Lübeck an der Spitze von Kürenz

KÜRENZ. Karl Lübeck ist nun auch offiziell neuer Ortsvorsteher von Kürenz. Von politischem Ehrgeiz zerfressen ist der UBM-Mann nicht, der gestern Abend vereidigt wurde und seinem Vorgänger, Manfred Maximini, schon in zahlreichen Ämtern nachfolgte.

Ein Leben neben der Kommunalpolitik - für Karl Lübeck spielt es sich im hauseigenen Teich ab. Dort schwimmen chinesische Süßwasserfische durchs stehende Gewässer und erinnern an Lübecks eigentliche Leidenschaft: "Ich bin Mitglied in der Internationalen Gesellschaft für Labyrinthfische", sagt er nicht ohne Stolz und berichtet dem ahnungslosen Gast von Zuchterfolgen und den zehn Aquarien, die er einst gleichzeitig pflegte und die jetzt im Keller ungenutzt lagern. Künftig wird ihm noch weniger Zeit für das ohnehin schon vernachlässigte Hobby bleiben, denn gestern Abend wurde Lübeck als neuer Ortsvorsteher von Kürenz vereidigt. Im Juni fuhr der UBM-Mann im zweiten Wahlgang einen grandiosen Zweidrittel-Sieg ein. Damit tritt der 45-Jährige die Nachfolge von Manfred Maximini an."Die Integration von Neukürenz verbessern"

In die Fußstapfen des UBM-Namensgebers zu treten - das hat für Lübeck fast Tradition: Maximini folgte er als Präsident des MGV Concordia ebenso nach wie als Sprecher der Gemeinschaft Kürenzer Ortsvereine (GKO). Und dass er den Bürgervertretungsfreund nun auch als Ortsvorsteher ablöst, sei "eigentlich abzusehen" gewesen. Dabei ist Lübeck weiß Gott nicht von politischem Ehrgeiz zerfressen. Hätte einer seiner Gegenkandidaten das Rennen gemacht, hätte ihn das - nach eigener Darstellung - nicht aus der Bahn geworfen. Doch jetzt, wo er das Amt inne hat, will er "das auch richtig machen" und lässt keinen Zweifel an seiner Motivation aufkommen. Er gehe "optimistisch an die Sache 'ran", sagt der Bauingenieur und verlangt, dass man ihn "nicht an den Taten" seines Vorgängers misst, sondern "an den Möglichkeiten, wie sie sich jetzt noch ergeben". Ein Schwerpunkt seiner Arbeit soll die verbesserte "Integration von Neukürenz" in den Gesamtstadtteil sein. Da besteht noch "erheblicher Nachholbedarf", weiß Lübeck, der altem "Kürenzer Hochadel" entstammt und mit seiner Frau Karin, die ebenfalls in den neuen Ortsbeirat gewählt wurde, und drei Kindern in Neukürenz lebt. Eine stärkere Vernetzung des alten und neuen Kürenz soll unter anderem über eine engere Zusammenarbeit in der GKO erreicht werden. Ebenso sehr bewegt den neuen Ortschef die Verkehrspolitik. Vehement werde er sich weiter für die "große Lösung" einsetzen und auf den Bau einer Umgehungsstraße drängen. Schließlich habe der alte Ortsbeirat in dieser Sache einen einstimmigen Beschluss gefasst, und auch der Stadtrat favorisiere mehrheitlich ein neue Straßentrasse. Diese böte die Möglichkeit, Schnellbuslinien einzuführen, die vom Stadtzentrum nonstop die Universität ansteuern, hofft Lübeck, der von sich sagt: "Ich bin der letzte, der den Individualverkehr verteufelt, denn der ist für mich auch ein Stück Lebensqualität." Dass die automobile Erreichbarkeit von einigen im Stadtteil Opfer verlangt, ist Lübeck klar. So sieht er für die Anwohner im Aveler Tal und in der Kohlenstraße absehbar keine Möglichkeit für eine Verkehrsentlastung.Zum Großeinkauf nach Tarforst

In punkto Infrastruktur kennt Lübeck seine Grenzen: "Ein Ortsvorsteher kann keine Geschäfte anlocken", macht er sich und anderen keine Illusionen und ruft die Stadtteilbewohner dazu auf, die noch ortsansässigen Betriebe durch ihr Kaufverhalten zu unterstützen. Dass es ihn und seine Familie zum Großeinkauf ins benachbarte Tarforst zieht, verhehlt Lübeck dabei nicht. Auch sonst zieht es ihn schonmal über die Stadtteilgrenzen hinweg: nach Trier-Nord ins Moselstadion, wo der "begeisterte Eintracht-Fan" fast kein Heimspiel verpasst. Doch während die Linz-Jungen regelmäßig gegen den Abstieg kämpfen, könnte Lübeck sich eines Tages gegen den weiteren Aufstieg wehren: Stadtrat und Ortsvorsteher - darüber hinaus strebe er definitiv kein Amt an, stellt Maximinis Dauer-Nachfolger schon mal vorsorglich klar. Am Montag in unserer Stadtteil-Serie "Trier - ganz nah": Das Benediktinnerinnen-Kloster und seine Hostienbäckerei.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort