Liebe und andere Gefühle

Sexualerziehung ist heutzutage bereits in der Grundschule ein umfassendes Thema. So haben die Schüler der Grundschule Euren im Rahmen eines Projekts des Fachverbands Pro Familia das Ein-Frau-Stück "Unter meinem Nabel" von Clownin Pascale Jaeggy gesehen.

 Mann und Frau sehen doch fast gleich aus – oder? Clownin Mado (Pascale Jaeggy) schildert Grundschulkindern in Euren den „kleinen Unterschied“ und spricht über Liebe und Kinderkriegen. TV-Foto: Dorothee Quaré

Mann und Frau sehen doch fast gleich aus – oder? Clownin Mado (Pascale Jaeggy) schildert Grundschulkindern in Euren den „kleinen Unterschied“ und spricht über Liebe und Kinderkriegen. TV-Foto: Dorothee Quaré

Trier-Euren. Die junge Mado erwartet Nachwuchs. Sie ist hochschwanger, ihr dicker Bauch ist ganz schön unbequem. Ihr ungeborener Sohn will wissen: "Wo kommen eigentlich die Kinder her?" - "Mann, hat die Melonen!", staunt ein Junge über die extra üppige Oberweite von Schauspielerin und Clown frau Pascale Jaeggy, Mitglied des "Theater Spektakel" aus dem baden-württembergischen Hohberg.

Schule kooperiert seit zehn Jahren mit Pro Familia



In dem Ein-Frau-Stück "Unter meinem Nabel", das im Rahmen eines Pro-Familia-Projekts zur Sexualerziehung vor Dritt- und Viertklässlern der Grundschule Euren aufgeführt wird, geht es richtig zur Sache, um Liebe auf den ersten Blick, das Kribbeln im Bauch, den kleinen Unterschied zwischen Mann und Frau, Sexualität und Kinderkriegen. Das gelegentliche Kichern im Bauernsaal der Grundschule steigert sich bis zum Johlen und Kreischen, als die letzten Hüllen von Zwergenmann und -frau fallen. Sympathisch und kindgerecht vermittelt die Schauspielerin den Kindern Wissen bis hin zum Zeugungsakt, um ihnen zum Schluss zu raten: "Lasst euch noch viel Zeit mit dem Erwachsenwerden."

Bereits seit zehn Jahren kooperiert die Grundschule Euren eng mit der Trierer Beratungsstelle Pro Familia. "Damals habe ich angefangen, entsprechende Materialien zur Sexualerziehung zu entwickeln", berichtet Diplom-Pädagogin Ute Keiber-Schon. Im Juni 2009 wurden neue rheinland-pfälzische "Richtlinien zur Sexualerziehung" veröffentlicht, die diese bereits in der Grundschule als Querschnittsaufgabe vorsehen: "Sie soll sich wie ein roter Faden durch die gesamte Schulzeit ziehen und fächerübergreifend behandelt werden." Das Projekt in Euren, das auch zwei Gesprächsvormittage zum Thema in den dritten und vierten Klassen vorsieht und mit einem Elternabend begonnen hat, wird finanziert von der Trierer Stadtjugendpflege.

In einer vierten Klasse spricht Lehrerin Doris Schibisch mit den Kindern über das Theaterstück. "Wir haben das alles schon gewusst!", betonen einige sofort, während ein Junge zugibt: "Ich habe etwas dazugelernt, zum Beispiel das mit den Samenzellen." Lustig sei das Stück gewesen, ist sich die Klasse einig. Auch darin, dass es gut sei, das Thema Liebe und Sexualität in der Grundschule zu behandeln. Die Kinder zögern, konkret darüber zu sprechen. Doch auch Gefühle allgemein, Freundschaft und Grenzen setzen sind Aspekte der Sexualerziehung. "Ich finde es nicht gut, wenn Eltern streiten", sagt ein Junge schließlich, und eine Mitschülerin stimmt zu: "Ja, das finde ich immer sehr anstrengend." Im Unterricht wird "Ben liebt Anna" gelesen. "Es sind schon Hemmschwellen abgebaut worden", sagt Doris Schibisch: "Die Kinder können jetzt Dinge beim Namen nennen, ohne dass alle kichern."

ExtraPro Familia, Fachverband für Familienplanung, Sexualpädagogik und -beratung, bietet den Grundschulen in der Stadt Trier sowie dem Kreis Unterstützung und Hilfe bei der Sexualerziehung an: in Form von Materialien, Unterrichtskonzepten, Fort- und Weiterbildungen für Grundschullehrer, aber auch durch Übernahme von Unterricht zum Thema. Informationen unter Telefon 0651/463021-20 oder per E-Mail an Ute.Keiber-Schon@profamilia.de (DQ)

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