Losung: Nicht wieder selbst ein Bein stellen

TRIER. Sieges-Zuversicht bei der CDU Trier: Ihr beim Parteitag am Montagabend in der ERA nahezu einstimmig nominierter Landtagskandidat Christoph Böhr kündigte den Regierungswechsel in Berlin und Mainz an – "sofern wir uns nicht wieder selbst ein Bein stellen".

Diesmal konnten Triers Christdemokraten mit Fug und Recht alles auf Gerhard Schröder schieben. Des Bundeskanzlers Ankündigung vorgezogener Neuwahlen bringt so manche Terminplanung völlig aus den Fugen. "Dann kann ich nicht", bekam Parteichef Ulrich Holkenbrink beim Parteitag in der Europäischen Rechtsakademie (ERA) mehrfach aus den Mitglieder-Reihen zu hören, als er Delegierte für die beiden Versammlungen zur Aufstellung von Bundestagskandidaten suchte. Die erste, die Vertreterversammlung für den Wahlkreis 205 Trier, tagt bereits am 5. Juli, die Landesvertreterversammlung folgt am 16. Juli.OB-Wahl kein Thema

Weil aber bereits am 1. und 9. Juli Vertreterversammlungen zur Vorbereitung der Landtagswahl (26. März 2006) stattfinden, sah sich so manches Parteimitglied in der zeitlichen Bredouille. Des guten Zuredens, mit dem der Parteivorstand die umfangreichen Vertreterlisten doch noch zügig zu füllen vermochte und anschließend zur Wahl stellte, hatte es im ersten Teil des Doppel-Parteitages nicht bedurft: Da stellte sich Christoph Böhr als Landtagskandidat für den Wahlkreis 25 (Trier ohne die Stadtteile Ehrang/Quint, Biewer, Pfalzel und Ruwer-Eitelsbach) zur Wahl. Die 91 Stimmberechtigten hievten den 51-jährigen CDU-Landes- und Landtags-Fraktionschef mit einem eindeutigen Vertrauensbeweis auf den Schild: 90 Ja-Voten - das bedeutet 98,9 Zustimmungs-Prozente. Als Ersatzbewerber für den Wahlkreis 25 brachte es Stadtrats-Fraktionschef Bertrand Adams (51) auf 96,7 Prozent Ja-Stimmen. Erste Amtshandlung als frisch gekürter und von seinen Parteifreunden umjubelter Landtagskandidat: ein zarter Tritt auf die Euphoriebremse. Die Wahlen seien noch nicht gewonnen, betonte Böhr und rief in Erinnerung, dass die Christdemokraten bereits mehrfach an sich selbst gescheitert seien. Das Vorhaben, "die letzten fußkranken Sozialdemokraten aus ihren Ämtern zu jagen, damit es wieder aufwärts geht mit diesem Land", sei nur dann realisierbar, wenn die CDU "geschlossen marschiert und kämpft". Böhr unternimmt am 26. März 2006 den zweiten Anlauf auf das Amt des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten. In seiner Eigenschaft als CDU-Bundesvize übte Böhr heftige Kritik an Bundeskanzler Schröder: Eine angemessene Antwort auf die SPD-Abwahl in Nordrhein-Westfalen wäre ein Rücktritt gewesen; die Ankündigung von Neuwahlen nannte er einen fragwürdigen Versuch einer Flucht nach vorn. "Um den Preis eines Verfassungsbruchs wird es keine Neuwahlen geben", kündigte Böhr an, er hat aber offenbar bereits einen Urnengang am 18. September fest im Visier. Im Falle eines Wahlsieges wolle die Union Hoffnung geben und Mut machen. Als zentrale Themen nannte der Spitzenpolitiker die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ("In dieser Republik gibt es in Wirklichkeit neun Millionen Menschen ohne Beschäftigung") und eine große Steuerreform. Allerdings geht Böhr auch von höheren Arbeitszeiten aus: Die "40- oder 41-Stunden-Woche" hält er für zumutbar. Runter gehen müssten im Gegenzug die Kosten: "Es mangelt keineswegs an Arbeit, doch die ist in unserem Land einfach viel zu teuer." Die rund 120 Parteimitglieder quittierten Böhrs Ausführungen mehrfach mit Zwischenapplaus. Die spannende Frage, wen die CDU als Kandidaten für die OB- Wahl 2006 nominiert, bleibt weiter unbeantwortet. "Darüber wollen wir nach der Bundestagswahl reden", kündigte Ulrich Holkenbrink an. In den kommenden Wochen werde man zu sehr mit Wahlvorbereitungen beschäftigt sein.

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