Leserbriefe: Radweg contra Tankstelle

Zur Berichterstattung über den auslaufenden Pachtvertrag der Stadt Trier mit der Aral-Tankstelle in der Ostallee, die einem komfortablen Radweg weichen soll, melden sich viele Leser zu Wort.

Ich finde es eine Farce. Aus betriebswirtschaftlicher und auch menschlicher Sicht. Hier verlieren nicht nur Menschen die Lebensgrundlage, es geht auch ein Stück Kulturgut verloren. Friedlich feiernde Menschen oder lange arbeitende Menschen, die nach 22 Uhr noch etwas benötigen, werden aus meiner Sicht schikaniert. Und der Stadt gehen sichere Einnahmen verloren. Die Mitarbeiter im Baudezernat sind sicherlich keine Betriebswirte, sondern wie der Großteil der Verwaltung Triers einfach nur inkompetent. Fabrizio Battista, Trier

Ich nutze regelmäßig das Fahrrad in Trier und lasse das Auto nach Möglichkeit stehen. Ich wohne in der Nähe der Tankstelle, rund 300 Meter davon entfernt. Ich müsste also im Gartenfeld erst über die Straße auf den Radweg, vor der Tankstelle und dahinter vor dem Bahnhof jeweils eine Straße passieren und dann wieder auf die Straße oder den Bürgersteig ausweichen. Wird das überhaupt angenommen von den Radfahrern? Das ist doch reiner Umstand! Ein kleines Stück Radweg in Nähe des Stadtbads hat Hunderttausende Euro gekostet. Jetzt bietet Aral noch Hilfestellung an beim Ausbau des Radweges, und die Stadt schlägt das aus? Kann die Stadt es sich bei der Haushaltslage leisten, auf 50 000 Euro jährlich von der Tankstelle zu verzichten? Trier muss sparen. Unabhängig von wegfallenden Arbeitsplätzen, auch als sehr aktiver Radfahrer, der sehr interessiert ist an einem intakten Radwegenetz: Das ist unausgewogen oder politisch motiviert. Mir gefällt die Idee nicht. Besser die Tankstelle lassen und weitere Möglichkeiten prüfen, es existiert ja ein Alternativplan. Rainer Thum, Trier

Das ist wieder typisch Trier: kein Geld in der Kasse, aber Arbeitsplätze vernichten und lieber zahlen, wenn die Menschen arbeitslos sind. Leo Wallraf, Trier-Ehrang

Alles super - oder doch nicht? Unverständlich erscheint mir der Umstand, dass die Stadt sich mal wieder selbst Hörner aufsetzt. Ich fahre auch gerne Fahrrad, aber in Trier macht es sicherlich keinen Spaß. Ansätze von Fahrradwegen, die letztlich im Nichts enden, gibt es hier genügend. Aber das jahrelang Versäumte jetzt aufzuholen, endet nur als Stückwerk und darf nicht zulasten von Arbeitsplätzen und Steuerzahlern führen. Eine lang ansässige Tankstelle ohne erkennbar marodes Bauwerk, Insolvenz oder Beschwerden seitens der Anwohner auszuschalten, erachte ich als Hohn. Den Fahrradweg neben der Tankstelle zu führen und eventuell die Fahrzeuge nur von einer Straßenseite zu- und abfahren zu lassen, wäre weitaus sinnvoller, zumal sich der Pächter auch an den Kosten beteiligen würde. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club, die Stadt und der Pächter sollten eine sozialverträgliche Lösung finden, damit auch der Aral-Slogan "Alles Super" an diesem Standort nicht verloren geht. Stefan Mayer, Trier

In jüngerer Vergangenheit bin ich mit dem Rad genau dieses Teilstück vom Alleencenter durch die bisherige Grünanlage der Ostallee gefahren. Natürlich endet der Radweg jäh, und man muss auf eine viel befahrene Straße auffahren. Der Gedanke, die Tankstelle abzureißen, um 20 Meter weiter fahren zu können, ist mir allerdings noch nie durch den Kopf gegangen. Wieso soll ein wirtschaftlich gut funktionierendes Unternehmen plattgemacht werden, das auch noch einiges an Geld in die leere Stadtkasse bringt? Der Kompromissvorschlag des Ölmultis ist absolut ausreichend und bewirkt ein Weiterkommen um diese 20 Meter sogar zum Nulltarif. An diesem Beispiel zeigt sich nur, wie politische Entscheidungen radikal und absolut gefällt und umgesetzt werden. Es kann keine wirtschaftliche Entscheidung sein. Auch verkehrspolitisch erschließt sich mir der Sinn noch nicht. Allerdings bin ich ja auch nur ein "Wahlvieh", das alle paar Jahre ein Kreuz zu machen und ansonsten alles hinzunehmen hat. Michael Rass, Trier

Ich bin Fahrradfahrer, auch im Stadtgebiet von Trier. Ich fahre aber auch Auto und Motorrad. Tolle Idee, ein Fahrradweg durchgängig im Alleenbereich vom Bahnhof kommend in Richtung Kaiserthermen. Ohne Aral-Tankstelle ist dann 100 Meter weiter stop an einer großen Kreuzung. Und dann, zwei Meter Mittelstreifen und darauf ein Fahrradweg? 50 000 Euro jährlich an Einnahmen für die Stadt in Zeiten leerer Kassen: Auf das Geld zu verzichten, um einen Fahrradweg auf Schulden zu bauen, das erklär mir einer! In der Ostallee gibt es kaum Gefährdungen von Autofahrern an Fahrradfahrern, ebenso wenig im Bereich der Balduinstraße. In der Weimarer Allee allerdings wird sehr schnell gefahren und oft mit zu geringem Abstand überholt, aber da ist kein Platz in der Mitte. Meine Bitte an den Stadtvorstand: Schließt die Lücken im Fahrradwegenetz, repariert die Schlaglochpisten und lasst die Finger von der Aral-Tanke, die doch auch zum Stadtbild gehört. Harald Thein-Regelin, Trier-Ruwer

Narzisstische Profilierungssucht auf kommunalpolitischer Ebene eines Einzelnen oder einer kleinen Gruppe von "strebsamen" Entscheidungsträgern wird nie aussterben. Ohne jegliche Rücksicht auf Verluste, ganz gleich welcher Art. Traurig, aber wahr! Horst Welter, Trier

Mit dem Auslaufen des Pachtvertrags bietet sich der Stadt die Möglichkeit, einen wenn auch kleinen Schritt zum überfälligen Ausbau des Radwegenetzes voranzukommen. Dass damit ein florierendes Unternehmen eingestellt werden muss, ist leider unvermeidbar. Mein Vorschlag hierzu: Die Stadt sollte dem Betreiber der Tankstelle einen neuen Standort außerhalb der Innenstadt anbieten. Am alten Standort könnte eine "grüne Lagune" in Form eines Kiosks ohne Tankstelle entstehen. Damit wäre zumindest den Trierer Nachtschwärmern und möglicherweise dem jetzigen Pächter als neuem Betreiber geholfen. Michael Grundhöfer, Trier

Stadt sei Dank! Schon für 2010 war das Pachtende der Tankstelle von der Stadt versprochen worden. Zeit genug also für neue Standortsuche. Schädigung des Alleenrings, zahllose nächtliche Ruhestörungen, gelegentlich gewaltsame Übergriffe des nächtlichen Publikums, urinierende Gäste auf den angrenzenden Grundstücken und akute Gefährdungen, da Radfahrer in der Ostallee den Bürgersteig nutzen, lassen keine Großstadtromantik zu. Ludger Körholz, Trier

Die Tankstelle abzureißen und einen Radweg dort hinzubauen, ist mal wieder eine Glanzleistung an Sinnlosigkeit, die unsere Stadt zu bieten hat. Zitat Oberbürgermeister Klaus Jensen: "Trier muss sparen - angesichts des dramatisch wachsenden Schuldenbergs." Hallo? Was stimmt hier nun nicht? Kein Mensch braucht diesen Radweg. Und zudem ist in der Ostallee schon ausreichend Begrünung vorhanden plus ein Radweg. Man braucht eine angesehene und gemochte Anlaufstelle in Trier nicht abzureißen, nur um einen Fahrradweg um rund 30 Meter zu verlängern. Das nenne ich verschwendetes Steuergeld. Die Stadt beißt sich damit quasi selber in den Hintern, ohne dabei vorher nachzudenken. Es wird mal wieder dringend Zeit für einen Wechsel an den führenden Positionen. Michael Strupp, Trier

Seit Jahren bekommt die Stadt Trier es nicht auf die Reihe mit den Radwegen. Amüsanteste Vorfälle mit markierten aber nicht ausgeschilderten Wegen und mehr erfreuten den gemeinen Leser des Trierischen Volksfreunds. Trier rühmt sich, Unistadt zu sein. Studenten ihrerseits mögen auch mal eine flotte Pizza oder ein kaltes Bier oder etwas Benzin für ihren Roller. Mit dem Wegfall der blauen Lagune (und am besten noch des gleichzeitig damit verbundenen Aufenthaltsverbots im Palastgarten nach 22 Uhr) eilt Trier einen Riesenschritt Richtung miese Stadt. Warum legen denn die Verantwortlichen auf einmal soviel Wert auf einen Radweg? Sie sollten sich doch gleich Baden-Württemberg anschließen und ein Alkoholverkaufsverbot nach 22 Uhr erlassen. Oder noch eine Idee: Macht alle Tankstellen zu (getankt wird eh in Luxemburg) und baut einen riesen Radweg einmal um die Stadt herum! Starke Stadt! David Will, Trier

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