Links-Verkehr auf Trierisch

TRIER. (woc) Der Trierer Karl-Georg Schroll ist der verkehrspolitische Sprecher der Linkspartei in Rheinland-Pfalz. Den trierischen Linienbusverkehr lobt der Experte – für die Erweiterungspläne der "Bitburger", das desolate Radwegenetz und den Moselaufstieg hat er dagegen kein Verständnis.

Zehn Tage Berlin, drei Tage Trier. Als Pendler zwischen der Hauptstadt der Republik und der Hauptstadt der Mosel kennt sich der Trierer Karl-Georg Schroll mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bestens aus. Dass es zwar einen Nonstop-ICE zwischen den beiden Metropolen gibt, dieser allerdings acht Stunden für die Strecke von der Mosel an die Spree benötigt, dürfte den Verkehrsexperten allerdings nicht besonders erfreuen. Erfreulicher als die trierische Bahnanbindung sieht - zumindest in Teilen - die Situation in Trier aus: "Der ÖPNV im Stadtgebiet ist zufriedenstellend", sagt Schroll, der Sozialwissenschaften mit Schwerpunkt Infrastruktur studiert hat. Er muss es wissen, schließlich hat er über die Verbesserungen der Marktpotenziale des ÖPNV im ländlichen Raum promoviert und war bis 2005 selbstständiger Verkehrsplaner in Trier.Einfach gut: Kostenlose Fahrradmitnahme in Bussen

"Positiv in Trier ist, dass Fahrräder im Bus kostenlos mitgenommen werden können", lobt Schroll. In den meisten Städten koste das nicht nur extra, viele der auswärts eingesetzten Busse könnten Fahrräder bauartbedingt gar nicht erst mitnehmen. Der Takt auf der Trierer Hauptlinie 3 sei außerdem dicht, die Verbindung zur Universität gut, auch die Fahrpreise seien "akzeptabel". Von der Linkspartei, in die Schroll 2005 eingetreten ist, ist man soviel lobende Worte kaum gewöhnt. Doch die Partei will offenbar künftig einiges anders machen. "Bisher war der Verkehr kein linkes Kernthema", sagt Schroll, verkehrspolitischer Sprecher der Linken in Rheinland-Pfalz. "Wir wollen uns auch in diesem Bereich positionieren - auch, weil Verkehr mit vielen sozialen und wirtschaftlichen Aspekten zusammenhängt." Und die Versorgung der Menschen durch die Bereitstellung öffentlicher Leistungen sei schon immer ein originäres linkes Thema gewesen. Im April 2006 hat sich daher die Landesarbeitsgemeinschaft Verkehr der Partei gegründet. Barrierefreie Mobilität, ÖPNV und Arbeitsmarktentwicklung sind die Arbeitsfelder. Die Gruppe hat für Trier nicht nur Lob übrig: "Das hohe Verkehrsaufkommen in Trier hat Auswirkungen auf das Klima im Tal - und damit auch auf die Gesundheit", sagt Schroll. Häufig würden falsche Ansätze zur Lösung des Problems gewählt: "Es gibt Überlegungen, die Bitburger auszubauen, weil sich der Verkehr dort staut. Dabei muss der Verkehr dort verhindert werden, wo er entsteht." Das könnte zum Beispiel über eine bessere Busanbindung aus den Eifel-Landkreisen erreicht werden. Dazu müsste allerdings die bereits bestehende Bergab-Busspur verlängert werden. "Finge die Busspur schon auf Höhe der Autobahnauffahrten an, würde dies das Busfahren noch schneller und damit attraktiver machen", erklärt Schroll. Nutzten wiederum mehr Leute den Bus, würden sich die Autostaus auf der B 51 reduzieren, eine in Erwägung gezogene Felssprengung wäre überflüssig.Kein Radwegenetz, sondern nur Einzelstücke

Das große Verkehrsthema in Trier, den Moselaufstieg, lehnt die Arbeitsgemeinschaft ebenfalls ab. "Eine sinnvolle Verlegung der Verkehre - zum Beispiel den Lastverkehr auf die Schienen - würde da viel mehr Sinn machen", argumentiert der Trierer Verkehrsexperte. Karl-Georg Schroll ist allerdings nicht nur Bus-, sondern auch eifriger Fahrradfahrer. Seine diesbezügliche Kritik an Trier teilt er nicht nur mit seinen Parteikollegen: "Von einem Radwegenetz kann in Trier beim besten Willen nicht gesprochen werden - eher von unverknüpften Einzelstücken", schimpft er. "Und selbst diese sind in einem desolaten Zustand."

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