Meine Hilfe zählt Hoffnung für Menschen im Slum

Trier/Nairobi · Meine Hilfe zählt: Trierer Verein bittet um Spenden, damit bitterarme Einwohner Nairobis Bücher lesen und sich bilden können.

 Die Mädchen und Jungen im Slum von Nairobi freuen sich über Stifte zum Schreiben üben.  Für sie ist Bildung der Weg zu einem besseren Leben.

Die Mädchen und Jungen im Slum von Nairobi freuen sich über Stifte zum Schreiben üben.  Für sie ist Bildung der Weg zu einem besseren Leben.

Foto: TV/Verein Bildung fördert Entwicklung

Es sind unvergessliche Momente für Christel Aretz: Während eines Besuchs in Nairobi sieht sie in der noch provisorischen Bibliothek ein Mädchen mit einem Buch. Zurück in Trier klingelt ihr Handy:  Ein Foto. Darauf ist ein Kind zu sehen, das unter einer Straßenlaterne sitzt, liest und schreibt. Es hatte das Licht gesucht, weil es lernen wollte. Denn in der Hütte, ihrem Zuhause, ist es wie in allen Hütten stockdunkel.

Aretz engagiert sich im Verein Bildung fördert Entwicklung. Sie war mehrfach in Kenia und ist verantwortlich für das neue Meine-Hilfe-zählt-Projekt „Unterstützung der ersten Bibliothek in den Slums von Nairobi“.

 MHZ Spendenstand 1102

MHZ Spendenstand 1102

Foto: TV/Schramm, Johannes

Die rund 400 0000 Menschen im Slum Mathare sind bitterarm. Sie suchen im Müll nach Lebensmitteln. Die Slums dieser Welt ähneln sich.  Vereinsvorsitzender Johannes Michael Nebe hatte vor mehr als fünfzig Jahren erstmals in Indien einen Menschen gesehen, der aus dem Müll eine Bananenschale zog, um herauszufischen, was noch darin war. Später dann, während einer Reise nach Kenia, hatte Nebe den Impuls verspürt zu handeln. So erinnert sich der heute 79-Jährige. Jahrzehntelang hatte er an der Uni Trier gelehrt und etliche Projekte der Entwicklungsförderung in Kenia geleitet. Zigmal war er in dem ostafrikanischen Land, hat Studierenden Bildungsreisen auch nach Trier ermöglicht und Praktika vermittelt (der TV berichtete).

  Die Triererin Christel Aretz engagiert sich im Verein „Bildung fördert Entwicklung“. Im Slum von Nairobi baut sie eine Bibliothek für Kinder und Erwachsene auf.

Die Triererin Christel Aretz engagiert sich im Verein „Bildung fördert Entwicklung“. Im Slum von Nairobi baut sie eine Bibliothek für Kinder und Erwachsene auf.

Foto: TV/Verein Bildung fördert Entwicklung

Morgen wird er mit Christel Aretz und weiteren fünf Mitgliedern des Vereins wieder im Flieger sitzen: Luxemburg, Frankfurt, Nairobi. Mit im Gepäck werden sie die heutige Ausgabe des Trierischen Volksfreunds und 200 englischsprachige Bücher haben. Denn im Slum entsteht in einer alten leerstehenden Kirche eine Bibliothek. „Wir haben diese Bücher gesammelt“, sagt Aretz. Für sie ist es, als würde sie Schätze nach Nairobi tragen. Aretz ist bekannt dafür, dass sie das Erbe der ­Schriftstellerin Clara Viebig bis heute lebendig hält. „Was ich lese, kann mir keiner mehr nehmen“, sagt die 80-Jährige. Wer ein Buch in die Hand nehme, mache Erfahrungen, die man teilen könne. Bereits 200 Bücher stehen in der noch provisorischen Bibliothek in Nairobi. „Sehr beliebt ist ‚Der kleine Prinz’“, sagt Nebe. Menschen, die lesen, tauchten ein in eine andere Welt, um sich selbst zu finden und alles um sich herum zu vergessen. Auch das Elend.

 Auch einige Schul- und Sachbücher hat Christel Aretz für die Kinder im Slum von Nairobi bereits besorgt. Weitere sollen folgen.

Auch einige Schul- und Sachbücher hat Christel Aretz für die Kinder im Slum von Nairobi bereits besorgt. Weitere sollen folgen.

Foto: TV/Verein Bildung fördert Entwicklung

John Wesonga (30), ist ein ehemaliger Student, der schon  mehrfach in Trier war. Er erwartet Nebe, Aretz und die weiteren Vereinsmitglieder. Heute gibt Wesonga drogenabhängigen Kindern und Jugendlichen, die auf der Straße leben, Hoffnung. Er bringt sie in eine von italienischen Priestern geleitete soziale Einrichtung. Und Wesonga hat mit Hilfe aus Luxemburg ein Berufsschulzentrum gebaut, in dem die Heranwachsenden ein Handwerk erlernen können. Zufällig war eine Gruppe aus Luxemburg in Nairobi auf Wesonga getroffen. „Sie waren von dem jungen Mann begeistert, der klug ist und anpackt, damit es den Menschen in seiner Heimat besser geht“, sagt Nebe. Auch die Idee, die Bibliothek „Strahl der Hoffnung“ zu nennen, stamme von dem engagierten Kenianer.

Die Bibliothek kann helfen auszugleichen, was Regierung und Armut den Kindern im Slum vorenthält: Bildung. In den Hütten gibt es keine Bücher, auch nicht in den überfüllten Schulen. Aretz sagt: „In der Bibliothek wird es auch Schulbücher geben, damit sich die Freude am Lesen entwickeln kann.“ Und sie soll Kultur- und Bildungszentrum für Jung und Alt werden – sowie ein Raum für Talente: für Maler, Sänger, Tänzer, Sportler.

„Die Menschen in den Slums tragen viel in sich, sie brauchen nur eine Chance“ sagt Aretz. Noch steht die Bibliothek im Rohbau, doch der Anfang ist gemacht.

TV-Leser können dazu beitragen, dass die Premiere „eine Bibliothek im Slum“ gelingt und das Meine-Hilfe-zählt-Projekt unter der Nummer 76630 unterstützen. Denn der Schlüssel zu einem besseren Leben ist Bildung.

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