... Liebe ist krasser

Hass ist krass. Liebe ist krasser.

Barbara" Weiße Buchstaben auf schwarzem Grund. Der Aufkleber ziert eine Laterne. Einige Zeit schon folge ich im Internet der anonymen Straßenkünstlerin Barbara. Dieses Bild hat sich festgebrannt. Barbara spielt mit Worten im öffentlichen Raum. Sie nimmt gesellschaftliche Stimmung pointiert aufs Korn, ihre Wortspiele regen mich zum Nachdenken an. Dieses fällt mir wieder ein, als ich beim Einkauf überall Dekoherzen in den Schaufenstern sehe. Liebe ist ... steht da und angeboten werden Herren- und Damenparfüms, Süßes, Schmuck und noch mehr. "Ach - das ist Liebe?", denke ich. Aber Liebe ist doch krasser. Der Gedanke nistet sich in mir ein. Ich merke, Hass ist krass - das stimmt. Selten in meinem Leben haben mich politische Statements so umgetrieben wie in den letzten Monaten. Diese verletzenden Worte, die durch den rechtspopulistischen Ruck salonfähig werden. Menschen werden pauschal verurteilt aufgrund ihrer Religion. Mauern sollen Einwanderung stoppen. Die eigene Nation zuerst - immer. Hass ist echt krass, wenn er sich aus der Angst nährt, immer selbst zu kurz zu kommen. Ich mag dieses Hass-ist-krass-Gefühl nicht. Liebe ist krasser. Das stimmt. Liebe schaut nicht aus Angst und Neid und "Ich zuerst" auf den anderen. Liebe sieht das Gegenüber mit allen Stärken und Schwächen, mit aller Verletzlichkeit und den Bedürfnissen, aber immer mit Respekt. Das ist nicht immer leicht. Mit dem Gedanken stürze ich mich in meine Einkäufe für die nächste Woche - übrigens: Ich habe spontan einen schönen Stift gekauft. Ich werde am Dienstag liebevolle Worte verschenken. Ehrlich - denn Liebe ist viel krasser. kluge.ehrang@ekkt.de

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