Mehr Platz für unbeschwertes Spielen

Trier-Mariahof · Für die Kinder der Mariahofer Kindertagesstätte ist es ein Abschied für immer. Nach drei Jahren im Containerkomplex ziehen die 92 Kinder und ihre 20 Erzieher in das generalsanierte und erweiterte Gebäude neben der Pfarrkirche.

Trier-Mariahof. "Kling, Glöckchen, ..." 92 Kinder sitzen im Kreis, singen, lassen kleine Glocken schellen. Zuvor haben einige auf selbst gebastelten Trommeln gespielt und dazu gesungen. Es ist der letzte Spiel- und Singkreis in der Kita Mariahof in diesem Jahr und - nach gut drei Jahren - auch im Containerkomplex. In den Gruppen ist vom bevorstehenden Umzug nichts zu merken. Doch im Büro von Karin Scholzen, die die Kita in Trägerschaft der Pfarrgemeinde St. Michael seit 25 Jahren leitet, stehen gepackte Kisten. Sie warten auf die Umzugsfirma. Denn am 9. Januar soll es losgehen in den sanierten und neu gebauten Räumen.
Grund für die umfangreichen Arbeiten: In dem Betonbau aus den 1970er Jahren hatte sich Schimmel gebildet, zudem sollten zusätzliche Räume für zwei Gruppen für unter Dreijährige entstehen (der TV berichtete). Baubeginn war im März 2010. Während der Arbeiten habe eine Fachfirma festgestellt, dass im Erdgeschoss auch im Estrich und in den Holzverschalungen der Decken Schimmel sei, sagt Reinhold Bonertz, der für den Pfarrverwaltungsrat die Bauarbeiten koordiniert. Das habe den Zeitrahmen gesprengt, und "die Kosten sind explodiert". Statt im August erfolgt der Umzug im Januar; statt 2,2 Millionen Euro werden Sanierung und Anbau rund 2,9 Millionen kosten. 35 Prozent trägt das Bistum, 65 die Stadt; zudem beteiligt sich die Pfarrei an den Sanierungskosten.
In dem generalsanierten Gebäude sind zwölf neue Räume entstanden. Nun bietet die Kita auf 1100 Quadratmetern Platz für fünf Kita- und zwei Krabbelgruppen inklusive Schlafräume, Turnhalle, Sozialräume, einen Raum für die multikulturelle Fachkraft, einen Speiseraum und eine Kochküche. Geheizt wird mit Fernwärme, wobei die Heizkosten durch die energetische Sanierung stark gesenkt werden. Dem Gebäude ist ein neues Treppenhaus mit Aufzug vorgelagert.
Von außen wirkt das Haus mit seinen großen Fenstern einladend. Rund um das Gebäude ist ein Balkon mit Treppe angelegt, so dass alle Räume direkten Zugang zum Außengelände haben - aus Brandschutzgründen wie Scholzen erklärt. Geplant hat den Umbau das Trierer Architektenbüro Feils. "Wir haben uns sechs Kitas angesehen", sagt Scholzen, "um von den Erfahrungen der Kollegen zu profitieren. Es war eine supergute Zusammenarbeit." Der Bau sei in enger Kooperation mit Jugendamt, Bistum, Pastor Georg Goeres und Bonertz entstanden. "Er war täglich auf der Baustelle, manchmal sogar zweimal am Tag", sagt Scholzen. "Es ist vorbildlich, wie die Pfarrgemeinde das Projekt begleitet hat."
Noch sind nicht alles abgeschlossen, die Anstreicher erledigen letzte Arbeiten. Im Eingangsbereich sollen künftig zwei Sitzelefanten stehen, einen habe ganz spontan ein Ehepaar aus Bitburg gespendet, sagt Scholzen. Sie ist froh, dass die Zeit im Container vorbei ist. "Wir hatten hier sehr schwierige Rahmenbedingungen." Ab Januar ist die Mariahofer Kita die größte in Trier - mit 120 Kindergarten- und 20 Krippenplätzen. Die Zahl der Ganztagsplätze, zurzeit 34, will Scholzen nach den Sommerferien erhöhen. "Wir wollen langfristig auch Einjährige aufnehmen."
Extra

Schimmel und Umbau: 2006 hat die Pfarrgemeinde die Raumluft untersuchen lassen; es war alles in Ordnung gewesen. Nach einer weiteren Messung im März 2008 schloss das Gesundheitsamt zwei Gruppen - sie fanden Raum im benachbarten Pfarrheim. Ende November zogen alle fünf Gruppen in die 500 Quadratmeter große Containeranlage. Parallel dazu liefen die Planungen für die Sanierung und einen Anbau. Es hat ein Jahr gedauert, bis die Baugenehmigung vorlag. Denn der Architektur- und Städtebaubeirat lehnte eine Aufstockung wegen der Nähe zur denkmalgeschützten Kirche ab. Er befürwortete einen Anbau im Außengelände. Erst als festgestellt wurde, dass das Dach undicht ist, stimmte das Bauamt der Aufstockung zu. mehi

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