Liebe und Lust - und die Nebenwirkungen
Wer beim Liedermacher Götz Widmann an Urgesteine wie Reinhard Mey oder Hannes Wader denkt, liegt ganz daneben: Diese Herren wären nie auf die Idee gekommen, einen Badmülleimer oder die Sexualität von Galaxien zu besingen. Götz Widmann wurde mit seinen provokanten Texten im "Exil" begeistert gefeiert.
Trier. (QO). Die erste halbe Stunde im vollbesetzten "Exil" gehörte Götz Widmanns "Ex-Azubi" Kriss, der lässig im Skaterlook mit Akustikgitarre sein bisheriges Leben Revue passieren ließ, von verflossenen Lieben und nie geschriebenen Briefen sang.Intelligente Texte, die überzeugen
Intelligente Texte, seine prägnante Stimme und sein rhythmisches Gitarrenspiel überzeugten die Zuhörer, die nach dem letzten Song "Alles ist easy" eine Zugabe einforderten. Dann wurde es Zeit für Götz Widmann, der mit seinen 41 Jahren das junge Publikum voll im Griff hatte. Begeisterter Applaus und allgemeines Mitsingen, als er sein erstes Lied anstimmte: "Ich will Ihnen was sagen - ich mag Sie nicht!" Jenseits des guten Geschmacks
Ausgelassen wurde über den "Blindfisch wie im Bilderbuch" hergezogen, bevor - weit jenseits des guten Geschmacks - ein Blick in den Badmülleimer der Exfreundin getan wurde. Der Bonner "Extrem-Liedermacher" Götz Widmann, der bis im Jahr 2000 mit seinem verstorbenen Kollegen Martin Simon als "Joint Venture" aufgetreten war, möchte nicht in die Fußstapfen kritischer oder gar linker Liedermacher der 70er-Jahre treten: "Es ging darum, das Wort ,Liedermacher' von seiner politischen Überfrachtung zu befreien", sagte er in einem Interview."Was macht der Kosmos beim Orgasmus?"
Stattdessen fragte er sich etwa: "Was macht der Kosmos beim Orgasmus?" und stellte mit seinem typischen trockenen Humor fest: "Unsere Galaxie wird wohl mit dem Andromeda-Nebel explodieren. Um die Umwelt brauchen wir uns also gar nicht so'n Kopp zu machen!" Nachdenkliche Balladen wechselten sich mit respektlosen "Knallern" ab. Das junge Publikum nahm die Einladung zum Abfeiern nur allzu gerne an und sang mit Götz Widmann aus voller Kehle von Eigenliebe, Haschisch und "Kamikazefraun".
