Malteser - die stillen Begleiter

IRSCH. Beim Trierer Stadtlauf stehen sie mit dem Krankenwagen bereit, für die Pilger in St. Matthias kochen sie Erbsensuppe: Die Mitglieder des Malteser Hilfsdienstes (MHD) Gliederung Trier-Irsch bilden die größte Ortsgruppe in Trier und leisten den Sanitäts- und Verpflegungsdienst für die Stadt.

Als am 2. September der Strom stundenlang ausfiel, suchte in Irsch die Mutter eines kleinen Kindes besorgt einen Gaskocher, um Baby-Nahrung zu erwärmen. "Warum sind Sie nicht einfach zu den Maltesern gekommen?", fragte die Helferin Johanna Scherf verwundert, als sie davon hörte. Beim Stromausfall trafen sich die aktiven Malteser in ihrer Unterkunft nahe der Kirche und bereiteten sich auf einen Einsatz vor. Auch wenn der Strom noch länger "weg" gewesen wäre, hätten die Irscher nicht hungern müssen. "In unserer gasbetriebenen Küche können wir 2000 Portionen auf einen Schlag kochen", erklärt die gelernte Hauswirtschafterin Johanna Scherf. Doch nicht nur für die Menschen in Irsch, sondern im ganzen Stadtgebiet sind die Malteser im Notfall zur Stelle. Als der Ost-West-Konflikt beigelegt war, wurden die beiden Katastrophenschutzeinheiten der Irscher Malteser 1991 in die "schnelle Einsatz-Gruppe" (Seg) Sanitätsdienst und die Seg Verpflegung umgewandelt. Bei einem Großbrand - wie vor einiger Zeit in der Gneisenaustraße - versorgt die Seg Verpflegung das Hilfspersonal der Feuerwehr mit warmen Getränken. Um Geld für Anschaffungen zu haben und um für den Katastrophenfall gerüstet zu bleiben, sind die Malteser auf Eigenengagement angewiesen. Nicht nur für den seltenen Katastrophendienst halten sich die Helfer bereit. Am Wochenende sind sie im Sanitätsdienst oder im Sommer bei Veranstaltungen als gebuchte "Verpfleger" mit der Feldküche auf Achse. Über diese bezahlten Dienste finanziert sich der MHD Trier-Irsch zu einem großen Teil selbst. Die schnellen Einsatzgruppen der Irscher Malteser haben dagegen im Jahr nur "zwischen null und zwei Einsätze", erklärt Zugführer Werner Lamberty. Doch sobald es durch Katastrophen wie Hochwasser, Brände oder Busunfälle zu Engpässen bei anderen Hilfsorganisationen kommt, springen die Malteser ein. Eigeninitiative war auch gefragt, als in den vergangenen Jahren in Irsch neue Fahrzeuge hinzu kamen und es in der alten Garage zu eng wurde. Die Helferinnen und Helfer erweiterten mit Zuschüssen von Stadt und Land ihre Unterkunft um eine neue Fahrzeughalle sowie Umkleide- und Sanitärräume. Bei einem Tag der offenen Tür im Oktober wurde die Unterkunft "Winfried-Heidrich-Haus" benannt. Der im April 2003 verstorbene Zugführer Winfried "Winni" Heidrich - von den meisten Helfern respektvoll "Chef" genannt - lenkte 25 Jahre lang die Geschicke der Irscher Malteser und war die treibende Kraft beim Umbau. Angefangen mit den Maltesern in Irsch hat alles 1958, als Pfarrer Heinrich Wirtz den Malteser-Gedanken im Ort populär machte und die erste Ortsgruppe in Trier gründete. 1970 wurde der MHD Irsch in den Katastrophenschutz der Stadt aufgenommen. Begünstigt durch die geographische Lage bekam Irsch den Zuschlag für den Sanitätszug. Man ging davon aus, dass der Höhenstadtteil bei einer Katastrophe in Trier nicht sofort betroffen ist und der Sanitätszug zum Einsatz ausrücken kann. Der Bund finanzierte den Katastrophenschutz und rüstete sich so für den Verteidigungsfall im Kalten Krieg. Heute hat der MHD Irsch eine vom Land anerkannte Schule für Rettungssanitäter. Es gibt 120 ehrenamtliche Aktive und 300 Inaktive aus Trier und Umgebung. Auch im Irscher Vereinsleben sind die Malteser "die stillen Begleiter".

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