"Matterhorn des kleinen Mannes"

Der 16-fache Deutsche Meister im Marathonlauf, Herbert Steffny, gibt im TV-Interview Langstreckenläufern Tipps, wie sie die Strecke von 42 Kilometern am besten angehen.

Trier. (mek) Fleiß, Geduld und viel Training sind nötig, um die Herausforderung zu bestehen.

Warum boomt Marathon so?

Herbert Steffny: Nun ja, mittlerweile stagniert Marathon bei circa 170 Veranstaltungen mit rund 110 000 Marathonläufern pro Jahr in Deutschland auf einem sehr hohen Niveau. Für viele ist der Marathon - ich nenne es auch gerne das "Matterhorn des kleinen Mannes" eine der letzten Herausforderungen geworden, wenn man als übergewichtiger Mittvierziger gemerkt hat, dass es so nicht mehr weitergeht und dann endlich die Laufschuhe anzieht.

Kann jeder Marathon laufen?

Steffny: Nein! Aus orthopädischen Gründen wäre es trotz guter Vorbereitung für viele nicht machbar. Man ist auch ohne Marathon gerannt zu sein ein Läufer. "Mach mal halblang" - der boomende Halbmarathon ist eine realistischere Alternative für die meisten.

Was sollte man beachten, wenn man sich dieses Ziel vornimmt?

Steffny: Wer dennoch einen Marathon bestreiten will, muss fleißig sein und braucht Geduld. Der Bewegungsapparat braucht viel Zeit, um eine 42-Kilometer-Belastung verkraften zu können. Eineinhalb Jahre kontinuierliches Laufen wäre eine durchschnittliche Eingangsvoraussetzung. Zudem sollte man von einem sporterfahrenen Arzt grünes Licht bekommen und das Gewicht sollte nicht mehr zu hoch sein.

Was geben Sie Läufern auf den Weg, wenn der Hammer kommt?

Steffny: Wenn der Hammermann zuschlägt, ist es zu spät. Am besten passiert das durch eine gute Vorbereitung gar nicht. Es braucht genügend lange Läufe und eine richtige Taktik. Der Mann mit dem Hammer freut sich auf diejenigen, die am Anfang zu schnell oder auf ein unrealistisches Ziel loslaufen. Genügend lange Läufe, mehr Laufkilometer bei langsamerem Trainingstempo sind wichtig. Natürlich auch unterwegs trinken und Kohlenhydrataufnahme, um einen Hungerast zu vermeiden.

Welches sind die schönsten Marathons, die Sie kennen? Welche können Sie empfehlen, von welchen abraten?

Steffny: Man sollte vielleicht mit einem Marathon wie Frankfurt, Berlin oder Hamburg auf einer flachen Strecke beginnen. Da fällt die Krafteinteilung leichter. Wenn man etwas erfahrener ist, könnte man durchaus einen schwierigeren Marathon wie New York oder in Honolulu auf Hawaii laufen. Biertrinkern würde ich vom Médoc-Marathon bei Bordeaux abraten. Das ist nur etwas für Weinliebhaber und Austernschlürfer. Tipp: unterwegs dazu genug Wasser trinken, langsamer laufen und zum Gourmetläufer werden!

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