Bildung Streit um Schulbezirksgrenze in Trier-Filsch – Mehr Zahlen sollen her

Trier · Der Schulträgerausschuss der Stadt Trier hat in der Europahalle die Neuordnung der Grundschulbezirke Tarforst und Irsch diskutiert – emotional und mit vielen offenen Fragen.

 Weil Tarforst zu viele Grundschüler für das Schulgebäude hat, sollen die Einzugsgebiete neu geordnet werden. Eltern protestieren.

Weil Tarforst zu viele Grundschüler für das Schulgebäude hat, sollen die Einzugsgebiete neu geordnet werden. Eltern protestieren.

Foto: dpa/dpa/Jens Kalaene

Die Stadt Trier will zwei Straßen im Neubaugebiet Filsch dem Schulbezirk Irsch zuschreiben, weil die Grundschule (GS) Tarforst zu viele Schüler hat. Die GS Irsch hat hingegen so wenige, dass sie um ihre Zweizügigkeit bangt (der TV berichtete).

Bei der jüngsten Sitzung des Schulträgerausschusses korrigiert Hanno Weigel, Leiter des Schulamts Trier, gleich zu Beginn den Diskussionsvorschlag, der den Anwesenden schriftlich vorliegt. Die Erweiterung der Grundschule Tarforst um zwei Klassenräume sei nicht gekoppelt an die Verschiebung der Schulbezirksgrenzen im Neubaugebiet Filsch. Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) habe die Stadt darauf hingewiesen, dass nur insgesamt eine organisatorische Maßnahme gefunden werden müsse, bevor angebaut werden könne – wo und wie genau, dazu macht die ADD keine Vorgaben.

Frage der Alternativen Jutta Lehn als Vertreterin der Elternschaft fragt nach den von der Stadt geprüften Alternativen. Sarah Bettendorf vom Schulamt erklärt, dass sie den ganzen Bereich um Irsch geprüft habe. Andere Bereiche hätten entweder zu viele oder zu wenige Kinder für das, was die GS Irsch tragen könne.

 Mögliche Verschiebung der Schulbezirksgrenzen

Mögliche Verschiebung der Schulbezirksgrenzen

Foto: TV/Schramm, Johannes

Bettendorf rechnet mit höheren Kinderzahlen als die von den betroffenen Eltern selbst erhobenen. Der Grund: Sie muss mögliche Kinder von Familien mitzählen, die später auf bisher noch unbebauten Flächen der betroffenen Straßen wohnen könnten. Sie kommt im Schnitt auf elf oder zwölf Kinder pro Schuljahr, die aus den zwei Filscher Neubaugebietsstraßen ab September 2021 nach Irsch gehen sollen. Aber auch mit den geringeren Zahlen der Eltern sei die Zweizügigkeit in Irsch gesichert.

Carola Siemon (SPD) kritisiert, dass man ohne Alternativvorschläge nicht diskutieren könne. Ihr fehlten Kartenmaterial und Zahlen anderer Straßen, um den Vorschlag richtig beurteilen zu können.

Dem stimmt Adrian Assenmacher (FDP) zu. Er ist sich mit Elisabeth Tressel (CDU) einig, die ergänzt, dass hier auch zur Nachvollziehbarkeit die Transparenz fehle. Garbes betont: „Ich bin offen für gute Vorschläge von Ihnen, die wir diskutieren können.“ Joachim Gilles (FDP), Ortsvorsteher von Filsch, beklagt, dass er die Verwaltung schon am 4. Mai um genaue Zahlen gebeten habe. „Seit einem Monat verweigert man mir diese Zahlen“, empört er sich.

Schulbürgermeisterin Elvira Garbes findet nicht, dass ihre Kommunikation fehlerhaft gelaufen ist, vor allem wegen der besonderen Corona-Gegebenheiten. Sie verspricht den Ausschussmitgliedern die genauen Zahlen noch zukommen zu lassen. Diese sind mehrheitlich einverstanden, dass Zahlen zu den Bereichen um Irsch herum genügen.

Fehlendes Gesamtkonzept Garbes betont, dass es sich bei der Verschiebung um eine Teillösung und eine Sofortmaßnahme handelt. Carola Simon sagt: „Eine schnelle Teillösung finde ich unglücklich. Dann muss in drei Jahren der nächste Teil vom Grundschulbezirk Tarforst abgeschnitten werden, und es wird dieselbe emotionale Debatte losgetreten.“

Auch Garbes sieht diese Wahrscheinlichkeit und sagt: „Wir wissen nicht, was der Bauträger aus den noch unbebauten Grundstücken macht und ob da Kinder wohnen werden. Wir werden danach nochmal das ganze Gebiet anschauen müssen.“ Eine externe Firma soll dann beauftragt werden, eine Schulentwicklungsplanung aufzustellen. Zu warten bis dieses Gesamtkonzept im Jahr 2022 da ist, findet Garbes nicht sinnvoll.

Busbeförderung Isabelle Rotsch, Schulleiterin der GS Keune, dreht den sprachlichen Rahmen der Diskussion ins Positive und sagt: „Die Kinder haben den Luxus, in kleinere Klassen gehen zu dürfen“. Christian Welter (UBT) gibt zu bedenken, dass dann Kinder aus der ersten Klasse mit dem Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) fahren müssen. Bürgermeisterin Garbes sagt: „Meine eigenen Kinder sind auch ab der ersten Klasse mit dem Bus gefahren.“ In Keune nutzen laut Garbes auch Erstklässler den ÖPNV, das könne man mit den Kindern trainieren. Das bestätigt Isabelle Rotsch und ergänzt, dass man weiter hinten in Richtung Avelertal in der Kohlenstraße auch eine Ampel habe installieren lassen. Das sei langfristig vielleicht auch bei der Bushaltestelle am Kreisel möglich.

Elisabeth Tressel schlägt auch vor, prüfen zu lassen, ob der öffentliche Bus nachmittags nicht einen Schlenker fahren könnte. Dann müssten die Grundschulkinder nicht allein die Kohlenstraße am Kreisel überqueren. Ihren weiteren Vorschlag, einfach einen Schulbus auch nachmittags fahren zu lassen, hält Garbes für nicht machbar, weil man diesen den Eltern von Keune-Schülern auch nicht anbiete.

Letztendlich entscheidet der Stadtrat in seiner Sitzung am Dienstag, 30. Juni, über die mögliche Verschiebung der Grundschulbezirksgrenzen.

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