Mäuse kamen nicht auf den Teller

TRIER. Schweineeuter, Gebärmutter und gefüllte Haselmäuse - was vor 2000 Jahren als Leckerei galt, ist für heutige Gaumen gewöhnungsbedürftig. Bei einer Ferienfreizeit im Landesmuseum lernten Kinder, wie sich die Römer ernährten. Einige Rezepte kochten sie selbst nach.

 Die jungen Köche und "Senator" Elmar Köcher: Viel Spaß brachte die Ferienaktion im Landesmuseum.Foto: Wolfgang Lenders

Die jungen Köche und "Senator" Elmar Köcher: Viel Spaß brachte die Ferienaktion im Landesmuseum.Foto: Wolfgang Lenders

Wer inRom Geld hatte, gab es aus: Luxuriöses Essen gehörte zumLebensstil der Oberschicht der Antike. Auf den Teller kam alles,was gut und teuer war. Überliefert hat die Kochkunst MarcusGavius Apicius, zur Zeit des Kaisers Augustus ein bekannterSchlemmer. Nach seinen Aufzeichnungen kochen heuteExperimental-Archäologen die Gerichte der Antike nach. Merkwürdig erschienen den 16 Kindern im Landesmuseum die antiken Rezepte. Sie kochten Kräuterpaste, Eier mit Mandel-Essigsoße und Geflügelsalat mit Rosinen, Pfefferminze, Honig, Hartkäse, Mandeln und Gurken. "Am Anfang hab ich gedacht, das wird ekelhaft", erzählte die zehnjährige Susanne Koltes."Aber dann hat es sehr gut geschmeckt."

"Gefüllte Haselmaus gefällig" war der Titel der Ferienfreizeit. Die kleinen Nager wollte Organisatorin Claudia Jirka-Köcher den Kindern aber dann doch nicht zumuten. "Gefüllte Siebenschläfer oder Haselmäuse waren bei den Römern sehr begehrt", erzählte die Museumspädagogin. "Eine Mäusezucht haben wir aber noch nicht. Es verstecken sich bestimmt ein paar Mäuse im Museum, aber die haben wir leben lassen." Immerhin, Abnehmer hätte sie für das extravagante Essen gefunden. "Ich würde Maus probieren - vielleicht", meinte der elfjährige Patric Schmitt.

Mit viel Liebe zum Detail kochten die Kinder das antike Essen. "Das Hühnerfleisch vom Knochen abzupiedeln war schon unangenehm", sagte Moritz Bredin (9). "Für heute kann ich kein Hühnchen mehr sehen." Auch römische Getränke testeten die Kinder. "Gestern haben wir Wasser mit Essig probiert", erzählte Moritz. "Das hat aber nicht gut geschmeckt, ich kann mir nicht vorstellen, dass die Römer so etwas getrunken haben." Mit der Ferienaktion will Claudia Jirka-Köcher das Interesse der Kinder an Geschichte wecken. "Ich hoffe, dass ich eine Tür geöffnet habe, dass sich die Kinder jetzt viel mehr für römische Dinge interessieren", sagte sie. "Vielleicht habe ich ja auch ihr Interesse für andere Kulturen geweckt." Der Historikerin, die auch Erlebnisaktionen zu anderen Epochen anbietet, ist wichtig, dass die Kinder die Geschichte selbst nacherleben. "Kinder können durch Probieren sehr viel aufnehmen", sagte sie. "Riechen, hören, schmecken und fühlen gehören zum Lernen dazu. In der Schule ist aber normalerweise keine Zeit für solche Dinge."

Um das Erlebnis komplett zu machen, hatte die Museums-Pädagogin für die fünf- bis 14-jährigen Kinder römische Gewänder genäht. In Tuniken gehüllt, bereiteten sie die Mahlzeiten zu. Gegessen wurde nach antikem Vorbild im Liegen. Die Bedienung übernahmen "Sklaven". "Wenn die uns rufen, bringen wir ihnen etwas zu essen", erklärte der siebenjährige Michael Nellesen. "Wir probieren aber auch selbst." Für die Gerichte ausgepeitscht zu werden - wie die Sklaven der Antike - riskierte er jedenfalls nicht.

Auch das Click-Me-Team war dabei. Zu finden sind die Bilder in der Click-Me-Galerie unter www.intrinet.de, Rubrik Szene/ClickMe.

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