Malu Dreyer: Gerne "nah bei de Leut’"

Trier · Gerne "immer nah bei de Leut" sein - das hat sie mit Kurt Beck, ihrem Vorgänger als Landeschef, gemein. Doch anders als "König Kurt" ist Malu Dreyer weder leicht provozierbar noch schnell eingeschnappt: "Ich stecke meine Energie in mein großes Ziel: Ich habe total große Lust, als Ministerpräsidentin weiterzumachen." Und zum dritten Mal das Direktmandat im Wahlreis 25 zu erringen.

 Kämpferisch und optimistisch: Malu Dreyer eröffnet ihr Bürgerbüro am neuen Standort Nagelstraße 12 in der Trierer Fußgängerzone. TV-Foto: Roland Morgen

Kämpferisch und optimistisch: Malu Dreyer eröffnet ihr Bürgerbüro am neuen Standort Nagelstraße 12 in der Trierer Fußgängerzone. TV-Foto: Roland Morgen

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Trier. "Erwerbsminderungsrente beantragen und abtreten", hat ihr ein CDU-Politiker aus Koblenz nahegelegt. Eine, gelinde gesagt, ziemlich üble Entgleisung, die Malu Dreyer aber keines persönlichen Kommentares wert ist: "Dazu sage ich nichts." Sie lässt lieber Taten sprechen. Zum Beispiel die 40 Wahlkampf-Großveranstaltungen, die sie in diesen Wochen absolviert. Die unausgesprochene Botschaft dahinter: Meine Multiple-Sklerose-Erkrankung hindert mich nicht daran, stark, kämpferisch und leidenschaftlich zu sein.Landtagswahl 2016


Der Druck des Polit-Business als Gesundheitselixier? Gut möglich. Die SPD-Frau strotzt vor Energie: "Ich habe total große Lust, als Ministerpräsidentin weiterzumachen. Ich empfinde Riesenspaß und eine Riesenkraft."
Ihre Mission: "Eintreten für Freiheit, soziale Gerechtigkeit, Solidarität." Wie, so fügt sie beinahe scherzhaft hinzu, könne es auch anders sein? Schließlich sei sie "unterhalb des Hambacher Schlosses geboren", dem zu Neustadt gehörenden symbolträchtigen Schauplatz der frühen Demokratiebestrebungen auf deutschem Boden.
Wie es in der Realität um die soziale Gerechtigkeit bestellt ist, will die 55-Jährige "von den Menschen selbst hören". Seit Beginn ihrer Abgeordnetentätigkeit betreibt sie ein Bürgerbüro. Dort sind nicht nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anzutreffen, sondern zu regelmäßigen Sprechstunden auch sie selbst. Frei nach Kurt Beck: Malu nah bei de Leut'? "Ja, ganz sicher, das ist doch mal ein guter Vergleich", sagt die Nachfolgerin des langjährigen Landeschefs: "Dieser Kontakt ist mir sehr wichtig. Zugegebenermaßen auch, weil er erdet und vor dem Abheben bewahrt. Vor allem aber, weil es für meinen Anspruch an mich als Politikerin auch gar nicht anders geht: Wer nicht mit den Menschen spricht, der erfährt auch nichts." Künftig wird Malu Dreyer wohl noch mehr erfahren. Ihr Bürgerbüro befindet sich neuerdings nicht mehr in der Trierer Südstadt, sondern in der Nagelstraße 12, mittendrin in der Fußgängerzone. In der Hoffnung, "dass dort noch mehr Leute hinkommen können, für die der Weg an die Ecke Saar-/Hohenzollernstraße sehr weit ist. Und ja: Auch um deutlich Flagge zu zeigen." Deshalb auch die Bürgerbüro-Eröffnung sehr publikums- und medienwirksam mitten im Wahlkampf? "Gegenfrage: Warum denn auch nicht? Wenn es eine Neueröffnung nach dem Motto ,Schaut her Leute. Ich habe jetzt ein Bürgerbüro aufgemacht' wäre, dann wäre das Wahlkampf pur. Tatsächlich aber habe ich mir auch, seit ich Ministerpräsidentin bin, immer die Zeit genommen, um meine Bürgersprechstunde anzubieten."
Landeschefin will sie unbedingt bleiben. Gerüchte, sie würde nur als Zugpferd antreten, um die SPD an der Regierung zu halten, um dann im Lauf der fünfjährigen Legislaturperiode vorzeitig ihr Amt abzugeben, bezeichnet sie als "völligen Quatsch. Ich möchte - mindestens - die nächste Amtszeit vollmachen und bin überzeugt davon, das schaffen zu können. Dass mir die Wählerinnen und Wähler das Vertrauen schenken, damit ich auch weiterhin an verantwortlicher Stelle für sie da sein kann."
Die Landtagswahl ist am 13. März. Was macht Malu Dreyer am 14. März? "Koalitionsgespräche aufnehmen - und mich auch riesig darüber freuen, dass ich zum dritten Mal das Direktmandat in meinem Wahlkreis gewonnen habe."
Der Wahlkreis 25 umfasst die Stadt Trier mit Ausnahme der Stadtteile Biewer, Ehrang, Pfalzel und Ruwer/Eitelsbach, die zum Wahlkreis 24 (Trier/Schweich) gehören.Extra

Malu Dreyer wurde am 6. Februar 1961 in Neustadt/Weinstraße geboren. Die studierte Juristin war von 1995 bis 1997 hauptamtliche Bürgermeisterin von Bad Kreuznach und anschließend fünf Jahre lang Sozialdezernentin der Stadt Mainz. Seit 2002 gehört sie der rheinland-pfälzischen Landesregierung an - zunächst als Ministerin für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit, seit dem 16. Januar 2013 ist sie Ministerpräsidentin. Mit der Übernahme des Amtes als erster weiblicher Regierungschef in Mainz gab Malu Dreyer den Vorsitz der SPD Trier auf, den sie acht Jahre lang innegehabt hatte. Seit 2004 ist sie mit Klaus Jensen (OB von Trier 2007 bis 2015) verheiratet. Das Ehepaar lebt in Trier-Süd im Schammatdorf, einem Wohnprojekt für behinderte und nichtbehinderte Menschen. Im Landtags-Wahlkreis 25 Trier errang die Sozialdemokratin bei ihren Kandidaturen 2006 und 2011 jeweils das Direktmandat. Ihre Hobbys: Kino, Theater, ARD-Krimiserie "Tatort" und Natur: "Der barrierefreie neue Waldlehrpfad im Meulenwald hat es mir besonders angetan." rm.

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