Longuich startet Terroir-Offensive

Longuich · "Terroir Longuich" heißt eine Initiative von Gemeinde und Winzern. Ziel ist es, die Einzigartigkeit "bodenreiner" Weine in und um Longuich (Landkreis Trier-Saarburg) bekannt zu machen. Das Credo: Terroir bedeutet viel mehr als Boden ("terre").

Longuich. "Terroir" ist in Mode. Weltweit greifen Weinvermarkter mittlerweile auf diesen aus dem Französischen stammenden Begriff (zu deutsch: Boden) zurück, wenn sie auf die Hochwertigkeit ihrer Erzeugnisse aufmerksam machen wollen. Im Projekt "Terroir Moselle" arbeiten deutsche, luxemburgische und französische Moselwinzer zusammen.
Auch die Longuicher Winzer haben jetzt eine Terroir-Initiative gestartet. Konkret gehe es darum, typische und bodenreine, ausgebaute Weine aus Longuich, Schweich und anderen Lagen, die von Longuicher Weinbauern bewirtschaftet werden, bekanntzumachen, sagt Franz-Rudolf Schlöder.
Swinging Kulinarik


Als Mitglied der Generaldirektion Landwirtschaft der Europäischen Kommission hatte der Longuicher unter anderem die Aufgabe, die europäische Landwirtschaft im Welthandel zu stärken und den Lebensstandard der dort arbeitenden Menschen zu sichern. Nun, als Pensionär, will er die unverwechselbare Charakteristik der Weine aus seiner Heimat herausstellen - Terroir als Gegenstück zu "durchgestylten und auf Modegeschmack getrimmten Designer- und Verschnittweinen ohne engeren geografischen Bezug".
Für Schlöder umfasst der Begriff neben dem Boden noch eine Vielzahl weiterer Faktoren wie Klima, Topographie, Rebsorte, Bodenbearbeitung, Erziehungsausbau und Kellerwirtschaft. Weitere treibende Kraft bei der Aktion ist Arnold Thul.
Bei einer Weinprobe wird das Longuicher Terroir-Konzept am Samstag, 22. Juni, öffentlich vorgestellt (20 Uhr hinter dem Gemeindehaus, Karten für 15 Euro gibt es bei der Tourist-Info Longuich, Telefon 06502/1716; am Folgetag laden Winzer und Gas-tronomen von 11 bis 23 Uhr am gleichen Ort zu "Swinging Kulinarik" ein). Neben Stephan Reuter, dem Direktor des Weinbauamtes Wittlich, wird Ernst-Dieter Spies die Probe kommentieren.
Spies ist Direktor beim Geologischen Landesamt und Spezialist für Bodenkunde. Kürzlich ging er der Weinbergserde im Raum Longuich auf den Grund. Die mehr als ein Dutzend Grabungen, die Spies und sein Team unter anderem in den Lagen Herrenberg (Longuich) und Annaberg (Schweich) machten, dienen der Aktualisierung der Weinbergsbodenkarte. 250 Hektar Rebflächen von Ensch bis Schweich seien unkartiert, darüber hinaus auch viele nicht auf dem aktuellen Wissensstand, sagt Spies. Die Terroir-Initiative sei eine "ideale Verknüpfung" und ein Grund gewesen, sofort in Longuich loszulegen, so der Geologe. Eigentlich seien die Bodenuntersuchungen erst im kommenden Jahr vorgesehen gewesen. Die Befunde aus dem Bohrstock und den Grabungen ergeben ein präzises Bild der Bodenzusammensetzung. Übertragen in die Weinbergsbodenkarte können Winzer und Rebzüchter laut Spies daraus wichtige Rückschlüsse ziehen, etwa auf geeignete Rebsorten oder die Veredlung. Mit Hilfe eines speziellen Präparationsverfahrens können die freigelegten Bodenschichten konserviert werden. Die daraus resultierenden "Lackprofile" können beispielsweise kundenwirksam in Probierstuben oder Vinotheken aufgestellt werden. Diese Möglichkeit sollen auch die Longuicher Winzer im Zuge der Terroir-Qualitätsoffensive bekommen. Darüber hinaus schwebt Mitinitiator Schlöder vor, später einmal geführte Terroir-Wanderungen und -weinproben anzubieten. alf

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