Mainz dankt Trier und umgekehrt

Trier · Volles Haus im Rheinischen Landesmuseum: Rund 400 geladene Gäste haben am Donnerstagabend die Eröffnung der neuen Sonderausstellung "Im Dienst des Kaisers" und die gleichzeitige offizielle Vorstellung des neuen Direktors Marcus Reuter erlebt.

Trier. Es war ein Abend mit zweifacher Premiere. Erstmals stellte sich Triers neuer Landesmuseums-Direktor Marcus Reuter (45) vor großem Publikum vor, anschließend eröffnete er die erste Ausstellungs-Co-Produktion zweier rheinland-pfälzischer Landesmuseen. Die Multifunktionsveranstaltung, die zugleich die offizielle Verabschiedung des zum Historischen Museum der Pfalz in Speyer abgewanderten Reuter-Vorgängers Eckart Köhne (45) beinhaltete, zog rund 400 Besucher an. Etliche von ihnen verfolgten den Ansprachenteil mangels Sitzplatzkapazitäten im Stehen.
Langeweile kam nicht auf. Im Gegenteil, der Unterhaltungswert war so hoch wie selten bei einem offiziellen Anlass im Archäologietempel an der Weimarer Allee. Dafür sorgten vor allem das Saxofonquartett Reed Bulls und Kulturstaatssekreträr Walter Schumacher (62). Der frühere Südwestfunk-Moderator ließ seiner kabarettistischen Ader freien Lauf, begrüßte Josef Peter Mertes (65) als "Präsident der ADD a. D." oder fabulierte launig über die alte Rivalität der beiden großen Römerstädte im Land. Trier als Verwaltungszentrum habe das in Mainz stationierte Militär (zeitweilig rund 20 000 Mann) finanziert, und quasi als Gegenleistung habe die 22. Legion vom Rhein die Moselmetropole im Bürgerkrieg des Jahres 196 schnell mal gerettet. Einen mehr als nur handfesten Beleg dafür bietet passenderweise die neue Sonderausstellung "Im Dienst des Kaisers: Mainz - Stadt der römischen Legionen" (Medienpartner: Trierischer Volksfreund). Das Museums-Foyer ziert der Ehrenstein, den die Stadt Trier damals der 22. Legion als Zeichen der Dankbarkeit gestiftet hat. Die Soldaten waren im Gewaltmarsch über den Hunsrück geeilt und verteidigten erfolgreich das kaisertreue Trier, das von Truppen des aufständischen Clodius Albinus belagert wurde.
Ist der Ehrenstein also nach 1816 Jahren wieder an seine Entstehungsstätte zurückgekehrt? "Nein", sagt Museumschef Reuter. "Er wurde sehr wahrscheinlich bei Mainzer Bilderhauern in Auftrag gegeben. Ein Transport von Trier aus wäre zu aufwendig und teuer gewesen."
Heute gehört der Ehrenstein zum Bestand des Mainzer Landesmuseums, aus dem der Großteil der rund 250 Exponate - Soldatengrabsteine, Waffen, Ausrüstungsgegenstände - der Sonderausstellung stammt. Die ist eine erstmalige Co-Produktion und für Reuters Mainzer Amtskollegin Andrea Stockhammer (41) ein "äußerst geglücktes Projekt. Noch nie zuvor wurde in Rheinland-Pfalz das Thema Militär im Römischen Reich als Ausstellung aufbereitet und präsentiert. Wir erhoffen uns davon einen Werbeeffekt auch für unser Haus."
Thomas Metz (57), Leiter der Mainzer Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE), forderte die zahlreich im Publikum vertretenen Stadtführer auf, "viele Touristen" in die Ausstellung zu bringen: "Sie gereicht ganz Rheinland-Pfalz zur Ehre."
Die Sonderausstellung "Im Dienst des Kaisers: Mainz - Stadt der römischen Legionen" ist bis 7. April 2013 im Rheinischen Landesmuseum Trier, Weimarer Allee 1, zu sehen (Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr). Infos: www.landesmuseum-trier.de

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