Mehr Kinder, mehr Schulden, mehr Zukunft

Die Geburtenquote in Trier steigt langsam aber stetig. Für rund ein Drittel aller unter Dreijährigen müssen bis 2013 Betreuungsplätze geschaffen werden. Zweijährige haben in Rheinland-Pfalz schon ab 2010 einen Rechtsanspruch auf einen Platz in Kita oder bei der Tagesmutter. Was für arbeitende Eltern eine große Erleichterung ist, bedeutet für die Stadt eine riesige Neuverschuldung.

Trier. 2005 wurden in Trier 839 Babys geboren, 2006 waren es 846 und in 2007 erblickten sogar 862 Neu-Trierer das Licht der Welt. Insgesamt leben gut 2540 Kinder unter drei Jahren in Trier. Für rund ein Viertel von ihnen gibt es Betreuungsplätze in Einrichtungen oder bei Tagesmüttern (TV vom Mittwoch).

Doch das vorige Woche vom Bundestag verabschiedete "Kinderförderungsgesetz" verlangt, dass bis 2013 für ein Drittel aller unter Dreijährigen Plätze vorgehalten werden müssen. Rheinland-Pfalz fordert noch mehr: Alle Zweijährigen haben ab 2010 Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz.

Die Trierer Stadtverwaltung strengt sich an, die Vorgaben zu erfüllen - meist auf Druck der Einrichtungen, die mehr Anfragen als Plätze haben. Bis 2010 sollen zu den bereits bestehenden rund 450 Betreuungsplätzen noch 200 in Kitas und rund 160 bei von der Stadt finanzierten Tagesmüttern dazu kommen. Mit insgesamt 810 Betreuungsplätzen wäre dann knapp ein Drittel der derzeit rund 2540 unter Dreijährigen in Trier versorgt. "Damit hätten wir alle geforderten Quoten erfüllt", erklärt Sozialdezernent Georg Bernarding.

In nahezu jeder Stadtratssitzung bewilligt der Rat daher Zuschüsse für die Erweiterung bestehender Kitas und Kindergärten oder deren Neubau. In der jüngsten Ratssitzung wurde die Erweiterung von gleich drei Einrichtungen beschlossen: Die Montessori-Kita auf dem Petrisberg wird nächstes Jahr um eine Krippengruppe mit zehn Plätzen für Kinder unter drei Jahren erweitert und um eine Kindergartengruppe mit 25 Plätzen, davon sechs für Kinder ab zwei Jahren. Die Investitionskosten dafür belaufen sich insgesamt auf rund 1,19 Millionen Euro, 450 000 davon bleiben an der Stadt hängen. Der Betrieb der beiden neuen Gruppen kostet die Stadt jährlich 203 000 Euro.

Der Kindergarten Alt-Tarforst stockt bereits zum Januar seine Ganztagsplätze von 14 auf 24 auf, dazu wird eine volle Erzieherstelle eingerichtet und die Hauswirtschafterin kommt künftig 15 statt 12 Stunden. Die Landeszuschüsse angerechnet, muss die Stadt dafür 25 600 Euro pro Jahr zahlen.

Alleine der Umbau des Kindergartens Mariahof, um eine Kindergartengruppe und eine Krippengruppe zusätzlich einrichten zu können, kostet Trier - Zuschüsse von Land, Bistum und Pfarrgemeinde bereits abgezogen - rund 1,6 Millionen Euro (der TV berichtete).

Neu gegründet werden soll je eine Kita in Tarforst und in Feyen, berichtet Bernarding von weiteren Plänen zur Ausweitung des Betreuungsangebots.

"Das Budget des Fachdezernats wird entsprechend aufgestockt" oder "Die notwendigen Mittel werden eingeplant" heißt es dazu stets in den entsprechenden Beschlussvorlagen für den Stadtrat. Denn ohne Neuverschuldung können die Anforderungen von Bund und Land nicht erfüllt werden. "Aber wir wollen die Ansprüche der Eltern erfüllen - und ich rechne fest damit, dass diese nicht durch die gesetzlich geforderte Quote zu befriedigen sein werden", kündigt Bernarding ein über die gesetzlichen Forderungen hinausgehendes Angebot an - und damit weiter wachsende Neuverschuldung über das Jahr 2010 hinaus.

Meinung

Investition in Standort Trier

Ein Minus von 42,6 Millionen Euro hat der Sozialdezernent in seinem aktuellen Dezernatshaushalt alleine für die Bewältigung gesetzlicher Pflichtaufgaben - darunter auch die Kinderbetreuung - einkalkuliert. Ausreichen wird diese astronomisch hohe Summe nicht - zu viele Posten sind bereits im Nachtragshaushalt vermerkt, zum Beispiel für die Renovierung der beiden Schimmel-Kitas Trimmelter Hof und St. Michael. Doch um die von Bund und Land vorgeschriebenen Aufgaben und den damit verbundenen Ausgaben kommt die Stadt nun mal nicht herum. Aber die Ausweitung der Kinderbetreuung ist eine Investition in die Zukunft Triers: Schon das Elterngeld hat einem Geburtenanstieg bewirkt, und wer sich keine Sorgen machen muss über eine Betreuungsmöglichkeit, dem könnte die Entscheidung für ein Kind ebenfalls leichter fallen. Eine gute, ausreichende Kinderbetreuung ist daher ein wichtiger Standortfaktor für Familien - und unterstützt so das erklärte Ziel Triers, bis 2020 auf 125 000 Einwohner zu wachsen. c.wolff@volksfreund.deExtra So viel kostet Betreuung: Durchschnittlich wird für den Bau einer neuen Krippen-Gruppe für zehn Kinder mit 300 000 Euro gerechnet. Besteht die Kita bereits, fallen bei einer Erweiterung pro Platz rund 15 000 Euro an. Die baulichen Anforderungen sind hoch: Für Kleinkinder müssen Schlafplätze vorgehalten werden und eine Küche ist notwendig. Für den Neubau einer Krippengruppe fließen aus dem Bund-Länder-Programm maximal 95 000 Euro. Die Bezuschussung der hohen Betriebskosten ist alleine Ländersache: Maximal 45 Prozent der Personal- und laufenden Kosten kommen aus Mainz . Private Träger müssen fünf Prozent der Betriebskosten tragen, dazu kommen Elternbeiträge, den Rest trägt die Stadt. "Alleine der von der Stadt zu tragende Betriebskostenanteil pro Betreuungsplatz beläuft sich pro Jahr auf durchschnittlich 2600 Euro", berichtet Jugendamtsleiter Achim Hettinger. (woc)

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