Limo-Tester mit Profil

Gestern vor genau vier Jahren gab's in Trier Revolution: Milljune Leut sind zwar nicht auf die Straße gegangen, aber ins Wahlbüro. Und da haben sie Klaus Jensen zu ihrem neuen Oberbürgermeister gewählt.

Nach einer Ewigkeit unter der strikten Regentschaft von Helmut Schröer sollte mit dem Klaus alles irgendwie viel toller werden. Großes hat der OB seitdem vollbracht: Ein paar Wochen nach Amtsantritt ließ er sich zum Beispiel auf dem Kornmarkt mit Bananen aufwiegen. Ein Zeichen wollte er damit setzten. Gegen Kinderarbeit und für eine gerechte Bezahlung der Bauern in Übersee. Und prompt - naja, drei Jahre später halt - hat Trier im Mai 2010 den Titel "Fair Trade Stadt" erhalten, verliehen von der Zertifizierungsgesellschaft TransFair. Und im Juni hat sich Jensen vom Stadtrat genehmigen lassen, "Mayor for Peace", also Bürgermeister für Frieden, sein zu dürfen. 4000 Friedensbürgermeister setzen sich weltweit gegen Massenvernichtungswaffen ein und dafür, dass es bis 2020 keine Atomwaffen mehr gibt.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Kinderarbeit und Atomwaffen sind schlecht und es wert, dagegen zu sein. Aber unser Friedensbürgermeister treibt's meiner Meinung nach ein bisschen zu weit mit seiner Friedfertigkeit. Auf klare Ansagen des Stadtchefs - zum Beispiel in Sachen Schulentwicklungsplan, Theaterneuausrichtung oder Antikenfestspiele - wartet ganz Trier nämlich vergeblich.

Dafür hat unser OB jüngst beim Limo-Test des ZDF-Wirtschaftsmagazins "Wiso" mitgemacht. Warum sich Wiso ausgerechnet Trier als Ort der Brausewasserverkostung ausgesucht hat? Weil man für die Lebensmitteltests immer einen "Bürgermeister mit Profil" benötige. Na, wenn das ZDF das sagt, dann wird es wohl so sein. Schade nur, dass man so wenig davon mitbekommt. Aber vier Amtsjahre hat unser Klaus ja noch Zeit, um es allen zu beweisen. Prost!

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