Marketing für den Gesundheitssektor

Trier · Mit Unterstützung des Landes will die Stadt Trier ab dem Wintersemester 2012/13 einen neuen Studiengang "Gesundheits- und Sozialmanagement" an der Universität Trier anbieten. Außerdem will die Verwaltung, zusammen mit den drei Krankenhäusern der Stadt, den Weiterbildungsbedarf der 7000 Beschäftigten koordinieren.

Jeder neunte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Stadt Trier arbeitet direkt oder indirekt im Gesundheitswesen. Grund genug für die Verwaltung und die drei Krankenhäuser vor Ort, diese Branche noch auszubauen, weiterzuentwickeln und besser zu vermarkten.

Die Ausgangslage: Das Gesundheitswesen in der Region, vor allem aber in der Stadt Trier, hat eine größere Bedeutung als vielen bekannt ist. In immerhin 425 Unternehmen arbeiten 5751 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Das ist ein Anteil von mehr als elf Prozent. Eine Zahl, die seit 2006 um 3,45 Prozent gestiegen ist. Hinzu kommen weitere rund 1300 Selbständige, die ihr Geld in der Pflege, bei ambulanten Diensten und in Arztpraxen verdienen. Heimische Handwerksfirmen haben zusätzlich kräftig profitiert von Investitionen der Krankenhäuser, die in den vergangenen vier Jahren bei rund 80 Millionen Euro lagen. "Das Gesundheitswesen ist ein enormer Standortfaktor", sagt Oberbürgermeister Klaus Jensen. Die medizinische Versorgung sei exzellent, allerdings fehle "eine Standortvermarktung".

Das Vehikel: Schon 2007 gab es auf OB-Initiative einen runden Tisch, an dem sich Entscheidungsträger aus Krankenhäusern, öffentlichen Einrichtungen sowie Unternehmen abstimmen wollten. Nun ist klar, was fehlt: koordinierte Weiterbildungsangebote, ein maßgeschneiderter Studiengang für den akademischen Nachwuchs und eine Schaltstelle, die dies alles regelt.

Der Bedarf: "Es gibt einen großen Fachkräftemangel und eine hohe Fluktuation vor allem nach Luxemburg", sagt Michael Metzdorf, Referatsleiter Recht und Personal im Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen. Fachkräfte, die man über lange Jahre hin ausgebildet habe, verließen die Krankenhäuser. "Wir brauchen einfach neue Mitarbeiter. Das Personal, das wir haben, müssen wir über den eigenen Kindergarten, Fortbildungen und Extras noch besser an uns binden." Hinzu komme, dass trotz vielerlei Kooperationen mit dem Brüderkrankenhaus etwa Radiologie-Schulungen parallel in beiden Häusern stattfinden. "Das lässt sich noch besser abstimmen."

Die Lösung: Mit finanzieller Hilfe des Landes will die Stadt zum Wintersemester 2012/13 einen Studiengang "Gesundheits- und Sozialmanagement" mit Schwerpunkt Gerontologie (Altersforschung) einrichten und so den akademischen Nachwuchskräfte-Bedarf decken. Die Koordination des Studienfaches sowie die Abstimmung des Weiterbildungsbedarfes soll der neue Verein zur Förderung des Europäischen Forums für Bildung und Forschung im Gesundheitswesen Trier übernehmen. Zudem soll der Verein den Weiterbildungsbedarf von Krankenhäusern, Pflegediensten, Praxen und anderen Dienstleistern ermitteln und koordinieren. Vorsitzender ist der OB, Michael Metzdorf sein Stellvertreter. "Dies ist ein Pilotprojekt des Landes", sagt Jensen. Mainz habe die klare Zusage zur Finanzierung von "mehreren Hunderttausend Euro" noch vor den Sommerferien gegeben.

EXTRA

ARBEITSMARKT GESUNDHEITSWIRTSCHAFT



5751 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte gibt es in der Stadt Trier (plus 3,45 Prozent seit 2006), in der gesamten Region sind es 13 472 (plus 2,8 Prozent). In den Trierer Krankenhäusern gibt es 1629 Pflegende (plus 1,7 Prozent), regionweit sind es 3115 Pflegekräfte (plus 1,5 Prozent). 528 Krankenhausärzte gibt es allein in Trier (plus 5,4 Prozent), regionweit 876 (plus 3,2 Prozent). Schaut man sich die frei praktizierenden Ärzte an, so gibt es einen Rückgang in der Stadt Trier von minus 7,7 Prozent auf 265. Regionweit liegt der Rückgang sogar bei minus 12,6 Prozent auf 761. Zum Vergleich: Landesweit gab es ein Minus von 10,5 Prozent. sas

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