Mehr Knete statt immer nur Krise

"Finanzkrise" ist das Wort des Jahres 2008. "Wirtschaftskrise" könnte im neuen Jahr einer der meistbemühten Begriffe sein. Mitten in diesen "schwarzen Zeiten" erhöht der Trierer Eisenwaren-Händler Hees und Peters die Gehälter seiner 92 Mitarbeiter um sechs Prozent - und gibt obendrauf eine zweijährige Arbeitsplatzgarantie.

Trier. Weihnachten wird beim Trierer Eisenwaren-Händler "Hees und Peters" mit der gesamten Belegschaft und den Rentern im Firmengebäude in der Metternichstraße gefeiert. Vor einem Jahr gab's MP3-Player für alle. Diesmal hatte Geschäftsführer Franz-Josef Michels ein noch besseres Geschenk dabei: Sechs Prozent mehr Lohn ab Januar und eine Arbeitsplatzgarantie für weitere zwei Jahre, versprach er seinen 92 Mitarbeitern. "Wir waren total überrascht - und natürlich froh und glücklich", erzählt Betriebsratsvorsitzender Dieter Seifert.

Betriebsbedingte Kündigungen gab es in dem vor 60 Jahren als Familienbetrieb gegründeten Unternehmen seit mehr als zehn Jahren nicht. Aus dem Einzelhandels-Tarifvertrag ist die Firma vor mehreren Jahren ausgestiegen. "Weil die Sechs-Tage-Woche, die im normalen Einzelhandel gilt, zu unserem Unternehmen nicht passt, denn wir brauchen samstags nur eine kleine Mannschaft", erklärt Michels. "Aber auch ohne die sechsprozentige Erhöhung zahlen wir deutlich mehr als den normalen Tarif", sagt Michels. "Die Löhne bei Hees und Peters waren immer schon überproportional", bestätigt Alfred Thielen, Geschäftsführer des Trierer Einzelhandelsverbands. "Aber eine sechsprozentige Erhöhung ist schon Wahnsinn in diesen Zeiten." Der maximale Tarif beläuft sich im Einzelhandel nach Ausbildung und mehreren Jahren Berufserfahrung auf 2150 Euro brutto. "Zu diesem Gehalt könnte Hees und Peters seine vielen langjährigen, erfahrenen Fachverkäufer, etliche davon Familienväter, allerdings auch kaum halten", ordnet Thielen die Hees-und-Peters-Löhne ein. "Leisten kann sich die Firma das wohl, weil sie mit ihrem besonderen Sortiment einem geringeren Preisdruck unterliegt als zum Beispiel die Elektro- oder Bekleidungsbranche. Dadurch ist für Produkt-Qualität und gute Beratung noch ein Preis zu erzielen, der vernünftiges Wirtschaften ermöglicht."

Gewinn: über eine Million Euro



Auf "weit über eine Million" habe sich der Gewinn in den beiden vergangenen Jahren jeweils belaufen, bestätigt Franz-Josef Michels, der zusammen mit Gesellschafter Elmar Blasius die Hees-und-Peters-Geschäfte führt. "Zu unserer Firmenphilosophie gehört es, dass der Gewinn wieder in die Firma fließt", erklärt Michels. "Ich brauche keine Ferienhäuser in Italien oder Spanien, ich will, dass es meinen Mitarbeitern gut geht und sie zuversichtlich sind." Motiviert sei diese Einstellung zweifach: "Der wirtschaftliche Erfolg unserer Firma hängt ganz entscheidend von der engagierten und sehr guten Arbeit der Belegschaft ab. Außerdem habe ich als Unternehmer auch die moralische Verantwortung, die Angestellten am Erfolg der Firma zu beteiligen. Wenn die Zeiten dann mal schlechter werden, kann ich dafür auch auf die Loyalität meiner Leute setzen."

Vor der viel zitierten Wirtschaftskrise hat der 55-Jährige keine Angst. "Für die Autobranche und deren Zulieferer sieht es zwar tatsächlich schlecht aus, aber wir haben fürs nächste Jahr schon einige gute Abschlüsse in der Tasche und wir stehen auf mehreren Füßen."

Aus dieser Zuversicht hat Michels seinen Mitarbeitern eine Jobgarantie für weitere zwei Jahre gegeben. "Und das ganz ohne staatliche Hilfe, wie die Großen sie für solche Versprechen in Anspruch nehmen."

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