Mechanischer Maulwurf legt Riesenröhre

TRIER-NORD. Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit entsteht zwischen Schöndorfer- und Zurmaiener Straße ein gewaltiger Kanalneubau. Der Ausgangspunkt der Arbeiten ist am Wasserweg.

 Am "Tunneleingang" (von links): Udo Rumland, Bauleiter Wolfgang Jutz und Martin Bismor.Foto: Friedhelm Knopp

Am "Tunneleingang" (von links): Udo Rumland, Bauleiter Wolfgang Jutz und Martin Bismor.Foto: Friedhelm Knopp

Weil derWasserweg als Zubringer zur Landesgartenschau 2004 erneuert undausgebaut werden musste, "klinkte" sich die Stadtentwässerung indas Vorhaben des Tiefbauamtes mit ein. So entsteht dort schonheute ein Kanal, der zunächst für die fernere Zukunft geplantwar. Der Effekt: Die zum Ausbau anstehende Straße muss nur einmalaufgerissen werden. Schon aus Kostengründen seien solcheAbsprachen zwischen den Ämtern üblich, versichernTiefbauamtsleiter Martin Bismor und Udo Rumland, Werkleiter derStadtentwässerung. Rein äußerlich scheint sich am Wasserweg wenig zu tun. Auffallend sind zwei große "Löcher": eins kurz vor der Schöndorfer Straße und das zweite etwa 200 Meter entfernt in Höhe des ehemaligen Hela-Marktes. Ansonsten noch zu sehen: ein großer Laufkatzenkran über dem "Hela-Loch", ein Stück "Riesen-Röhre" aus Beton und einige Geräte. Doch die Ruhe trügt: Tatsächlich wird dort mit Hochdruck gearbeitet - allerdings meist unter der Erde.

Inzwischen ist der im September begonnene erste Bauabschnitt so gut wie abgeschlossen. Dabei wurde zwischen den beiden Arbeitsgruben im Wasserweg eine neue Kanalröhre eingezogen. Die kreisrunde Röhre hat einen Durchmesser von 2,20 Metern und verläuft parallel zum alten, erheblich geringer dimensionierten Kanal.

Zur unterirdischen Verlegung der neuen Großkanals ist ein spezielles Verfahren erforderlich: In vorgefertigten Segmenten wird die Kanalröhre stückweise zur Baustelle geliefert. Derweil arbeitet sich in der Tiefe eine Vortriebsmaschine der Firma Backes aus Tholey durch das Erdreich. Wie ein Maulwurf wühlt das kreisrunde Gerät eine Bahn für die Röhrensegmente, die nach und nach in die Arbeitsgrube gehoben und von dort per Hydraulik in den immer länger werdenden Stollen geschoben werden.

Tunnel-Wanderung unter der Straße hindurch

Vorteil dieses Verfahrens: Es sind erheblich weniger offene Erdarbeiten erforderlich. Auch der Verkehr wird weniger beeinträchtigt - so konnte im Wasserweg eine Fahrspur offen gehalten werden.

Noch fließt kein Abwasser durch die rund 200 Meter lange Betonröhre - ein Tunnel, durch den sich der Wasserweg bequem zu Fuß "unterwandern" lässt. Ausgangs- und Endpunkte der "Tunnel-Wanderung" sind die beiden sechs Meter tiefen Arbeitsgruben. Mit Arbeitslampen ist die Röhre gut ausgeleuchtet. Störend ist nur das noch am Boden des Tunnels liegende Gleis des Grubenbähnchens, mit dem beim Vortrieb das anfallende Erdreich abgefahren wurde.

Die neue Röhre hat eine Durchlaufkapazität von maximal 7000 Litern Wassern in der Sekunde. Sie wird einmal das Oberflächen- und Abwasser aus Kürenz und dem Bahnhofsbereich zum Hauptsammler an der Zurmaiener Straße leiten. Schon in dieser Woche soll die Aktion "Maulwurf" fortgesetzt werden. Von der Grube am Ex-Hela Markt aus wird dann im zweiten Bauabschnitt die 2,20-Meter-Röhre unterirdisch weiter in Richtung Moselufer verlegt. Dazu müssen allerdings an der Einmündung Wasserweg/Herzogenbuscher Straße nacheinander zwei weitere Gruben ausgehoben werden, da die neue Röhre dort zwei ältere Kanäle sowohl unter- als auch überqueren muss. Diese Arbeit lässt sich nur in offener Grube bewältigen. Der Verkehr soll einspurig in beiden Richtungen an den Gruben vorbeifließen. Anschließend geht es unterirdisch zum Moselufer, wobei der mechanische Maulwurf zunächst die Hallen einer Steinmetzfirma unterqueren wird. Im Sommer soll der gesamte Kanal - eine Investition von rund 1,3 Millionen Euro - fertiggestellt sein. Sofort im Anschluss beginnt der 700 000 Euro teure Ausbau des Wasserweges. Er wurde erforderlich, weil die Straße bei der Landesgartenschau eine der Hauptzufahrten zum Ausstellungsgelände bilden wird. Die Ausbaulänge beträgt zwischen Schöndorfer- und Herzogenbuscher Straße rund 210 Meter. Auf der nördlichen Seite wird je ein neuer Rad- und Gehweg angelegt. Die Arbeiten sollen im August beginnen und im April 2004 abgeschlossen sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort