Mehr selbst vermarkten

TRIER. Nach Kaffee und Kuchen ein feiner Obstbrand aus der Region - eine leckere Sache. Aber kaum jemand denkt beim Genuss dieser edlen Tropfen an die Sorgen und Nöte der Obstbrenner.

 Ungeklärte Zukunft: Die Klein- und Obstbrenner tagen in Trier.Foto: Hans Michael Engelke

Ungeklärte Zukunft: Die Klein- und Obstbrenner tagen in Trier.Foto: Hans Michael Engelke

Um ihre Probleme zu erörtern und sich zu informieren, trafen sich die Mitglieder des Verbandes Rheinischer und Saarländischer Klein- und Obstbrenner zu ihrer Mitgliederversammlung in Trier. Der Vorsitzende Bernhard Bares hatte hierzu eingeladen. Etwa die Hälfte der rund 600 Mitglieder war seinem Ruf gefolgt.Schwerpunktthema der Veranstaltung war die durch Vorschläge der EU-Kommission zur Disposition gestellte Verwertung des gebrannten Alkohols durch die Bundesmonopolverwaltung für Branntwein (BfB), die eine Bundesbehörde ist.Ihre Aufgabe besteht in der Übernahme und dem Verkauf des im Bundesgebiet hergestellten Agrar-Alkohols aus kleinen und mittelständischen, überwiegend landwirtschaftlichen Brennereien.Millionen Obstbäume im Bestand sichern

Nach dem Gesetz über das Branntweinmonopol ist die BfB verpflichtet, diesen Alkohol zu verwerten. Dafür zahlt sie einen Übernahmepreis, der sich an den Selbstkosten der Brennereien orientiert.Nur dadurch wird die wirtschaftliche Existenz dieser Brennereien ermöglicht. Wichtiger Nebeneffekt: die Sicherung des Bestandes von Millionen Obstbäumen auf Streuobstflächen. Die BfB hat im vergangenen Geschäftsjahr etwa 600 000 Hektoliter Alkohol an rund 30 000 Kunden weiterverkauft.Die EU plant nun eine Neuordnung in Form einer europaweiten Alkoholmarkt-Verordnung. Der erste Vorschlag der zuständigen Kommission liegt vor. "Wenn dieser Vorschlag in die Tat umgesetzt würde, wäre damit das Branntweinmonopolgesetz von 1922, das die Grundlage der Existenz der Klein- und Abfindungsbrenner darstellt, in seinem Fundament in Frage gestellt", erklärte Bernhard Bares den Gästen in seiner Begrüßungsrede.Kompetente Auskunft über den Stand der Verhandlungen gab Theodor Seegers, Abteilungsleiter beim Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft.Die Bundesregierung wird sich nach seinen Worten auch weiterhin für eine Zukunftsperspektive der Klein- und Obstbrennereien einsetzen, versprach Seegers. National seien keine grundlegenden Änderungen geplant.Aber, so Seegers: "Das Branntweinmonopol ist zurzeit akut durch Brüssel gefährdet." Es gebe eine Reihe von Mitgliedsstaaten, die dafür plädieren, das deutsche Branntweinmonopol nach einer Übergangsfrist auslaufen zu lassen. "Aus deutscher Sicht besteht die ganz reale Gefahr, dass sich eine qualifizierte Mehrheit der Mitgliedsstaaten für eine EG-Verordnung mit besonderen Maßnahmen im Alkoholsektor inklusive Beihilfeartikel ausspricht. Deutschland könnte mithin überstimmt werden."Nachfrage vorhanden

Die Bundesregierung, so Steegers, strebe einen Kompromiss an, wonach Deutschland eine Ausnahmeregelung für das Branntweinmonopol erhalte. Dennoch könne man nicht ausschließen, dass die Zeiten schlechter werden und die Erzeugungskontingente samt den Übernahmepreisen gekürzt werden müssen. Den Kleinbrennern riet Steegers, noch ernsthafter als bisher alle Möglichkeiten einer Selbstvermarktung auszuloten. "Nachfrage nach regionalen Produkten ist vorhanden."Der Trierer CDU-Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster, in dessen Berliner Büro nach eigenem Bekunden für Gäste stets eine Flasche heimischen Edelbrandes bereit steht, warnte vor Sonderregelungen."Wir müssen auch die Wettbewerbs-Situation der gesamten EU sehen. Jede Sonderregelung für Deutschland schwächt die Position der Bundesrepublik." Dennoch, so der Abgeordnete Bernhard Kaster, müsse die Bundesregierung mit Vehemenz die Interessen der Kleinbrenner vertreten. Und man müsse Ernst machen, wenn man die deutsche Kulturlandschaft erhalten wolle.

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