Lied aus! Aacher Sänger geben auf

Aach/Welschbillig · Im 93. Jahr seines Bestehens streicht der Männergesangverein (MGV) Aach die Segel. Weil zu wenige Sänger da sind und keine nachrücken, hat die Mitgliederversammlung die Auflösung beschlossen. Auch für den MGV Welschbillig, der mit Aach in einer Sangesgemeinschaft verbunden ist, wird die Luft dünn.

Aach/Welschbillig. Im Jahr 2010 feierte der MGV Aach noch groß sein 90-jähriges Bestehen, das Jahr 2013 wird das letzte sein, das in die Annalen des Traditionsvereins eingehen wird. "In der Mitgliederversammlung haben wir mit zehn zu eins Stimmen die Auflösung beschlossen", sagt Vorsitzender Wolfgang Hagemann. "Wir hatten zum Schluss zu wenig Sänger und konnten keine Auftritte mehr bewerkstelligen."
Das Ende wäre womöglich schon früher gekommen, hätten die Aacher Sänger nicht die vergangenen zwölf Jahre den MGV Welschbillig als Partnerverein gehabt. Beide Vereine blieben eigenständig, probten aber zusammen (abwechselnd in beiden Orten) und traten gemeinsam auf. Doch auch in Gemeinschaft waren bei zusammen rund 15 Sängern die Voraussetzungen alles andere als optimal. Es hätten fast immer Stimmen im ersten Tenor gefehlt, berichtet Hagemann. Auch hätten sich die Fehlzeiten gehäuft. "Fast immer war jemand bei den Proben krank, ein Sangesbruder ist gestorben und einer musste aufhören, weil er ein Hörgerät bekam." Das Durchschnittsalter der Aacher Sänger liegt bei rund 70 Jahren.
Der Anfang vom Ende sei gewesen, berichtet der Vorsitzende, dass Dirigent Anton Becker zum Jahresende 2012 gekündigt habe. Man könne es ihm nicht verdenken, ohne die hohen Stimmen sei man halt nicht singfähig und könne dementsprechend auch nicht mehr auftreten.
Statt eines Liederabends seien allenfalls kleine Einsätze bei goldenen Hochzeiten oder Sterbeämtern möglich gewesen.
Während Wolfgang Hagemann nun die mit einer Auflösung verbundenen Formalitäten ins Haus stehen, darunter die Mitteilungen an Amtsgericht und Finanzamt sowie die satzungsgemäße Abwicklung des Vereinsvermögens, bleibt sein Partner-Vorsitzender Josef Zewen vom MGV Welschbillig vorerst von diesen Dingen verschont.
"Die Mitglieder haben die Auflösung noch nicht beschlossen", sagt er dem TV, "wir probieren es noch ein Jahr, aber dann könnte uns das gleiche Schicksal ereilen wie das unserer Aacher Freunde."
Etwa 70 inaktive Mitglieder hat der MGV Welschbillig noch, jedoch nur noch acht aktive Sänger. Man sei zu "basslastig", meint Zewen, es fehle an Tenören. Deshalb habe der Verein eine Werbeoffensive gestartet. Wer Interesse am Mitsingen hat und die stimmlichen Voraussetzungen mitbringt, kann sich beim Vorsitzenden melden. Nur wenn sich Nachwuchs einstellt, wird der Verein das 103. Jahr seines Bestehens überleben.
Große Hoffnungen, einen anderen Partnerchor zu finden, hat der MGV Welschbillig nicht. Auch ein gemischter Chor ist mangels Personal wohl nicht möglich.
"Bevor wir mit Aach zusammengingen, haben wir es damit probiert", sagt Zewen, "aber es haben sich nur drei Frauen gemeldet."
Extra

Im Sängerkreis Trier-Saarburg gibt es 65 Chöre, davon sind die meisten reine Männerchore. Rund 1800 Sängerinnen und Sänger sind aktiv; damit gehört der Sängerkreis Trier-Saarburg zu den mitgliederstärksten im Sängerbund Rheinland-Pfalz. Vorsitzender ist Ewald Follmann aus Klüsserath. Der 76-Jährige hat angekündigt, dass er aus Altersgründen abtreten wird. Auf der Jahreshauptversammlung am 16. März in Osburg soll Follmanns Stellvertreter Rudolf Roth (Kordel) den Vorsitz übernehmen. Die nächste turnusgemäße Vorstandswahl ist in zwei Jahren. alfExtra

Viele Chöre können nur noch überleben, weil sie sich zusammenschließen. So sind die Männergesangvereine Fell und Riol ein Zweckbündnis eingegangen (der TV berichtete). Sänger aus Detzem und Schweich haben ebenfalls eine Allianz gebildet, und der Männcherchor Kenn konnte nur durch eine Fusion mit dem örtlichen gemischten Chor das Aus vermeiden. "Benachbarte Vereine sollten früh zusammengehen und nicht warten, bis es personell nicht mehr anders geht", empfiehlt der Sängerkreisvorsitzende Ewald Follmann. Nicht nur der fehlende Nachwuchs macht ihm Sorgen, es mangele auch an gut ausgebildeten Chorleitern. alf

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