Lokschuppen ohne Genehmigung abgerissen

Trier-Ehrang/Pfalzel · Das Gelände des Bundesbahnbetriebswerks Ehrang in der Nähe des Mäusheckerwegs ist an eine private Investorin verkauft worden. Obwohl die Anlage noch als Eisenbahnfläche gewidmet ist, ist der rund 90 Jahre alte Lokschuppen schon weitgehend abgerissen worden. Das Eisenbahnbundesamt hat einen Baustopp verfügt.

Trier-Ehrang/Pfalzel. Es war TV-Leser Ralf Kremer, der auf die Vorgänge im ehemaligen Bahnbetriebswerk (BW) Ehrang aufmerksam machte. Der Verwaltungsbeamte hat eine hohe Affinität für alte Gebäude und beobachtet kritisch, wie sich Industriebrachen entwickeln und oft "am Ende plattgemacht werden". So auch beim BW Ehrang ein Gelände mit Lokschuppen, Gleisen, Verwaltungsgebäuden und großem Ziegelschornstein, das seit rund 15 Jahren nicht mehr genutzt wird.
Vor einigen Wochen sorgten Abrissbirne und Schneidbrenner dafür, dass nur noch einige Mauern des Lokschuppens übrig sind. Die Drehscheibe wurde zerstört, Gleise wurden herausgerissen - bis die Arbeiten eingestellt wurden. Das Gelände in unmittelbarer Nähe zum Mäusheckerweg, ungefähr 200 Meter Luftlinie von der Pfalzeler Wohnbebauung entfernt, ist eingezäunt und darf nicht betreten werden.
Das Problem: Bahninfrastruktur darf auch auf Privatgelände erst dann abgebaut werden, wenn die Widmung für Bahnzwecke aufgehoben wurde. Genau das ist auf der Fläche in Ehrang noch nicht geschehen. Deshalb hat das zuständige Eisenbahnbundesamt einen Baustopp erteilt.
Neue Eigentümerin des Bahn areals ist die Ehefrau von Martin Madern, dem Geschäftsführer des Schrott- und Metallhandels Krewer in Ehrang. Auf TV-Anfrage sagt Madern, dass seine Ehefrau das 30 000 Quadratmeter große Gelände gekauft habe, um dort mehr Stellplätze für Container und Fahrzeuge zu schaffen. Rauchwolken aus dem Schornstein auf dem Ex-Bahngelände erklärt Madern mit dem "Verbrennen unbelasteten Holzes".
Kein Schrottplatz-Antrag


Ob er auf dem Areal auch einen Schrottplatz einrichten will? "Das schließe ich im Moment aus", sagt Madern. Es gebe derzeit keine Anträge auf einen derartigen Betrieb, bestätigen die Stadt und die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord. Allerdings waren die Abrissarbeiten voreilig: Ein "Freistellungsverfahren von Betriebszwecken" läuft erst. "Wegen einer fehlenden Rechtsgrundlage wurde vom Eisenbahnbundesamt der Abriss eingestellt", sagt Sprecher Ralph Fischer.
Ralph Kremer ärgert sich: Bevor die Anlage entwidmet wurde, für die es jahrelang einen ernsthaften Privatbahn-Investor gegeben habe, seien schon Tatsachen geschaffen worden. "Die Methode hat im ganzen Land System", kritisiert Kremer und erinnert an die Ruwertalbahn, die ohne Genehmigung abgerissen worden sei. Ähnlich werde es vermutlich dem Ausbesserungswerk in Trier-West gehen, prognostiziert Kremer: erst Verfall, dann Streit über die Nutzung, am Ende der Abriss.

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