Spendenaktion Meilenstein im Slum, Hoffnung in Palästina

Trier · „Meine Hilfe zählt“: Regionale Vereine unterstützen weltweit Bildungsprojekte. Manchmal wird scheinbar Unmögliches möglich – davon erzählen zwei Projekte.

 Im Slum Mathare in Kenias Hauptstadt Nairobi ist diese Bibliothek entstanden. Auch Computerkurse werden dort angeboten.

Im Slum Mathare in Kenias Hauptstadt Nairobi ist diese Bibliothek entstanden. Auch Computerkurse werden dort angeboten.

Foto: Bildung fördert Entwicklung e.V.

„Bildung ist die mächtigste Waffe, um die Welt zu verändern.“ Mit diesem Zitat von Nelson Mandela werden die Besucher der neuen Website des Vereins „Bildung fördert Entwicklung“ online empfangen. Lange hat der Verein an der Gestaltung seines neuen Internetauftritts gearbeitet, „um ein modernes Format zu schaffen“. Das sagt Christel Aretz, stellvertretende Vereinsvorsitzende. Gemeinsam mit dem Ersten Vorsitzenden, dem ehemaligen Trierer Hochschullehrer Johannes Michael Nebe, war sie schon oft dort, wo dringend Spenden gebraucht werden: im Slum Mathare in Nairobi, der Hauptstadt Kenias. Über 400 000 Menschen leben dort.

„Nur wer schon einmal dort war, wird begreifen können, was es tatsächlich heißt, in Armut und in einem Slum zu leben“, sagt Nebe. Er und Aretz wissen auch, wie die Slumbewohner Tag für Tag ums Überleben kämpfen und wie viele Talente brach liegen, weil Förderung fehlt. Doch daran soll sich mit dem „Meine Hilfe zählt“-Projekt „Unterstützung der ersten Bibliothek in den Slums von Nairobi“ etwas ändern.

 Auch Computerkurse werden in der Bibliothek im Slum Mathare in Nairobi angeboten.

Auch Computerkurse werden in der Bibliothek im Slum Mathare in Nairobi angeboten.

Foto: Bildung fördert Entwicklung e.V.

Nebe sagt: „Es ist unser wohl größtes und herausforderndstes Projekt.“ Gemeinsam mit John Wesonga, einem ehemaligen Studenten und Teilnehmer eines Projekts an der Uni Trier, hat der Verein in einer leerstehenden Kirche das scheinbar Unmögliche möglich gemacht: Im Slum ist die erste Bibliothek entstanden. „A Glimmer of Hope“, was übersetzt „Ein Strahl der Hoffnung“ heißt, steht auf einem Transparent über der Tür des leuchtend roten Gebäudes. So zeigt es ein Foto.

Wesonga kümmert sich vor Ort, mailt und telefoniert regelmäßig mit Nebe. Die Bibliothek wird sehr gut angenommen. „Das Lesen erweist sich schon jetzt als groß­artiger Entwicklungsfaktor“, sagt Christel Aretz. Sie erinnert sich an ein Mädchen, das unter einer Straßenlaterne saß und die Zeit vergessend in einem Buch schmökerte.

Die Bibliothek wächst. Seit einem Jahr wird an einem Bildungs- und Kulturzentrum gebaut. Was darin passieren soll, steht schon fest: Veranstaltungen zur politischen Bildung und Friedens­arbeit, Seminare, um Konflikte besser zu lösen und damit die Slumbevölkerung stärker zusammenhält, sind geplant – und Fortbildungen für die meist nur dürftig ausgebildeten Lehrer.

Dichter, die im Slum aufgewachsen sind, sollen dort öffentlich vortragen, was sie in Worte gefasst haben, Künstler eine Bühne bekommen – um nur einige der vielen Pläne zu nennen.

 Ein deutscher Orthopädiemechaniker hat junge Menschen in Beit Jala im Westjordanland ausgebildet, um dort für Kinder notwendige Hilfsmittel wie Einlagen, Schienen und Prothesen zu fertigen. Das Foto wurde vor der Corona-Pandemie aufgenommen.

Ein deutscher Orthopädiemechaniker hat junge Menschen in Beit Jala im Westjordanland ausgebildet, um dort für Kinder notwendige Hilfsmittel wie Einlagen, Schienen und Prothesen zu fertigen. Das Foto wurde vor der Corona-Pandemie aufgenommen.

Foto: TV/Lifegate

Aktuell lernen Jugendliche, mit dem Computer umzugehen. „Um ihnen einen Zugang in das digitale Zeitalter und damit eine neue Welt zu ermöglichen“, sagt Nebe. Damit das Projekt weiter gedeihen kann, braucht es noch 5825 Euro. TV-Leserinnen und -Leser haben bereits ein Drittel der insgesamt benötigten Summe gespendet und geholfen, den entwicklungspolitischen Meilenstein zu setzen, wie es auf der neuen Website des Vereins unter www.bildung-foerdert-
entwicklung.de heißt.

Mehr als 5000 Kilometer Richtung Norden verhilft ebenfalls ein Verein Menschen zu einem besseren Leben. Nach einem Besuch im Westjordanland stand für Mechthild Bach aus Trier fest, sich für diejenigen zu engagieren, die von Geburt an ausgestoßen werden. Denn Babys, die mit einer Behinderung zur Welt kommen, werden von ihren eigenen Familien versteckt, die meisten Väter verlassen Frau und Kind nach der Geburt. Wie von Trier aus helfen? Bach unterstützt die Reha-Einrichtung über den Förderverein Tor zum Leben – Lifegate Rehabilitation. Anfang der 1990er Jahre hatte sich die Frage gestellt, wie das Team von Deutschland aus vor Ort unterstützt werden könne. Zurückgekehrte Freiwillige haben dann im April 1993 in Würzburg den Verein gegründet. Heute hat er rund 250 Mitglieder, die Lifegate durch praktische Arbeit oder durch Spenden unterstützen. Das Herzstück ist das sogenannte Lifegate-Haus. In Kitas, Schule und Werkstätten werden Kinder und junge Erwachsene mit den unterschiedlichsten Behinderungen gefördert. Und die Mitarbeitenden setzen sich dafür ein, dass die jungen Menschen einen Platz mitten in der Gesellschaft finden.

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