

Dass die beiden waagerechten hellen Linien in der Abbildung der Porta Nigra symbolisch für Vergangenheit und Zukunft stehen, ist reines und unbegründetes Wunschdenken.

Der typografische Laie mag nur ein unbestimmtes Gefühl von Plumpheit und Langeweile haben, wenn er das neue Logo als bleiern und 08/15-Gestaltung empfindet. Fachlich hat das in den oben angeführten Argumenten seinen Grund. Schade – diese Mittelmäßigkeit hat Trier nicht verdient.

Johannes Ludwig, Trier

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