Mehr als nur Knöpfchen drehende Solisten

TRIER. Das Beste, was die deutsche Elektro-Pop-Szene zu bieten hat, war beim Datapop-Festival auf der Exhaus-Sommerbühne vertreten. Dennoch kamen nur 300 Besucher - zu wenig, um ein solches Festival in Trier zu etablieren.

 Nicht nur Konserve: Auf dem Datapop-Festival spielten auch Bands mit "richtigen" Instrumenten , wie hier Schneider TM.Foto: Denise Juchem

Nicht nur Konserve: Auf dem Datapop-Festival spielten auch Bands mit "richtigen" Instrumenten , wie hier Schneider TM.Foto: Denise Juchem

Die größte Sorge von Veranstaltern von Open-Air-Konzerten ist bekanntlich das Wetter. Die erwarteten Schauer blieben beim Datapop-Festival auf der Exhaus-Sommerbühne aus. Aus blieb allerdings auch etwas anderes: das Publikum. Nur etwas mehr als 300 Menschen kamen.Veranstalter hofft jetzt auf Marla Glen

Markus Sollner vom Exhaus, der das Festival Monate lang geplant und vorbereitet hatte, lief mit hängendem Kopf und gequältem Lächeln über das Konzertgelände. Der 28-Jährige hat für dieses Festival die Elite der deutschen Elektro-Pop-Szene nach Trier geholt. "Um die 700 Leute müssen kommen, damit wir auf null rauskommen", hatte Sollner im Vorfeld des Konzerts gesagt. Jetzt hofft er, dass das Marla Glen-Konzert am 8. August ein Erfolg wird und das Minus wieder ausgleicht. Auch wenn es dem Organisator des Datapop-Festivals an diesem Abend schlecht ging, fühlten sich die 300 Freunde der Elektronik-Musik in Trier wohl. Einige waren extra aus Köln oder Saarbrücken an die Mosel gefahren, um Barbara Morgenstern, Turner, Schneider TM und Console auf der Bühne stehen zu sehen. Und der Weg hatte sich gelohnt. Mal sphärisch, mal rockig, mal abgedreht - die Mischung aus eingängigen Melodien, Synthie-Sounds und tanzbaren Rhythmen stimmte. Manchen Festivalbesuchern waren die ersten Stücke von Schneider TM zu experimentell, andere hingegen fanden gerade das "genial". Mit einigen weit verbreiteten Vorurteilen räumte das Trierer Datapop-Festival auf. Erstens: Bei Elektro-Pop steht nicht nur ein einsamer Mensch auf der Bühne, der an ein paar Knöpfchen dreht und auf seinem Laptop rumspielt. Computer kommen natürlich zum Einsatz, aber ansonsten wird (mehr oder weniger) ganz normal gesungen und auf ganz normalen Instrumenten gespielt.Aftershowparty in der Idealbank

Zweitens: Elektro-Pop ist durchaus tanzbar. Dass man sich sogar sehr gut dazu bewegen kann, bewies vor allem der Auftritt von Console. Im verwaschenen Motörhead-T-Shirt spielte der Soundtüftler Martin Gretschmann ("The Notwist") rockige Elektro-Nummern, die teilweise bekannte Elemente enthielten. Console-Sängerin Miriam Osterrieder zeigte bei Stücken wie Surfin Atari, was für eine schöne Stimme sie hat. Hin und wieder wurde ihr Gesang - mit Absicht - so verzerrt, dass die zierliche Sängerin zu einer Außerirdischen mutierte. Nach dem Festivalende ging die Party in der "Idealbank" weiter. Auch Martin Gretschmann & Co. waren bei der Aftershowparty vertreten. Beim Gespräch mit dem berühmtesten Weilheimer taten sich "Abgründe" auf: "Die Gegend hier ist wirklich total schön, und ich find auch so toll, wie die Menschen hier sprechen." Er wisse zwar, dass Trier nicht im Saarland liegt, aber für ihn gebe es keinen schöneren Dialekt als saarländisch. "Irgendwann suche ich mir eine saarländische Frau und heirate die. Ich bin nämlich von dieser Sprache total angefixt." Mutige Äußerungen in einer Stadt, in der statt Ostfriesen- auch schon mal Saarländerwitze gemacht werden. Weitere Bilder finden Sie auch auf unserer Internet-Seite unter www.intrinet.de/clickme

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