Spendenaktion „Angst steht bei den Kindern im Vordergrund“

Trier · „Meine Hilfe zählt“: Zu Auryn gehen Kinder, deren Eltern psychisch krank sind. Die Beratungsstelle des Vereins in Trier hat sich vergrößert und bittet um Spenden für ein Projekt.

 Drei putzige Wuschelköpfe aus dem Moseltal: Zu den Projekten des Vereins gehört eine Alpaka-Wanderung.

Drei putzige Wuschelköpfe aus dem Moseltal: Zu den Projekten des Vereins gehört eine Alpaka-Wanderung.

Foto: Auryn

Kindheit hat viele Facetten. Lilli ist neun Jahre alt, geht in die Schule, macht all das, was Mädchen in diesem Alter tun müssen – und noch viel mehr. Immer wieder passt sie auf ihren drei Jahre jüngeren Bruder auf, managet den Haushalt und sorgt dafür, dass draußen niemand etwas davon mitbekommt. Lilli ist die Hauptfigur in einem Kurzfilm, aus der Perspektive eines Kindes, dessen Mutter psychisch krank ist (der TV berichtete).

Es gibt viele Kinder wie Lilli in Deutschland. Schätzungen zufolge leben fast fünf Millionen Minderjährige mit einem Elternteil, das psychisch krank ist. Die Mitarbeiterinnen in der Beratungsstelle des Vereins Auryn in der Walramsneustraße in Trier kümmern sich seit fast zwanzig Jahren um betroffene Jungen und Mädchen. „Angst steht bei den Kindern im Vordergrund“ sagt Gabriele Apel. Sie ist Diplom-Sozialarbeiterin und Gestalttherapeutin, Vereinsvorsitzende, Leiterin der Gruppenarbeit, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit – kurzum: Kopf und Herz von Auryn.

Eine psychische Erkrankung von Mama oder Papa verunsichert die Kinder stark, sie könnten die Krankheit schwer einordnen, nennt sie zwei weitere der vielen Auswirkungen der Erkrankung auf die Jüngsten in der Familie. Und wenn es keine Angehörigen gibt, die sich um die Kinder kümmern, wenn etwa eine Alleinerziehende in die Klinik muss, werden sie wie die Fachleute sagen in Obhut genommen. „Für manches Kind bedeutet dies mehrere Stationen“, sagt Apel.

 Auch Kinder psychisch kranker Eltern haben ein Recht auf Freude – der Verein Auryn unterstützt betroffene Familien.

Auch Kinder psychisch kranker Eltern haben ein Recht auf Freude – der Verein Auryn unterstützt betroffene Familien.

Foto: Auryn e.V.

Kinder, die zu Auryn kommen, können dort über ihre Sorgen sprechen. Vorausgesetzt sie schaffen dies. Apels Kollegin Annette Reinhart, Heilpädagogin, Traumatherapeutin und Heilpraktikerin für Psychotherapie, sagt: „Oft haben Kinder keine Worte für das, was sie bedrückt. Einfühlsam motivieren wir die Kinder zu sprechen.“ Häufig befänden sie sich auch in einem Loyalitätskonflikt. So wie Lilli aus dem Kurzfilm, die dafür sorgen muss, dass nichts nach außen dringt.

Seit Gründung von Auryn 2001 mussten Familien teils weite Strecken fahren, damit ihre Kinder Hilfe bekommen konnten. Das Einzugsgebiet ist riesig, weil solche Anlaufstellen selten sind. Seit September dieses Jahres hat sich Auryn vergrößert und hat in Hermeskeil im Sozialraumzentrum eine neue Kindergruppe eröffnet. Dass sich Kinder und Jugendliche in Gruppen treffen, ist das Herzstück der Arbeit von Apel und ihrem Team. Dabei geht es auch darum, mal abzuschalten und Spaß zu haben. Jugendliche können auch einzeln beraten werden und für die Eltern haben die Auryn-Mitarbeiter ein offenes Ohr.

TV-Leserinnen und -Leser haben schon einige „Meine Hilfe zählt“­-Projekte von Auryn finanziert. Jede Spende trägt dazu bei, dass Kinder psychisch kranker Eltern gestärkt werden. Aktuell bittet der Verein um finanzielle Unterstützung, damit Roll-ups, eine Leinwand und ein Beamer angeschafft werden können. Um den Kindern das Thema „Kinder psychisch kranker Eltern“ mit Hilfe von Berichten oder Filmen, wie den über Lilli, näherzubringen. „Und die technischen Hilfsmittel können bei unseren „Außer-Haus- Einsätzen“ für unsere Öffentlichkeitsarbeit hilfreich sein“, sagt Apel.

Denn das Thema aus der Tabuzone zu rücken, ist eine weitere wichtige Aufgabe von Auryn. Ein Großteil des Geldes ist schon zusammengekommen, es fehlen noch 270 Euro. Das Projekt hat die Nummer 77630.

In einem der drei neuen „Meine Hilfe zählt“-Projekte des Vereins Auryn Trier geht es um eine „Alpaka-Wanderung – Eine Begegnung mit einem Kuscheltier der besonderen Art“ (Projektnummer 86518). Eine Wanderung mit Verwandten der Lamas sei ein Geschenk für die Seele, sagt Apel. „Im gemütlichen Schunkelschritt werden wir die Natur genießen und den Alltag ein wenig vergessen.“

Um gemeinsames Erleben geht es auch bei der mehrtägigen Ferienfreizeit mit Erlebnispädagogik  (Projektnummer 86544). Und für das Projekt „Unterstützung für unsere ehrenamtlichen Bachelor­absolventinnen“ (Projektnummer 87116) braucht Auryn rund 7000 Euro, um Psychologie-Studentinnen auf 450-Euro-Basis beschäftigen zu können. Auch die jungen Studentinnen geben Kindern psychisch kranker Eltern Halt, wenn es zu Hause schwierig ist.

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