Lohn ist ein Kinderlächeln

OLEWIG. Bis Tochter Lotti vor sechs Jahren zur Welt kam, war Petra Schenk das, was man eine Karrierefrau nennt. Als Vertriebsleiterin eines japanischen Unternehmens hatte sie einen verantwortungsvollen Beruf und war viel unterwegs. Mutter zu sein, ist für die 37-Jährige aber kein Verlust der einstigen Identität, sondern eine Aufgabe, die sie mit Stolz und Zufriedenheit erfüllt.

 Für ihre Kinder Lotti und Matthias hat sich Petra Schenk bewusst entschieden. Sie ist eine stolze und engagierte Mutter. Foto: Cordula Fischer

Für ihre Kinder Lotti und Matthias hat sich Petra Schenk bewusst entschieden. Sie ist eine stolze und engagierte Mutter. Foto: Cordula Fischer

"Wir wollten raus aus der Stadt und Olewig machte den Eindruck einer heilen Welt", sagt Petra Schenk. Ehemann Patrick heiratete sie vor sieben Jahren, ihre Tochter Lotti kam vor sechs Jahren zur Welt. Die junge Familie entschied sich vor fünf Jahren für den Stadtteil Olewig als Wohnort und fühlt sich dort wohl. Kurz nachdem Lotti in den Kindergarten kam, standen Neuwahlen für den Elternausschuss an. Mit diesem Gremium auseinander gesetzt hatte sich Petra Schenk zuvor nicht, stellte sich aber zur Wahl. Ein Jahr durfte sie dort "hinter die Kulissen schauen". "Aber das war mir auf Dauer zu wenig", sagt die 37-Jährige, die mehr Entscheidungen treffen und Verantwortung tragen wollte. Als für den Vorsitz des Fördervereins neue Kandidaten gesucht wurden, habe es "traurige Szenarien" gegeben. Niemand habe sich gemeldet, um die Arbeit weiterzuführen, obwohl 75 Kinder die Einrichtung besuchen. "Ich habe gesehen, was der Förderverein zwei Jahre lang geleistet hat und war sehr beeindruckt davon", sagt Petra Schenk. "Es lohnt sich, es macht sehr viel Spaß und man bekommt ein positives Feedback. Wir sind jetzt fast zwei Jahre im Dienst und haben etwa 6000 Euro gesammelt. Das ist ganz ordentlich", zieht sie eine positive Bilanz. Der Lohn für die Arbeit lasse sich aber nicht in Zahlen fassen. "Es ist zwar nur eine Floskel, aber es stimmt: Ein Kinderlächeln ist mehr wert als 1000 Worte." Nicht nur Spenden sammeln und Projekte erarbeiten gehört zu den Aufgaben von Petra Schenk und ihren beiden Vorstandskollegen. Ein Netzwerk aufbauen, zu verschiedenen Institutionen Kontakte knüpfen und diese pflegen, das hat sie während der vergangenen zwei Jahre umgesetzt. "Man muss auch auf Missstände aufmerksam machen", sagt sie. Dies erreiche man am besten durch stetige Präsenz. Vor allem das Kindergartengebäude und die Einrichtungsgegenstände bedürfen der Renovierung und Erneuerung. Dass nicht alles auf einmal gehe, sei nicht nur beim Träger, der Kita gGmbH, und beim Vermieter, der Pfarrei St. Anna, so, sondern auch beim Förderverein. "Wir verfolgen die Strategie der kleinen Schritte", sagt Schenk. "Leider ist das eigentlich nur ein Spiegel des Misst-Stands in unserer Gesellschaft." Zwar sei Olewig noch ein Stück "heile Welt", aber die Belastungen für die Eltern würden immer größer. Der Förderverein will da unterstützen und helfen, er will versuchen, "Missstände zu beheben und zu garantieren, dass die Kinder auf nichts verzichten müssen". In Zukunft müsse die Hilfe noch weiter greifen, findet Schenk: "Bisher haben wir viel Geld in Gegenstände gesteckt. Jetzt wollen wir auch in die Entwicklungsförderung von Kindern investieren." Allerdings wird sich darum ein neuer Vorstand kümmern müssen, plant Petra Schenk doch im Oktober ihr Amt niederzulegen. Tochter Lotti besucht dann die Grundschule, und Sohn Matthias ist mit 17 Monaten noch nicht im Kindergartenalter. Tatenlos wird Petra Schenk nicht bleiben. Auch in Grundschulen, das weiß sie genau, werden engagierte Eltern gebraucht. Eine zweite berufliche Karriere zu starten, kann sie sich ebenfalls vorstellen, wenn der Nachwuchs dem Kleinkinderalter entwachsen ist.

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