Ihre Meinung Die Natur braucht dringend Auenlandschaften

Umweltschutz

Zum Bericht „Für den Moselarm müssen bald Bagger rollen“ und Kommentar „Muss das denn sein? Nein!“ von Harald Jansen (TV vom 14. April):

Ich habe mich sehr gefreut, dass unsere Heimatzeitung dem äußerst wichtigen Thema Gewässerrenaturierung eine ganze Seite gewidmet hat – übersichtlich, sehr informativ und gut recherchiert.

Jedoch muss ich als beruflich im Bereich der Gewässerrenaturierungen tätiger Ingenieur entschieden der Meinung von Herrn Jansen entgegentreten. Die Schaffung einer Flutmulde in der Ehranger Flur ist dringend notwendig – es muss sein, ja bitte!

Der Auenbericht unserer Bundesregierung zeigt ein erschreckendes Bild. Nur neun Prozent der potenziellen Auenflächen können deutschlandweit noch überflutet werden und stehen mit dem Biotop des Flusses noch in Verbindung. 58 Prozent der Flächen sind heute überbaut, und nur noch der Rest von 33 Prozent steht überhaupt für Renaturierungen zur Verfügung. Natürlich werden mit Maßnahmen des „Blauen Band Deutschland“ Ackerflächen zerstört. Hat doch neben dem Hunger nach Siedlungsflächen gerade die Landwirtschaft massiv von Gewässerbegradigungen und Eindeichungen der vergangenen 100 Jahre profitiert.

Mögen diese Flächen auch über eine sehr gute Bodenstruktur verfügen, sie haben mit ihrem Wasserhaushalt nichts mehr mit einer Auenfläche zu tun. Die intensive Ackernutzung von Auenflächen ist ein Produkt des 20. Jahrhunderts, künstlich durch Abschottung vom Fluss erzielt.

Wer weiß schon als Normalbürger, dass mit dem Ausbau vom Schifffahrtsstraßen mehrere Meter tiefe Schifffahrtsrinnen ausgebaggert wurden, die die Gewässersohle in eine lebensfeindliche Geröllwüste für Fische verwandelt haben. In diesen Rinnen wird zudem ein Großteil des Wasserstroms, wie in einem Kanal, unerreichbar für den Wasserhaushalt der Auen abtransportiert.

Es ist gerade nicht dasselbe, wenn gelegentlich der Fluss bei Hochwasser Ackerflächen überflutet. Flutmulden binden die Auenflächen wieder an das Wasserregime der Flüsse an, und zwar auch bei Normalwasserständen. Nur damit können wieder die Auenlandschaften entstehen, die unsere Natur dringend als Reservoir für bedrohte Tiere und Pflanzen benötigt.

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