Martin Luther oder Konstantin? - Trierer Platz wird teilweise umbenannt

Trier · Der Ortsbeirat Trier-Mitte/Gartenfeld hat dem Vorschlag der evangelischen Gemeinde zugestimmt, den unteren Teil des Konstantinplatzes in Martin-Luther-Platz umzubenennen. Eine wichtige Rolle spielte dabei ein anderes Anliegen.

 Künftiger Martin-Luther-Platz: Die von Treppen eingefasste, tiefer liegende Fläche direkt neben der Konstantinbasilika soll diesen Namen erhalten. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Künftiger Martin-Luther-Platz: Die von Treppen eingefasste, tiefer liegende Fläche direkt neben der Konstantinbasilika soll diesen Namen erhalten. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Foto: Friedhelm Knopp (f.k.) ("TV-Upload Knopp"

Martin-Luther-Platz oder Konstantin-Platz? Sollen sich Konstantin und Luther die Fläche vor der Basilika teilen? Oder lieber doch eine Trierer Straße nach dem großen Reformator benennen? Die Bitte der Evangelischen Kirchengemeinde Trier, zu ihrem 200-jährigen Bestehen 500 Jahre nach der Reformation eine Trierer Straße oder einen Platz nach Luther zu benennen, hatte in den städtischen Gremien zu ausführlichen Debatten geführt.

Mit einem deutlichen Votum entschied sich der Ortsbeirat Trier-Mitte-Gartenfeld in seiner Januarsitzung gegen eine Umbenennung des Platzes oder auch nur eines Teils davon (der TV berichtete).
Als Alternative schlug damals Baudezernent Andreas Ludwig (CDU) vor, die eingegrenzte Fläche am Basilika-Haupteingang (in der Antike eine Vorhalle) mit dem angrenzenden Treppenaufgang zum Palastgarten als "Martin-Luther-Passage" zu benennen. Die Verwaltung wurde beauftragt, diesen Vorschlag zu prüfen und gleichzeitig möglichst eine Alternativlösung zu finden.

Nach der jüngsten Beiratssitzung ist das Ex-Foyer der alten Römer wieder aus dem Rennen. Ortsvorsteher Dominik Heinrich (Grüne) kündigte einen Antrag seiner Ortsgruppe Trier-Mitte/Gartenfeld an, alternativ die Hindenburgstraße in Martin-Luther-Straße umzuwidmen.
Doch zunächst hatten als Gäste Pfarrer Thomas Luxa vom evangelischen Kirchenkreis und sein Amtskollege Reinhard Müller das Wort. Luxa schickte voraus, dass die Kirchengemeinde keine "Knall-auf-Fall-Entscheidung" wegen der anstehenden Jubiläen wolle. Luxa: "Wir hatten den ersten Antrag für den Luther-Platz schon 2014 unter Oberbürgermeister Klaus Jensen gestellt. Das Thema wurde 2015 von seinem Nachfolger Wolfram Leibe erneut aufgegriffen."

Dann wiederholten Luxa und Müller den schon bekannten Vorschlag: Nicht den gesamten Konstantin-Platz umbenennen, sondern nur die durch einen Treppenabsatz eingegrenzte, tiefer liegende Fläche unmittelbar am Westrand der Basilika (heute der "untere Konstantinplatz").
Pfarrer Luxa: "Diese Fläche steht im direkten Bezug zur Kirche, die Besucher gelangen darüber zu den Gottesdiensten, und anders als bei einer Innenstadtstraße würden durch ihre Widmung keine Anliegeradressen gestört."

Augenzwinkernder Kommentar des anwesenden Baudezernenten Ludwig: "Ich bin evangelisch und daher wohl befangen. Aber Oberbürgermeister Wolfram Leibe ist katholisch und hat sich auch dafür eingesetzt."
Erwartungsgemäß setzte an dieser Stelle die Diskussion ein. Tenor: Der Konstantinplatz vor der Konstantinbasilika müsse schon aus geschichtlichen Gründen komplett bleiben. Und wie solle man optisch vermitteln, dass es dort einen "Platz im Platz" gebe? Vorschlag: Wie wäre ist mit Martin-Luther-Park statt Palastgarten? Antwort: Da fehle doch der Bezug. Einwand: Wenn wir überall erst einen passenden Bezug suchen, kommen wir mit Luther überhaupt nicht weiter. Dorothee Bohr (CDU): "Alle Trierer Innenstadtstraßen sind belegt. Eine Umbenennung ist für die Anlieger immer von Übel - nicht nur wegen Änderungen von Adressen und Papieren." Die Leute verlören ihren alten Bezugspunkt, auch wenn sie sich mit dem Namen nicht identifizierten.

So zeichnete sich am Ende doch eine Mehrheit für die Umbenennung des "unteren Konstantinplatzes" ab. Der Grünen-Antrag zur Hindenburgstraße rückte in den Hintergrund.
Die Abstimmung zeugte jedoch nicht von Begeisterung: Sechs Jastimmen, einmal Nein und sieben Enthaltungen.KommentarMeinung

Warum keine Luther-Allee?
Die Löschung des Namens "Hindenburg" aus dem Trierer Straßenverzeichnis ist eine alte Baustelle der Grünen, an der sie seit 2013 ergebnislos baggern. Auch der Versuch, mit Reformator Luther den "Beelzebub" Hindenburg aus der City zu vertreiben, ist gescheitert. Da stimmte eine knappe Mehrheit im Ortsbeirat lieber für die ungeliebte Teilung des Konstantinplatzes. Wie man diese Konstruktion einmal optisch vermitteln will, ist fraglich. Vielleicht auf Alt-Berlinerisch mit einem großen Schild "Achtung, Sie verlassen den Konstantin-Sektor"? Und aus aktuellem Anlass hat die CDU gerade vorgeschlagen, einen Alleenring-Abschnitt nach Helmut Kohl zu benennen. Auch da wären Anlieger betroffen - sogar viele. Warum nicht auch eine Martin-Luther-Allee auf dieser Zeile? Der Reformator - unter anderem auch Schöpfer der deutschen Hochsprache - hätte es verdient. trier@volksfreund.de

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