Mehr Zeit für schwache Verkehrsteilnehmer
Trier · Zu wenige Zebrastreifen, zu kurze Grünphasen an Fußgängerampeln, zu wenig Platz an Bushaltestellen: 700 Kinder und Jugendliche hatten bei einer Verkehrsbefragung im Rahmen der Zukunftswerkstatt gefährliche Punkte in Triers Straßen kritisiert. Nun trafen sich die jungen Initiatoren mit Trierer Verkehrsplanern, um mit ihnen über Gefahrenstellen in der Stadt und ihre Beseitigung zu diskutieren.
Trier. Eine Sekunde ist zu wenig. Deshalb haben die Verkehrsplaner der Stadt reagiert und die Vorrangschaltung der Radfahrerampel an der Kreuzung Roonstraße/Theodor-Heuss-Allee geändert: Sie zeigt nun zwei Sekunden früher Grün. "Deshalb seid ihr schon auf der Kreuzung, wenn die Autofahrer noch Rot haben", erzählt Wolfgang van Bellen, Leiter des Tiefbauamts im Trierer Rathaus. So würden Radfahrer von rechts abbiegenden Autofahrern besser gesehen. Zudem wurde die Markierung auf der Straße verbessert.
700 Kinder beteiligen sich
Die neue Regelung an der Ampel geht auf die Zukunftswerkstatt 2010 zurück, die sich mit der städtischen Verkehrssituation aus Kindersicht beschäftigte. 700 junge Trierer hatten Gefahrenpunkte genannt, die die jungen Initiatoren gemeinsam mit Charlotte Kleinwächter von der Lokalen Agenda 21 (LA 21) und Kerstin Schorer-Hach von der Mobilen Spielaktion im Rathaus vorgestellt hatten (der TV berichtete). Verkehrsplanung, Tiefbau- und Straßenverkehrsamt haben sich die Kritikpunkte und Vorschläge angesehen und nun sechs Kinder eingeladen, um mit ihnen zu diskutieren.
Ein Punkt: Die Fußgängerampel in der Aulstraße, die auf Rot schaltet, bevor die Fußgänger die Hälfte der Straße überquert haben. "Hier werden wir prüfen, ob wir ein oder zwei Sekunden zugeben können", verspricht Herbert Barthel, der in der Stadt für die Ampelschaltung zuständig ist. Kritisch sehen die Kinder auch die Haltestelle an der Schellenmauer. "Da warten nach der Schule ganz viele Schüler", sagt Johannes (11). Die Wartefläche sei zu klein, bestätigt van Bellen. "Die Straße ist dort überbreit. Die könnten wir schmaler machen und dafür Fußweg und Bushaltestelle verbreitern."
Trügerische Sicherheit´
Solche Planungen würden mit den betreffenden Ämtern im Rathaus, mit der Polizei und den Stadtwerken abgestimmt. Den Wunsch nach einem Zebrastreifen an dieser Stelle kann Barthel nicht nachgehen: Das ist nicht zulässig, weil dort die Autos auf zwei Spuren fahren und Fußgänger deshalb schnell übersehen werden.
Sicherer seien Fußgänger inseln in der Straße, sagt van Bellen. In der Weismark seien mehrere solcher Inseln, "aber die Autos halten an keiner an", weiß Frithjof (14). Die Fußgänger seien dort jedoch aufmerksamer als bei Zebrastreifen, weil sie diese für sicher halten, sagt Gerhard Willems vom Straßenverkehrsamt und warnt: "Das ist eine trügerische Sicherheit."
Ampeln sind da sicherer. "Wenn ihr über die Straße wollt, müsst ihr drücken", erklärt van Bellen. Dann erkenne der große Verkehrsrechner, der alle Ampeln in der Stadt schaltet: "Da will ein Fußgänger rüber." Auch Busse könnten Grün anfordern. Dann zeige deren Ampel ein "A" (Anforderung) an. Manche Ampeln erkennen durch spezielle Kontakte auf der Straße, ob viele Autos fahren. Dann schalten sie schneller auf Grün.
"Kinder können viel bewirken"
"Wenn rechtsabbiegende Autofahrer und Fußgänger gleichzeitig Grün haben, versuchen wir, dass die Passanten vorher losgehen können", sagt van Bellen, der froh über die vielen Anregungen der Kinder ist.
"Ihr könnt ganz viel bewirken", sagt Verkehrsplanerin Sandra Klein. "Ihr fahrt bei euren Eltern im Auto mit und könnt sie auf unachtsames Verhalten hinweisen."
Extra
742 junge Trierer haben in der Fragebogenaktion im Rahmen der Zukunftskonferenz die Verkehrssituation in der Stadt beurteilt. Die gefährlichsten Punkte für die Kinder waren: Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto in die Schule bringen und durch rücksichtsloses Fahren und Parken andere gefährden; zu wenig Platz für wartende Fußgänger an Ampeln oder Haltestellen; fehlende Fußgängerüberwege (Beispiel: Haltestelle "Mustorstraße" beim Kreishaus); parkende Autos, zu wenige Zebrastreifen (Paulinstraße); Ampeln, die für Rechtsabbieger Grün zeigen, obwohl auch die Fußgänger Grün haben, oder Ampeln, die so schnell rot werden, dass es niemand bei Grün über die Straße schafft; schmale Straßen ohne Gehweg; rasende Autofahrer in verkehrsberuhigten Straßen oder Tempo-30-Zonen. mehi