Liebe zur Natur im Blut

TRIER-PFALZEL. Eigentlich hat er mit Strom zu tun. Doch seine Leidenschaft ist die Natur. Und so lag es nahe, dass Thomas Becker (48) eine über viele Jahre verwilderte Brache im Stadtteil Pfalzel in eine Obstplantage verwandelte.

 Auf Schädlingssuche: Hobby-Apfelbauer Thomas Becker in seiner kleinen Plantage in Pfalzel.Foto: Christine Cüppers

Auf Schädlingssuche: Hobby-Apfelbauer Thomas Becker in seiner kleinen Plantage in Pfalzel.Foto: Christine Cüppers

"Das hier ist wie ein geschlossener Stromkreis", sagt Thomas Becker beim Anblick seiner gerade noch in Blüte stehenden Apfelbäumchen. Hier draußen in der Natur fühlt sich der hauptberufliche Elektriker und Mitarbeiter der Trierer Stadtwerke ganz offensichtlich wohl. Er genießt es, die Entwicklung der Pflanzen zu beobachten, selbst am Wachsen und Gedeihen der Bäume beteiligt zu sein.Roden, pflügen, nochmal pflügen

Kein Wunder, schließlich hat der 48-Jährige die Liebe zur Landwirtschaft quasi im Blut. In seinem Geburtsort Riveris hatte schon der Großvater einen Weinberg, die Eltern waren Winzer, Landwirte und betrieben eine Gastwirtschaft mit Brennerei. Da diese Berufe jedoch in den 70er-Jahren kaum Perspektiven boten, lernten die drei Söhne etwas anderes. "Heute haben wir in Riveris nur noch einen kleinen Weinberg für den Haustrunk und als Grund, die Familie zur Traubenlese zusammenzubringen", erzählt Thomas Becker. Er lebt seit 26 Jahren in Pfalzel, wo er sich sehr wohl fühlt und bislang vor allem als Mitglied in Jugendorchester und Musikverein bekannt war. "Mit 39 habe ich Tuba spielen gelernt. Fünf Jahre lang wollte ich im Jugendorchester bleiben, jetzt sind es schon zehn", sagt der Musiker mit dem besonders guten Draht zu allen Altersgruppen. Zu seinem voll klimatisierten und hoch technisierten Arbeitsplatz in der Filteranlage Irsch suchte er schon länger einen naturnahen Ausgleich. Mit großem Elan und der nötigen Ausdauer verhandelte Becker mit diversen städtischen Ämtern, bis er schließlich die Genehmigung für seine Obstanlage gegenüber dem Pfalzeler Friedhof erhielt. Ein idealer Standort, ist er doch nur wenige Meter vo seinem Wohnort entfernt. Im Winter 2004/2005 begann der "elektrische Thomas", wie er auch liebevoll genannt wird, mit den Vorarbeiten. "Roden, pflügen, nochmal pflügen, Einsäen von Wiese - das waren neun Zehntel der bisherigen Arbeit." Auf die Frage, wieso er sich gerade für Apfelbäume entschieden habe, gesteht der Hobbylandwirt schmunzelnd: "Bei Salat müsste ich mich zu tief bücken, und auf die Leiter steigen will ich auch nicht." Seine Tätigkeit in der eigenen Plantage nimmt Becker sehr genau. So belegte er einen Feierabend-Lehrgang des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum . Nach bestandener Prüfung ist er nun "Sachkundiger im Bereich des Pflanzenschutzes". "Chemische Mittel setze ich nach bestem Wissen und Gewissen ein. Schließlich will ich mein Obst ja auch selber essen", sagt Becker. In diesem Jahr, so schätzt der frisch gebackene Apfelbauer, wird der Ertrag noch gering sein. Doch schon im Herbst 2007 hofft er auf etwa 70 Äpfel pro Baum, die er dann auf Bestellung verkaufen will. Diese Perspektive ist für Becker jedoch nur eine Seite seiner Tätigkeit. Viel wichtiger sind ihm andere Aspekte: Das Erleben, wie mit eigener Hände Arbeit etwas angebaut werden kann, mache ihn zufrieden. Vor allem aber möchte er Kindern zeigen, wie das Obst wächst, das sie essen können. "Ich würde mich riesig freuen, wenn ich bei den Kindern ein Bewusstsein für heimische Produkte wecken könnte." Die Freude Beckers am Umgang mit Kindern wird jetzt schon deutlich, wenn kleine Gäste den inzwischen fast im ganzen Ort bekannten Apfelbauern und Traktorfahrer besuchen und mit neugierigen Fragen löchern. Geduldig erklärt er die Entwicklung von der Blüte zum Apfel, die Arbeiten zwischen Baumschnitt und Ernte, die Funktionen des Traktors und auch allgemein die Bedeutung der Natur für den Menschen. Ein wenig Angst hat Becker "vor Leuten, die nicht säen und pflanzen und doch ernten wollen." Aber: "Wenn das Tor zur Plantage offen ist, ist mir jeder herzlich willkommen."

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