Mehr Jubilare, weniger Glückwünsche

Trier · Zum 80. und 85. Geburtstag und ab dem 90. Wiegenfest jährlich kommt in Trier bislang der Ortsvorsteher persönlich zum Gratulieren vorbei. Am Dienstagabend hat der Stadtrat allerdings beschlossen, die zeitintensiven Glückwunschbesuche einzuschränken - immerhin hat sich die Zahl der Jubilare seit 1985 verdoppelt.

Trier. Höchstpersönlich reiste Ministerpräsident Peter Altmaier einst an, wenn ein Rheinland-Pfälzer seinen 100. Geburtstag feierte. In seinen Amtsgeschäften beeinträchtigte das den Politiker wohl kaum: Pro Jahr seiner Amtszeit - von 1947 bis 1969 - erreichten nur wenige Rheinland-Pfälzer dieses für damalige Verhältnisse biblische Alter. Im Jahr 1956 gab es beispielsweise ganze drei Hundertjährige im ganzen Land.
Heute wohnen alleine in Trier rund 20 100-Jährige. Längst kommt der Ministerpräsident nicht mehr selbst zum Jubelfest vorbei. Seine Glückwünsche lässt Kurt Beck über Triers Oberbürgermeister Klaus Jensen ausrichten - der ab dem 100. Geburtstag jährlich zum Gratulationsbesuch an den Türen der Jubilare klingelt. Die Ehrung der Jüngeren hat der Oberbürgermeister allerdings an die Ortsvorsteher delegiert. Zum 80. und 85. Geburtstag und ab dem 90. jedes Jahr kommen diese mit Glückwunschkarte und kleinem Präsent vorbei.
Zeitlicher Aufwand zu groß


Doch ab 1. August soll der Glückwunschsegen eingedämmt werden: In seiner Sitzung am Dienstagabend hat der Trierer Stadtrat ohne die Stimmen der FWG beschlossen, dass künftig zwar noch zum 80., 85., 90. und 95. Geburtstag der Ortsvorsteher oder sein Stellvertreter persönlich gratulieren, aber nicht mehr alljährlich zwischen dem 90. und dem 95. sowie dem 95. und dem 100. Geburtstag. "Mir macht es viel Spaß, den Jubilaren zu gratulieren - aber der zeitliche Aufwand ist mittlerweile einfach zu groß", sagt Dominik Heinrich, Ortsvorsteher von Trier-Mitte/Gartenfeld. Rund 380 Jubilare gab es im vergangenen Jahr in seinem Stadtteil. "Die Leute werden heute nun mal - Gott sei Dank - älter. Und daran müssen wir dann auch solche Regelungen anpassen."
Die persönlichen Glückwünsche zu reduzieren und stattdessen Gratulationskarten per Post zu verschicken, hatte Heinrich bereits vor zwei Jahren der Stadtverwaltung vorgeschlagen. "Ich habe manchmal pro Monat 40 Gratulationen - unter dem zeitlichen Aufwand dafür droht meine eigentliche Arbeit als Ortsvorsteher zu leiden", sagt Heinrich. Als selbstständiger Architekt kann er die Glückwünsche immerhin flexibel in seinen Arbeitstag einbauen. "Bei Festangestellten dürfte das schwieriger sein", sagt er. "Und es wäre doch schade, wenn sich aus Zeitgründen nur noch Rentner in der Lage sehen würden, ein Amt als Ortsvorsteher zu übernehmen."
Seine Fraktion, die Grünen, hatten sogar dafür plädiert, auch zu 80. und 85. Geburtstagen künftig lediglich Glückwunschkarten zu schicken. Die meisten der 19 Trierer Ortsvorsteher waren allerdings dagegen. Sogar der Beschluss, ab dem 90. nicht mehr jährlich persönlich zu gratulieren, fand nur eine knappe Mehrheit unter den Ortsvorstehern. Allerdings gilt es in kleineren Stadtteilen auch nur zwischen zwei und 15 Gratulationen pro Monat zu absolvieren.
Geschenke gibt es weiterhin


"Und es bleibt den Kollegen ja unbenommen, trotz Satzungsänderung bei den Jubilaren persönlich vorbeizugehen - da hält sie die neue offizielle Regelung ja gar nicht von ab", argumentiert Heinrich. Margret Pfeiffer-Erdel (FWG) erklärte in der Stadtratssitzung, dass die persönlichen Glückwünsche so wichtig seien, dass sie der neuen Satzung nicht zustimmen könne. Die übrigen vier FWG-Mitglieder enthielten sich der Abstimmung.
Keine Abstriche werden übrigens bei den Geschenken für die Geburtstagskinder gemacht: Wie bisher gibt es zum 80. und zum 85. Wiegenfest eine Flasche Wein und zum 90. und 95. drei Piccoloflaschen Sekt. In der Stadt Bitburg sieht das anders aus: Dort werden zu 80. und 85. Geburtstagen Glückwunschkarten verschickt - Präsente gibt es aus Spargründen keine mehr dazu.

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