Mehr Raum für Begegnung

TRIER. Einst wohnte der Kutscher des Doktor Löwenstein in dem Anfang des 20. Jahrhunderts errichteten Trakt hinter dem großbürgerlichen Wohnhaus der Christophstraße 12. Innerhalb von elf Monaten wurde der Remisenbereich mit Treppenturm und Innenhof renoviert und umgebaut. Nun soll das Kutscherhaus als Erweiterung des Hauses Franziskus der Offenheit und Begegnung dienen.

Den Kutscher, der vor rund einhundert Jahren im Hinterhof des Bürgerhauses neben Stall und Remise wohnte, gibt es lang nicht mehr. Dennoch ist er als Relikt der Vergangenheit und als symbolische Figur lebendig geblieben. "Ein Kutscher ist jemand, der sich ins Geschirr hängt und den Wagen in Bewegung bringt", erklärte der Leiter des Begegnungsforums Haus Franziskus Franz-Josef Euteneuer die aussagekräftige übertragene Bedeutung. Denn mit der Renovierung des Kutscherhauses und der neuen Bestimmung sei vieles in Bewegung gekommen. Und auch in Zukunft soll das Kutscherhaus als räumliche Erweiterung des Hauses Franziskus eine Ausdehnung des Angebotes gewährleisten und Bewegung ins Begegnungsforum bringen. Vor 19 Jahren hat der Orden der Waldbreitbacher Franziskanerinnen den Gebäudekomplex an der Ecke Christophstraße/Kochstraße erworben. Das generationenübergreifende Begegnungsforum eröffneten die Schwestern 1986. In der Vergangenheit folgte das Haus "dem Leitprinzip der Offenheit und Eigenständigkeit", so Generaloberin Schwester Basina Kloos. Die Angebote für Menschen aller Altersgruppen beschränkten sich aber räumlich auf das Vorderhaus. An Kutscherhaus, Remise und Stall hinter dem Anwesen nagte der Zahn der Zeit. Das Dach war marode, der Putz bröckelte von den Wänden und das Fachwerk zersetzte sich zunehmend. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz, das gesamte Ensemble mit Haupthaus, Hinterhof und Bedienstetenunterkunft ist bauliches Kleinod aus der Zeit der Jahrhundertwende. Ein Abriss kam deshalb nicht in Frage. Aus diesem Grund gründete sich im Januar 2002 ein Förderverein, der sich seitdem der Sanierungsaufgabe widmet, denn finanziell wäre die Baumaßnahme für den Orden nicht tragbar gewesen. Der Vorsitzende des Fördervereins, Paul Niesen, konnte nun bei der Eröffnung des generalüberholten Kutscherhauses eine erfreuliche Nachricht überbringen. "Wir wollten im Zeitraum von 2002 bis 2006 dem Orden eine Zuwendung in Höhe von 25 000 Euro bereitstellen. Aber dieses Ziel haben wir bereits heute erreicht." Und der Verein hat das gesteckte Ziel noch um 5000 Euro übertroffen, die den Grundstock für die zukünftige Ausstattung einer Leihbücherei im Kutscherhaus bilden sollen. Bei der Bauplanung war Architekt Ludwig Röder federführend. Ein filigraner, zweigeschossiger Anbau aus Stahl und Glas ist an die Stelle von Stall und Remise getreten, das Turmgebäude mit dem Fachwerk wurde in seinem ländlich wirkenden Stil erhalten. Eine Treppe führt vom Erdgeschoss des Neubaus auf die obere Galerie. Ein Internetcafé, eine Bibliothek und ein Multifunktionsraum werden nun dort beherbergt. Auch der Innenhof ist in die Planung mit einbezogen. "Er soll mit Pflanzen und einem Brunnen gestaltet werden und ein mediterranes Flair bekommen. Haus und Hof sollen ein Ort der Ruhe und Begegnung im Herzen von Trier sein", erklärte der Geschäftsführer der Waldbreitbacher Franziskanerinnen, Thilo Spychalski. Ein behindertengerechter Zugang sei gewährleistet.

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